Levo goes Carbon! Doch wer glaubt, der einzige Vorteil des neuen Specialized Turbo Levo FSR Carbon 2018 sei sein geringeres Gewicht, täuscht sich. Mit dem Carbonmodell kommen eine neue Motorenversion, ein neues Fahrwerk, eine neue Ausstattung und eine serienmäßige Remote-Lenkerbedienung des Motors. Ach ja, außerdem bietet das S-Works-Modell ein verstecktes Feature, mit dem man vor der Eisdiele richtig punkten kann!

Danger, High Voltage – Specialized hat uns in die USA eingeladen, um im Mountain Creek Bike Resort in New Jersey das neue Turbo Levo FSR Carbon 2018 ausgiebig zu testen. Den Lift haben wir links liegen gelassen und sind auf unseren Elektro-Rössern durch die Prärie geheizt. Nach vier Tagen im Ressort beantworten wir euch die 9 wichtigsten Fragen zu den neuen Modellen und liefern euch alles, was ihr wissen müsst!

1. Welche Vorteile hat der Carbonrahmen? Und was ändert sich im Vergleich zum Aluminiummodell?

Die Geometrie ist beim neuen Levo Carbon die gleiche wie bei den Alumodellen. Die Unterschiede betreffen vor allem Gewicht und Steifigkeit. So soll laut Specialized der Carbonrahmen im Vergleich zur Aluminiumversion 20 % steifer sein. Das S-Works-Modell spart rund 650 g Gewicht am Rahmen, das Expert- und Comp-Modell nur 500 g. Alle Modelle verwenden das gleiche Carbon, allerdings ist beim Expert- und Comp-Modell der Hinterbau aus Aluminium gefertigt. Das Gesamtgewicht des S-Works Turbo Levo FSR 6Fattie beträgt in Größe M 21,05 kg, das Comp-Modell kommt auf 21,95 kg.

2. Ist Carbon sicher?

Ja. Im Gegensatz zu Aluminium sieht man Carbon Beschädigungen oder Materialfehler zwar meist nicht an, es hält in der Regel jedoch deutlich höhere Belastungen aus als Aluminium. Viele Bikehersteller, darunter auch Specialized, haben jahrzehntelange Erfahrung mit Carbon im Mountainbike-Einsatz und haben sogar Carbon-Downhillbikes im Programm.

3. Habe ich mit dem Carbonmodell eine höhere Reichweite?

Ja. Man ist sogar schneller. Das liegt jedoch nur marginal an der Gewichtsersparnis, sondern vor allem an der neuen Motorenversion. Dank eines Updates der Mission Control-App, mit dem die Infinite Tune-Funktion hinzukommt, hat man weitere Einstellungsmöglichkeiten, um den Motor individuell auf die eigene Fahrweise anzupassen und damit auch die Reichweite zu optimieren. Da das App-Update mit dem Infinite Tune zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar war, konnten wir es leider noch nicht testen.

4. Was kann der neue Motor des Levo?

Die neue Motorenversion (Turbo 1.3) setzt nicht nur auf die neue Brose Drive S-Hardware, sondern bekommt von Specialized noch einige Softwareanpassungen spendiert. Laut Specialized soll der Turbo 1.3 15 % mehr Power besitzen, was man auf dem Trail auch deutlich spürt. Deutlich kraftvoller und damit auch schneller erklimmt man selbst steile Anstiege, ohne das natürliche Feeling des Motors zu verlieren.

Darüber hinaus ist der Motor deutlich effizienter geworden, was vor allem auf das bessere Hitze-Management zurückzuführen ist. Hat der Motor bei langen Anstiegen hitzebedingt reguliert oder gar abgeschaltet, liefert der Turbo 1.3 nun deutlich länger volle Unterstützung. Erreicht wurde das verbesserte Hitzemanagement durch eine bessere Hitzeableitung im Rahmen, im Motor selbst und durch das Software-Update. Auf der Haus-Testrunde der Specialized-Entwickler in den Schweizer Alpen soll das neue Levo beim 1000-hm-Anstieg rund 27 %, respektive 12 min (!) schneller sein.

