Was sind die besten E-Bikes für Touren, Radreisen und den Alltag? Im Handel werden dafür oft Trekking-Bikes empfohlen, aber ist das wirklich sinnvoll? Wir haben uns die Konzepte von Trekking-E-Bikes und zeitgemäßen Alternativen genauer angeschaut und sagen euch, was die beste Wahl für Pendler, Touren- und Genussfahrer ist.

Die E-Bike-Branche boomt und immer mehr Menschen sind fasziniert von den Möglichkeiten, die ihnen der elektrische Antrieb bietet. Doch spätestens beim Kauf eines neuen E-Bikes kommen Fragen auf, über die man vorher vielleicht gar nicht nachgedacht hat. Ganz zentral dabei: Welche Art von E-Bike brauche ich eigentlich? Ist man früher schon lange Rad gefahren, kennt man neben dem (E-)Mountainbike zahlreiche Fahrradkategorien wie Trekking-, Touren-, Cross- oder Fitness-E-Bikes. Dabei sind die Einsatzbereiche oftmals unklar und überschneiden sich häufig. Abseits von verführerischen Marketingversprechen und cleveren Vermarktungsstrategien vieler Marken, die um Unterscheidungsmerkmale buhlen und damit auf sich aufmerksam machen möchten, sollte doch das zählen, was der Kunde wirklich braucht und was ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – weiterbringt. Beim richtigen E-Bike geht es um das passende Bike für euch, eure Bedürfnisse und euren Einsatzzweck – und nicht um die Bikes, die der Händler vielleicht gerade am ehesten loswerden möchte.

Vor allem für Einsteiger und Umsteiger ist der Fahrradmarkt mit seinen zahlreichen Kategorien sehr verwirrend und unübersichtlich.

Tagtäglich erhalten wir zahlreiche Anfragen von Lesern, die wissen wollen, was für ein E-Bike sie sich kaufen sollen. Dabei sind es häufig nicht die erfahrenen (E-)Mountainbiker, die regelmäßig die Trails und Bikeparks rocken und beim Feierabendbier über die neuesten Federgabeln und Dämpfer fachsimpeln. Die wissen meist ziemlich genau, was für eine Art Bike sie brauchen, und finden in unseren Vergleichstests regelmäßig Anregungen rund um die neuesten Komponenten und besten E-Mountainbikes. Bei den Anfragen handelt es sich meist um Ein- und Umsteiger, die hauptsächlich auf Touren und im Alltag unterwegs und von den verschiedenen Bike-Gattungen, Wahlmöglichkeiten und Modellen schlichtweg überfordert sind. Denn die Flut an Wahlmöglichkeiten steht in starkem Kontrast zu den Bedürfnissen der zukünftigen Käufer, die meist ein einziges vielseitiges Bike für unterschiedlichste Einsatzzwecke suchen.

Ein Bike zum Pendeln, für Wochenendtouren mit Gepäck und Ausflüge ins Gelände? Das klingt ein wenig wie die Quadratur des Kreises. Also unmöglich?

Viele wissen ziemlich genau, für was sie ihr E-Bike nutzen möchten: Häufig soll es zum gelegentlichen Pendeln dienen, gleichzeitig für Ausflüge und Wochenendtouren mit Gepäck herhalten und vor allem eines sein: sicher in der Fahrweise und Handhabung. In den meisten Fällen wird dem Kunden dafür heute wie schon vor zwanzig Jahren ein Trekking-Bike empfohlen. Das hat lange Tradition – aber ist es auch sinnvoll? Was sind die Anforderungen an ein Touren- bzw. Trekking-E-Bike eigentlich?

Was ist ein Trekking-Bike?

Ein Trekking-Bike, auch All-Terrain-Bike (ATB) genannt, ist eine Mischung aus City- und Mountainbike und dank verkehrssicherer Vollausstattung für die Stadt, aber auch für Rad- und Waldwege konzipiert. Eine komfortable Sitzposition sowie eine tourentaugliche Ausstattung mit Gepäckträger, um Taschen zu transportieren, hat diese Fahrrad-Kategorie in der Vergangenheit häufig zur ersten Wahl für längere Touren und Fahrradreisen gemacht. Hier lag der Fokus auf Verkehrs- und Tourentauglichkeit für Rad- und Waldwege.

