Nachdem das Pivot Shuttle vor knapp zwei Jahren vorgestellt wurde, bekommt es jetzt mit größeren Laufrädern und mehr Federweg ein paar Updates. Außerdem gibt es das E-Mountainbike der amerikanischen Edel-Marke jetzt auch in einer günstigeren Variante. Wir verraten euch, wie sich die Updates auf dem Trail bemerkbar machen und ob das günstigere Modell nicht sogar das besser Gesamtpaket ist.

Im Sommer 2017 vorgestellt, war das erste E-Mountainbike von Pivot eine absolute Überraschung, da keiner so schnell mit einem E-MTB der Bike-Schmiede aus Arizona gerechnet hatte. Umso größer war die Vorfreude als die Einladung zur Präsentation des neuen Pivot Shuttle 2020 kam. Dann unser erster Eindruck: ernüchternd. Denn beim flüchtigen Blick über das Rad scheint sich nicht viel geändert zu haben – aber braucht es überhaupt jährlich von Grund auf neue Räder?

Pivot Shuttle Team XTR | Shimano STEPS E8000/504 Wh | 160 mm/150 mm (v/h) | 20,29 kg | 10.499 €

Was ist neu beim Pivot Shuttle 2020?

Bevor wir zu den Neuigkeiten kommen, beginnen wir mit dem, was geblieben ist. Der Look des neuen Shuttle gleicht weitestgehend seinem Vorgängermodell und beruht auch weiterhin auf dem hochwertigen Vollcarbon-Rahmen der ersten Shuttle-Generation. Auch das Shuttle 2020 wird von einem Shimano STEPS E8000-Motor angetrieben und von einer externen 504 Wh-Batterie, die in dem Rahmen integriert ist, versorgt. Durch Lösen von acht Schrauben kann der Akku samt Trägerplatte aus dem Rahmen entfernt werden. Pivot hält somit auch weiter am Verschrauben des Akkus fest, da angeblich nur so die nötige Steifigkeit des Rahmens gewährleistet werden kann. Neu an der Stelle ist das Quick-Release-System, mit dem man den Akku leicht und ohne Werkzeug von der Trägerplatte lösen kann.

Neu sind ebenfalls die verbauten 29”-Laufräder von DT Swiss. Nach wie vor lassen sich auch 27,5”-Laufräder mit einer maximalen Reifenbreite von bis zu 3” montieren. Außerdem wurde dem Pivot Shuttle ein weiterer Zentimeter Federweg an der Front spendiert, sodass man neuerdings mit 160 mm-Federweg an der Front durch Steinfelder bügeln kann. Der hintere Federweg beschränkt sich auf 140 mm.

Optisch kommt das Shuttle in gedeckteren Farben. Die Race XTR-Variante ist zwar ebenfalls in Blau erhältlich, verzichtet aber auf die neongelben Applikationen. Die „preiswertere“ Team-XT-Ausstattung für 7.899 € wird in einem unauffälligen Schwarz ausgeliefert.

Die Ausstattungsvarianten des neuen Pivot Shuttle

Die auffälligste Änderung bei der Ausstattung betrifft das Schalten, was in Zukunft nicht mehr elektronisch stattfinden wird. Statt auf vollelektrisch, setzt Pivot lieber auf Bandbreite und spendiert dem Shuttle Team XTR eine Shimano XTR-Gruppe mit 12 Gängen. Gebremst wird mit der Vierkolbenbremse Shimano XT. Das Fahrwerk wird auch weiter von FOX geliefert und besteht aus der FOX Factory 36-Federgabel und dem FOX Factory FLOAT DPX2-Dämpfer in der High End-Ausstattung. Das Shuttle rollt auf griffigen MAXXIS Minion DHF 2,5”- und DHR II 2,4”-Reifen, aufgezogen auf die E-Bike-optimierten DT Swiss EB 1535-Laufräder. Das hauseigene Carbon-Cockpit macht einen wertigen und aufgeräumten Eindruck.

Federgabel FOX 36 Factory 160 mm
Dämpfer FOX Factory FLOAT DPX2 140 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000 504 Wh
Schaltung Shimano XTR 12-fach
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 203/180 mm
Sattelstütze FOX Transfer 150 mm
Vorbau Pheonix Team 45 mm
Lenker Pheonix Team Carbon 760 mm
Laufradsatz DT Swiss EB1535 29″
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHRII 2,5″/2,4″


Pivot Shuttle Race XT

Für 2.600 € weniger, sprich 7.899 €, bekommt man beim Shuttle Race XT ebenfalls ein FOX-Fahrwerk, allerdings in der Performance-Ausführung mit FOX Performance 36 und FOX Performance FLOAT DPX2-Dämpfer. Geschaltet wird mit einer Shimano XT-Schaltung und 1×11 Gängen. Das Bremen wird von der Shimano BR-TM520 übernommen, die ebenfalls mit vier Kolben ausgestattet ist. Bei den Reifen wird nicht gespart, sodass auch die günstigere Race XT-Ausstattung mit den hochwertigen MAXXIS Minion DHF und DHR II bereift ist. Das Ganze rollt auf DT Swiss EB 1935-Laufrädern.