Auffällig ist zudem, dass der Motor deutlich souveräner und gleichmäßiger seine Unterstützung liefert und sich ruhiger fährt. Manchem Levo-Fahrer wird ein gewisser Jojo-Effekt vertraut vorkommen – die gute Nachricht: Das ist nun vorbei! Laut Specialized soll eine verbesserte Motorensteuerung dafür sorgen, dass der Motor unrunde Tretbewegungen oder Kraftunterschiede zwischen linkem und rechtem Pedal besser ausbalanciert.

Uphillflow? Na ja, nicht wirklich. Dennoch schiebt der neue Turbo 1.3-Motor auch im niedrigeren Trittfrequenzbereich kraftvoll bergauf.

Specialized gibt den optimalen Trittfrequenzbereich mit 75–90 rpm an. Doch auch im niedrigeren Trittfrequenzbereich reagiert der Motor nun noch sensibler und schiebt den Fahrer kraftvoll bergauf. We like!

Wer weitere Detailinfos zum neuen Motor möchte, findet sie hier: Erster Test: Specialized Turbo 1.3 Motor

5. Kann ich den Motor meines aktuellen Levos updaten/upgraden?

Ja, Levo-Fahrer können die Software ihres Motors beim Fachhändler updaten. Das Update bezieht sich allerdings nur auf die Software, die Hardware-Verbesserungen kann man nicht upgraden.

6. Was hat sich an den Fahreigenschaften geändert?

Am deutlichsten spürt man natürlich das Motorenupdate auf dem Trail (siehe Punkt 4). Darüber hinaus hat sich durch die neue Ausstattung jedoch einiges geändert und insbesondere die Sicherheit wurde erhöht. So kam aufgrund der längerhubigen Öhlins RX36-Federgabel (10 mm mehr Federweg im Vergleich zum aktuellen Levo-Modell) das Tretlager höher. In Kombination mit den 165 mm kurzen Custom-Kurbeln hatten wir selbst im sehr steinigen Mountain Creek Resort fast keine Pedalaufsetzer mehr. Durch Anlieger, Steinfelder und über Sprünge fräst man ebenfalls einen Tick souveräner, was nicht zuletzt auf das neue Cockpit mit dem 780 mm breiten Lenker (kann man natürlich kürzen!) zurückzuführen ist. Das potente Öhlins-Fahrwerk am S-Works funktioniert tadellos und lässt viel Spielraum für eine individuelle Abstimmung.

7. Was sind die Ausstattungs-Highlights?

Der neue Remotehebel: ergonomische Position, gute Haptik! Über die Plus-/Minus-Tasten kann man durch die drei Modi navigieren, zudem gibt es einen Walk-Modus sowie die Blitz-Taste, mit der man auf Knopfdruck in die stärkste Unterstützungsstufe springen kann.
Leider kein Highlight: Die SRAM XX1-Schaltung ist zwar Top-of-Line, aber sie kommt mit dem standardmäßigen XX1-Trigger. Bei den günstigeren Levo-Modellen verbaut Specialized einen Custom-GX-Schalthebel, der auf die 1X-Technologie der SRAM EX1-Schaltung zurückgreift und pro Schaltvorgang nur einen Gangwechsel erlaubt – damit wird die Haltbarkeit der Schaltung deutlich erhöht, Stichwort Kettenrisse.
Das Specialized-Badge auf dem Steuerrohr des S-Works-Modells macht einiges her!

Und wie gebe ich jetzt vor der Eisdiele an? Schau dir den Clip an!

Dicke Stopper: SRAM Code RSC-Bremsen mit 200-mm-Scheiben.
Der neue Specialized Butcher Grid in 27,5 x 2,8″-Ausführung.
Öhlins RXF 36-Federgabel mit 150 mm Federweg, einstellbarem Rebound und High- und Lowspeed-Druckstufe.

8. Warum hat das Levo immer noch kein Display?

Specialized möchte kein (teures) Display verkaufen, sondern dem Kunden die Wahl lassen, welches Display er verwenden möchte: keines (respektive nur die Anzeige auf der Batterie), ein Garmin oder einen anderen GPS-Computer oder gar eine Smartwatch – dank ANT+ hat der Fahrer die Wahl.