Bei nicht-motorisierten Trekking-Bikes standen die Haltbarkeit, Zuverlässigkeit und Leichtläufigkeit in der Ebene im Vordergrund – mit schmaleren Reifen und einer kurzhubigen Federgabel wollte man den Rollwiderstand im Vergleich zu Mountainbikes deutlich reduzieren, um leichter auf festen Wegen voranzukommen. Und genau so sind heutige Trekking-E-Bikes noch immer konzipiert: Nach wie vor sind sie meist mit einer kurzhubigen Federgabel und schmalen, halb profilierten 28”-Reifen ausgestattet. In Abwandlung dazu gibt es noch die Touren-, Fitness- und Cross-Bikes. Das sind ähnlich spezifizierte Bikes, teilweise jedoch ohne Vollausstattung. Bleibt noch anzumerken, dass die Abgrenzung der Kategorien voneinander oft sehr subjektiv ist und nicht wirklich trennscharf vorgenommen werden kann.

Die misslungene Elektrifizierung des Trekking-Bikes

Durch die E-Motorisierung wurde das Konzept „Trekking-Bike“ bereits vor Jahren über den Haufen geworfen – hinterfragt hat es bislang jedoch leider noch niemand! Denn das Mehrgewicht durch Akku und Motor sowie die daraus resultierenden zusätzlich wirkenden Kräfte werden dem klassischen Trekking-Bike-Design nicht mehr gerecht. Es braucht angepasste Geometrien für mehr Fahrstabilität, andere, stabilere und potentere Komponenten und einen neuen Denkansatz, um die Bedürfnisse, die an ein klassisches Trekking-Bike gestellt werden, auf die E-Bike-Welt zu übertragen. Das Thema Rollwiderstand und die damit einhergehenden schmalen Reifen sind nicht mehr so wichtig, schließlich hat man jetzt Motor und Akku, die neue Möglichkeiten eröffnen. Und dieser Motor unterstützt nun mal bis zur 25-km/h-Grenze – egal ob mit dickeren oder dünneren Reifen. Je nach Gelände, Luftdruck und Fahrweise sind die Einbußen in Sachen Reichweite vernachlässigbar.

Hinzu kommt: Die schmal dimensionierten Reifen reduzieren zwar den Rollwiderstand, kommen aber mit Querrillen, Bordsteinkanten, Gullideckeln, Schlaglöchern oder Straßenbahngleisen einfach schlecht zurecht. In unbefestigtem Gelände können sie ebenfalls ein Sicherheitsrisiko darstellen. Außerdem bieten die meist schlechteren Komponenten weniger Fahrsicherheit und Sicherheitsreserven als E-Mountainbikes. Bei Trekking-Bikes kann die Federgabel zwar Stöße absorbieren, aber selten die Traktion erhöhen – sprich die Fahrsicherheit liegt weit weg von dem Niveau, auf dem sie sein könnte, was gerade für Neueinsteiger und ältere Fahrer zu Nachteilen führt.

Faktisch bietet die Bauweise eines Trekking-E-Bikes also keine Vorteile mehr. Im Gegenteil: Bei der Elektrifizierung des Trekking-Bikes wurde das Potenzial des E-Bikes mehr beschnitten als genutzt und es drängt sich eine brennende Frage auf:

Warum gibt es Trekking-E-Bikes überhaupt noch?

Um eines klarzustellen: Wir sind nicht gegen das Trekking mit dem Rad an sich. Längere Ausflüge und Trips mit dem Fahrrad sind eine wunderbare Sache. Wir fragen uns nur, ob das Mittel zum Zweck in Zukunft tatsächlich das Trekking-Bike sein wird. Die Fahrrad-Kategorie Trekking-E-Bike macht mit 35,5 % Marktanteil nach wie vor einen riesigen Anteil an E-Bikes in Deutschland aus. Liegen die Käufer allesamt falsch oder werden die heutigen technologischen Möglichkeiten schlichtweg verkannt und nicht ausreichend kommuniziert? Oder verkaufen Handel und Hersteller diese Produktkategorie einfach deshalb, weil es so „gut“ läuft? Hat das Trekking-E-Bike gegenüber einem voll ausgestatten E-MTB der neuen Generation doch Vorteile, die wir aber nicht kennen? Um die letzte Frage zu beantworten, gehen wir im Folgenden auf weitere technische Details von Trekking-E-Bikes und modernen, voll ausgestatteten E-MTBs ein.