Federgabel FOX 36 Performance 160 mm
Dämpfer FOX Performance FLOAT DPX2 140 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000 504 Wh
Schaltung Shimano XT 11-fach
Bremsen Shimano BR-TM520 4-Kolben 203/180 mm
Sattelstütze FOX Transfer 150 mm
Vorbau KS Rage I 45 mm
Lenker Pheonix Race Alluminium 760 mm
Laufradsatz DT Swiss EB1935 29″
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHRII 2,5″/2,4″

Die Geometrie des neuen Pivot Shuttle

Durch die kleinen Änderungen beim Federweg und den Laufrädern hat sich auch die Geometrie nur leicht verändert. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Statt 65,8° Lenkwinkel trifft die Achse der Gabel nun in einem Winkel von 65,2° auf den Boden. Die Kettenstrebe ist um einen kaum erwähnenswerten Wert von 1 mm auf 438 mm länger geworden. Dafür ist der Reach um ganze 6 mm auf 459 mm geschrumpft und der Stack um 4 mm auf 625 mm gewachsen – jeweils in Größe L. Das Tretlager hat mit 1,5 cm den größten Sprung von 348 mm auf 363 mm gemacht.

Größe S M L XL
Sattelrohr 396 mm 427 mm 458 mm 496 mm
Oberrohr 600 mm 619 mm 641 mm 667 mm
Steuerrohr 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,2° 65,2° 65,2° 65,2°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 438 mm 438 mm 438 mm 438 mm
Tretlager Höhe 363 mm 363 mm 363 mm 363 mm
Radstand 1.182 mm 1.206 mm 1.230 mm 1.260 mm
Reach 419 mm 439 mm 459 mm 484 mm
Stack 607 mm 616 mm 625 mm 635 mm

Das Pivot Shuttle Team XTR auf dem Trail

Die ersten Meter auf dem Pivot Shuttle zeigen, dass es nichts an seinem Komfort verloren hat. Die Sitzposition ist aufrecht und beim Aufstehen findet man sich in einer sehr zentralen Position wieder. Im Uphill zeigt sich das Shuttle agil-verspielt, aber dennoch berechenbar. Leicht lassen sich Wurzeln und Absätze erklimmen, bei denen die 29”-Laufräder ihre Karten ausspielen. Wird es wirklich steil, verliert das Vorderrad ab und zu Bodenkontakt, was man aber mit gezielter Gewichtsverlagerung gut in den Griff bekommt. Im Vergleich zu den breiten 2,8”-Reifen des Vorgängermodells steht der schmalere 2,4”-Minion DHR II am Heck in Sachen Grip diesem kaum nach. Wer allerdings maximalen Halt beim Klettern sucht, kann sich das Shuttle auch mit MX-Bereifung aufbauen und fährt dann mit 27,5”-Laufrad hinten und 29” vorne.

Zuverlässig und präzise macht die neue Shimano XTR-Schaltung am Shuttle eine gute Figur und wechselt zur Not auch so gut wie ohne Kraftunterbrechung die Gänge.

Sobald man auf den ersten Trail einbiegt, zeigt das Shuttle sofort, welches Gelände es am liebsten hat: steil und gerne auch verblockt. Auf flachen Trails neigt das Shuttle durch den steilen Lenkwinkel zum Kippeln und durch den hohen Stack bekommt man nur mit gekonnter Gewichtsverlagerung nach vorne den Druck aufs Vorderrad. Wenn es allerdings steil wird, kann das Pivot sein volles Potenzial entfalten. Es lässt sich spielerisch in Kurven werfen und verlangt dem Fahrer wenig ab. Die 140 mm an Federweg am Heck schenken dem Rad einen straffen und definierten Charakter, der dazu einlädt, an Wurzeln und Kanten jederzeit abzuziehen. Das Fahrwerk arbeitet insgesamt sehr feinfühlig und generiert auf wurzeligen und steinigen Abschnitten viel Traktion. Bei wirklich harten Schlägen oder großen Sprüngen kommen die 140 mm am Heck an ihren Grenzen. Bei den Bremsen hätten wir uns gerade für den stattlichen Preis von 10.499 € eine XTR mit vier Kolben anstatt einer XT gewünscht.

POC Tectal Race SPIN | 100% S3 | Mons Royale Vapour Lite | POC Resistance Enduro | STANCE TRACKSTAND CREW | Specialized 2FO

Ist das günstige Shuttle das bessere?

Wir hatten bis jetzt leider noch nicht die Chance das Pivot Shuttle Race XT ausführlich zu testen – und dennoch zeigt sich schon auf den ersten Blick, dass die solide Ausstattung des günstigeren Modells keine Wünsche offenlässt. Wer auf etwas mehr Bling-Bling verzichten kann und 10.499 € für Topmodels nicht auf der hohen Kante hat, der ist mir der Race XT-Ausführung auf jeden Fall besser beraten.

Fazit

Pivot zeigt mit dem neue Shuttle, dass kurze Produktzyklen in der Bike-Branche auf dem Rückmarsch und vor allem nicht zwingend notwendig sind und Modellpflege in Form von Detailverbesserungen ihren Zweck voll und ganz erfüllen. Auch wenn die Änderungen auf den ersten Blick nur marginal erscheinen, sind die Updates gerade für ambitionierte E-Mountainbiker, die sich auf anspruchsvollen Trails tummeln wollen, eine gelungene Weiterentwicklung. Der stattliche Preis für das Topmodell ist in Hinblick auf die Ausstattung echt eine Hausnummer, wir würden zum günstigeren Modell greifen, wobei mit 7.899 € noch immer eine stolze Summe hinzulegen ist.

Tops

  • hohes Maß an Sicherheit in anspruchsvollem Gelände
  • sensibles und potentes Fahrwerk
  • hochwertige Verarbeitungsqualität
  • agil-verspielter Charakter

Flops

  • Ausstattung könnte hochwertiger sein
  • aufwendige Akku-Entnahme

Mehr Informationen findet ihr unter pivotcycles.com


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Words: Photos: Stephan Peters