Wissen ist Macht – insbesondere, wenn es um die Entwicklung elektronischer Komponenten geht. Specialized hat die Daten von rund 3 Mio. Trailkilometern über die Mission Control App gesammelt und so ihren Motor kontinuierlich verbessern können. Das Resultat ist der neue Turbo 1.3-Motor, dessen signifikante Hard- und Software-Updates sowohl für Neukäufer als für Levo-Besitzer wichtig sind.

In unserem jüngsten Motorenvergleichstest haben wir diverse Kritikpunkte am Brose-Motor aufgezeigt. Beim neuen Levo kommt nun der neue Brose S Motor zum Einsatz, der über eine ganze Reihe Neuerungen und Verbesserungen verfügt. Dennoch ist Brose-Motor nicht gleich Brose-Motor. Specialized selbst spricht gar von einem eigenen Motor, da die Amerikaner zwar auf die Brose-Hardware zurückgreifen, aber ein eigenes Software-Entwicklungsteam besitzen, welches maßgeblich die reale Motor-Performance bestimmt. Der neue Motor soll in vier Punkten signifikant verbessert worden sein: Leistungsentfaltung, Reichweite, Fahrgefühl und Anpassbarkeit.

1. Leistungsentfaltung

Der neue Motor soll rund 15% mehr Leistung besitzen, was man auf dem Trail auch definitiv spürt. Wir konnten den Motor leider noch nicht im direkten Vergleich zu einem Bosch CX oder einem Shimano STEPS Motor fahren, doch sollte man nun im Anstieg nicht mehr so leicht abgehängt werden. Auch wenn Specialized den optimalen Trittfrequenzbereich mit 75 bis 90 Kurbelumdrehungen pro Minute beziffert, liefert der Turbo 1.3 auch bei deutlich niedrigerer Trittfrequenz ordentlich Schub.

2. Reichweite

Wer glaubt man brauche vor allem mehr Akku-Kapazität für eine größere Reichweite, der irrt (siehe 11 Tipps Artikel). Der neue Motor soll nicht nur eine längere Reichweite ermöglichen, sondern auch länger die maximale Unterstützung bereitstellen können. Der wichtigste Punkt ist hier das Hitze-Management, schließlich wird Akku-Energie sowohl in Vortrieb als auch Hitze umgewandelt.

Dieses weiße Thermopad soll die Wärme vom Motor deutlich besser in den Rahmen ableiten.

Dank neuer Magnete und Thermopads im Motorinneren soll die Hitze gleichmäßiger verteilt und vom Motorblock abgeleitet werden. Das gleiche gilt für die Ableitung in den Rahmen – auch hier kommen Thermopads zum Einsatz. Während beim Alu-Levo auch eine Alu-Motorenaufnahme verwendet wird, war es beim Carbon-Modell deutlich aufwendiger mit einer speziellen (ebenfalls aus Alu gefertigten) Motorenaufnahme eine identische Wärme-Ableitung zu erreichen. Dies verdeutlicht, dass die Motorenintegration eine wichtige Rolle dabei spielt, wie Wärme abgeleitet und damit auch die Reichweite beeinflusst wird. Vor kurzem haben wir uns bereits ausführlich dem Thema Motorenreichweite und falsche Labortests gewidmet.

Hat der Motor bei langen Anstiegen hitzebedingt herunterreguliert oder gar abgeschalten liefert der Turbo 1.3 nun deutlich länger volle Unterstützung. Auf der Haus-Testrunde der Specialized-Entwickler in den Schweizer Alpen soll das neue Levo beim 1000-hm-Anstieg rund 27%, respektive 12 Minuten (!) schneller sein.

3. Fahrgefühl

Levo-Besitzern ist eventuell aufgefallen, dass sich je nach Fahrweise ein gewisser Jojo-Effekt eingestellt hat – sprich, dass durch ungleichmäßigen Fahrer-Input der Motor zu sensibel reagiert hat. Der neue Turbo 1.3 Motor agiert hier nun deutlich souveräner und geschmeidiger und sorgt für ein ruhigeres Fahren. Am deutlichsten spürbar ist jedoch die erhöhte Leistungsentfaltung, die noch immer deutlich natürlicher als beim Bosch CX Motor erfolgt – aber dafür nun ähnlich kraftvoll. Noch nie hatten wir ein dickeres Grinsen auf einem Levo-Ride – dem Specialized Turbo 1.3 Motor sei dank!

4. Anpassbarkeit

Mit dem Motoren-Update kommt zudem ein Update für die Mission Control App. Laut Specialized wird die App und die Motorenanpassung sehr gut genutzt und in Foren werden gar Lieblings-Settings ausgetauscht. Mit dem Infinite Tune geht Specialized nun noch einen Schritt weiter und lässt dem Fahrer noch mehr Freiheiten, die Leistungsentfaltung des Motors zu individualisieren. So kann der Fahrer nun für jeden Unterstützungs-Modus zusätzlich die maximale Stromstärke einstellen und die verschiedenen Parameter noch stärker auf die eigenen Vorlieben anpassen. Bestehende Features wie die Smart Control Funktion in der App sowie hardwareseitig das relativ niedrige Fahrgeräusch und die Entkopplung über 25 km/h bleiben bei dem Motor natürlich erhalten.

Bekommen Specialized Levo-Fahrer ein Update?

Die meisten Neuerungen des Specialized Turbo 1.3 sind auch für Levo-Besitzer spannend. Sie können ein Software-Update bei ihrem Fachhändler durchführen lassen und so von einigen Vorteilen profitieren: Die Energiezufuhr und damit Effizienz wurde durch das Software-Update optimiert, sowie die Sensibilität gegenüber ungleichmäßigen Kurbelumdrehungen des Fahrers reduziert.

Alle weiteren Specialized-Updates gibt es in unserem Ersten Test zum neuen Specialized Levo Carbon.


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Words & Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.