E-MTB versus E-Trekking-Bike: Wo liegen die Vorteile?

Ausstattung für den Straßenverkehr

Hier könnte man denken, E-Trekking-Bikes wären erst mal im Vorteil, denn rechtlich betrachtet sind die meisten E-MTBs nicht für den öffentlichen Verkehrsraum gemäß Straßenverkehrsordnung (StVO) zugelassen, da ihnen wichtige Elemente wie z. B. die Beleuchtung fehlen. Mittlerweile haben das auch einige Hersteller erkannt, statten ihre E-Mountainbikes mit Lichtanlage, Schutzblechen, Seitenständer, Klingel sowie Reflektoren aus und machen sie so – bei Bedarf – straßenverkehrstauglich.

Front-Gepäckträger wie hier am Riese & Müller Homage sind perfekt für kleinere Taschen. So hat man sein Gepäck im Blick.

Fahrverhalten & Komfort von Trekking-E-Bikes gegenüber E-MTBs

Die Sitzposition auf der neuesten Generation von tourenorientierten E-MTBs ist genauso komfortabel wie die von Trekking-E-Bikes. Zudem kann man sie durch die Wahl der Rahmengröße und des Cockpits deutlich beeinflussen, um auch auf längeren Touren bequem zu sitzen. Wer sich beim Auf- und Absteigen sicherer fühlen möchte, für den können Offroad-Tiefeinsteiger eine komfortable und sinnvolle Alternative sein. An E-MTBs sind – praktisch vom Lenker aus bedienbare – absenkbare Teleskopsattelstützen Standard und ein echter Sicherheits- und Komfortgewinn beim Auf- und Absteigen sowie im Gelände. Es gibt sogar gefederte Versionen. Außerdem sind E-MTBs für höhere Belastungen gebaut und verfügen über deutlich bessere Fahrwerke und Bremsen, was die Sicherheit signifikant erhöht. Ein unschlagbares Argument ist für viele auch die Tatsache, dass sie nicht mehr auf den Komfort und Spaß verzichten möchten, wenn sie einmal auf einem E-Mountainbike gefahren sind – selbst wenn sie rein technisch kein E-MTB bräuchten, weil sie nur Rad-, Wald- oder Schotterwege fahren.

Gibt es bei Motor und Reichweite Unterschiede zwischen Trekking-E-Bikes und E-Mountainbikes?

Auch beim Motor ist es aus Performance-Gründen sinnvoll, zum E-MTB-Modell zu greifen, denn die Motoren bilden die Speerspitze am Markt. Heute können einige dieser Modelle sogar per App an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden, wodurch es keine Gegenargumente mehr gibt! Smarte progressive Unterstützungsstufen eignen sich nicht nur für Trails, sondern auch für entspanntes Cruisen. Zudem gibt es weitere Unterstützungsmodi, die für Touren und Reichweiten optimiert sind und sogar den Namen Tour tragen, wie z. B. bei Bosch.

E-Mountainbike-Motoren bilden die absolute
Speerspitze am Markt. Manche von ihnen lassen
sich sogar per App an die persönlichen Bedürfnisse
anpassen.

Style und Design – sind Trekking-E-Bikes sexy?

Auch wenn es kaum einer zugibt: Wer so viel Geld ausgibt, will einfach ein cooles Bike besitzen, das einem schon beim Anblick Freude bereitet. Selbst die Ältesten in unserer Redaktion (63) haben noch nie jemanden sagen hören: „Mensch, das ist aber ein cooles Trekking-E-Bike.“ Für E-MTBs hingegen gab es bereits unzählige Komplimente und bewundernde Blicke. Das ist fast so wie bei Hundebesitzern: Wer ein cooles E-Bike hat, macht unterwegs viele neue Bekanntschaften und wird in Fachgespräche zum Thema verwickelt.