9. Werden die Updates auch bei den günstigeren Aluminiummodellen verfügbar sein?

Ja, die neue Motorenversion kommt auch bei den Alumodellen und den Short-Travel-Modellen zum Einsatz. In Sachen Leistung sollen die Alu- und Carbonmodelle identisch sein, wobei die Hitzeableitung beim Carbonmodell eine deutlich größere Herausforderung war; laut Specialized soll die Hitzeableitung der Carbonmodelle jedoch auf einem ähnlichen Niveau wie die der Alumodelle liegen – der Hauptgrund für die Schwierigkeiten in der Entwicklung liegt in der Motorenaufnahme und der Hitzeableitung, die bei Alu prinzipiell besser als bei Carbon funktioniert. Während alle Carbonmodelle mit 504-Wh-Akkus kommen, verfügt nur das Alu-Comp-Modell über einen so großen Akku, das günstigere Modell besitzt nur 460 Wh.

Specialized Geometrie, Ausstattungsvarianten

Größe S M L XL
Sattelrohr 396 mm 435 mm 468 mm 520 mm
Oberrohr 554 mm 581 mm 611 mm 644 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 130 mm 150 mm
Lenkwinkel 66,1 ° 66,1 ° 66,1 ° 66,1 °
Sitzwinkel 74,2 ° 73,9 ° 73,6 ° 73,3 °
Kettenstrebe 459 mm 459 mm 459 mm 459 mm
Tretlager Höhe 340 mm 340 mm 340 mm 340 mm
Radstand 1157 mm 1185 mm 1215 mm 1250 mm
Reach 386 mm 411 mm 430 mm 456 mm
Stack 598 mm 603 mm 630 mm 649 mm

Men’s S-WORKS Turbo Levo FSR 6FATTIE/29

Federgabel Öhlins RXF36 150 mm
Dämpfer Custom Öhlins STX 135 mm
Motor / Akku Turbo 1.3 / 504 Wh
Bremsen SRAM Code RSC
Schaltung SRAM XX1
Sattelstütze Command Post IRcc 100 mm / 125 mm
Vorbau Syntace F109
Lenker Specialized Trail Carbon 780 mm
Reifen Specialized Butcher GRID 2,8″
Laufräder Roval Traverse SL
Preis 9.999 €


Men’s Turbo Levo FSR EXPERT Carbon 6FATTIE/29

Federgabel Öhlins RXF36 150 mm
Dämpfer RockShox Monarch RT 135 mm
Motor / Akku Turbo 1.3 / 504 Wh
Bremsen SRAM Code R
Schaltung SRAM X01
Sattelstütze Command Post IRcc 100 mm / 125 mm
Vorbau Specialized Trail
Lenker Specialized Trail 780 mm
Reifen Specialized Butcher GRID 2,8″
Laufräder Roval Traverse Carbon
Preis 7.299 €


Men’s Turbo Levo FSR COMP Carbon 6FATTIE/29

Federgabel RockShox Relevation 150 mm
Dämpfer RockShox Monarch RT 135 mm
Motor / Akku Turbo 1.3 / 504 Wh
Bremsen SRAM Guide RE
Schaltung SRAM GX
Sattelstütze Command Post IRcc 100 mm / 125 mm
Vorbau Specialized Trail
Lenker Specialized 780 mm
Reifen Specialized Butcher GRID 2,8″
Naben/Felgen Specialized/Roval
Preis 5.999 €

Fazit: Specialized S-Works Turbo Levo FSR Carbon 2018

Mit der neuen Modell- und insbesondere Motorengeneration macht Specialized einen Quantensprung und behebt die meisten Kritikpunkte am aktuellen Turbo Levo. Das Motorenupdate war dabei eine notwendige und erfolgreiche Maßnahme und macht den Antrieb in Hinblick auf die Motorleistung wieder konkurrenzfähig. Die gute Nachricht ist, dass aktuelle Levo-Besitzer durch ein Software-Update zwar nicht alle, aber einige Benefits der neuen Motorenversion erhalten. Das neue Specialized S-Works Turbo Levo FSR Carbon 6Fattie bildet die exklusive Speerspitze der Flotte und ist bis auf den Schalt-Trigger absolut stimmig ausgestattet und konsequent auf Trailperformance getrimmt. Noch nie hatten wir so ein dickes Grinsen auf den Backen wie mit dem neuen Turbo Levo Carbon! Great job, Specialized!

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com


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Words & Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.