E-MTBs sind nicht nur die besseren Trekking-E-Bikes, sondern können auch viel mehr!

E-Bikes eröffnen neue Möglichkeiten und sind abenteuerhungrig. Da kann es auch mal passieren, dass man auf neue Orte und auf Wege stößt, die ursprünglich gar nicht eingeplant waren. So landet man schneller als gedacht im leichten Gelände. Ein klassisches Trekking-Bike ist damit schlichtweg überfordert und der Spaß endet dann ziemlich schnell. Auch auf leicht zu fahrenden Waldwegen möchte man mal eine Abkürzung nehmen oder einen Wurzelweg fahren, und in solchen Momenten fühlt man sich auf einem E-MTB nicht nur deutlich wohler, sondern ist auch einfach sicherer unterwegs. Warum sollte man sich mit einem Trekking-E-Bike einschränken, wenn man ohne Nachteile mit der neuen Generation voll ausgestatteter E-MTBs so viel mehr Spaß und Sicherheit haben kann? Schließlich wurden die aktuellen E-Mountainbikes speziell für Touren und den Alltag optimiert und punkten mit einer entspannten Sitzposition und einem gutmütigen Handling.

Wir sagen: Höchste Zeit für ein Umdenken bei Handel und Industrie, insbesondere in der Vermarktung und im Verkauf! Denn Trekking-E-Bikes wirken nicht nur technologisch mittlerweile sehr angestaubt – sie bieten abgesehen von günstigeren Einstiegspreisen nur Nachteile gegenüber E-Mountainbikes. Und sie sorgen dafür, dass sich jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr unglaublich viele Menschen ein – noch immer teures – Bike kaufen, das per se deutlich schlechter und weniger vielseitig ist als das, was der Markt zu bieten hat!

Eine weitere spannende Alternative können E-Gravel-Bikes sein: Sie sind deutlich stylisher, leichter und performen inzwischen auch wesentlich komfortabler als Trekking-E-Bikes. Der Gravel-Trend spricht vor allem gezielt die sportlich orientierten Abenteurer an, die vorwiegend Tempo auf der Straße machen möchten, zusätzlich sicher auf Wald- und Forstwegen unterwegs sein wollen und die Vorteile des Bikepackings schätzen.

Fazit

Manche Wahrheiten sind hart: Die Elektrifizierung hat Trekking-Bikes ihre Daseinsberechtigung genommen. Bis auf den Preis bieten sie gegenüber voll ausgestatteten E-MTBs keinen Vorteil, sondern nur Nachteile. Ob Pendeln, Fahrspaß auf unbefestigten Wegen, Komfort auf langen Touren, Sicherheit, Lichtausstattung oder Gepäcktransport – aktuelle E-Mountainbikes bieten all das in einem einzigen gut aussehenden Modell. Bye-bye Trekking-Bikes! Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.


Empfehlenswerte Modelle

Unsere Überlegungen sind nicht nur graue Theorie, sondern beruhen auf Erfahrung. Denn mittlerweile gibt es schon einige vielversprechende E-Mountainbike-Modelle auf dem Markt, die perfekt für Trekking-Touren geeignet sind und dafür mit dem prestigeträchtigen Design & Innovation Award 2021 ausgezeichnet wurden. Sie ermöglichen Einsätze in leichtem Gelände, aber Sitzposition, Kinematik und Federelemente, Geometrie und das Level an Komfort sind auch für den klassischen Trekking-Biker optimiert – und nicht auf den sportlichen E-Mountainbiker zugeschnitten, der nur auf Trails unterwegs sein will. In einem wegweisenden Vergleichstest haben wir 8 moderne und vielversprechende E-Bikes für Touren gegeneinander antreten lassen, um das beste Trekking-E-Bike 2021 zu finden. Hier geht’s zum Artikel!

Das beste Trekking-E-Bike 2021 – 8 moderne E-Bikes für Touren im Vergleichstest

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Words: Susanne Feddersen, Robin Schmitt, Jonas Müssig, Rudolf Fischer Photos: Robin Schmitt, Jonas Müssig, Hersteller