Es gab nie eine bessere Zeit für den Kauf eines E-Mountainbikes – aber bevor man sein mühsam Erspartes investiert, kämpft man mit unzähligen Fragen. Vielleicht die wichtigste: Wie finde ich die richtige Rahmengröße? Wir zeigen euch, worauf ihr achten müsst, damit euer E-Mountainbike perfekt passt.

Wie werden die Rahmengrößen festgelegt?

In den frühen Jahren des Radfahrens im Gelände wurden die Bikes hinsichtlich der Länge ihres Sattelrohrs einer Größe zugeordnet und in Zentimetern oder Zoll bemessen – je nachdem, ob es sich um einen europäischen oder amerikanischen Rahmen handelte. Die Sättel gingen kaum über das Oberrohr hinaus und überhaupt keine Rolle spielte die Überstandshöhe. Nach einem schnellen Blick auf eure Körpergröße hätte euch der Ladenmitarbeiter wohl auf das größte Bike gesetzt, auf das ihr gerade noch so drauf passt und – mit etwas Glück eurerseits – hätte er noch den Vorbau angepasst, um den Reach auf euch abzustimmen.Mit dem Erwachsenwerden der ersten Mountainbikes begannen sich die Dinge langsam zu ändern: Die Fahrer benötigten mehr Spielraum für Bewegungen und Fehler, daher wurden die Rahmen niedriger. Trotzdem wurden sie für einige weitere Jahrzehnte noch immer auf dieselbe Weise bemessen.

Spulen wir vor ins Jahr 2018: Die konstante Evolution unseres Fahrkönnens ging Hand in Hand mit den technischen Fortschritten und dabei veränderte sich völlig, wie wir die Größe unserer Bikes bemessen. Angehenden E-MTB-Käufern sei also verziehen, falls sie bei der Größenbestimmung durcheinandergeraten. Einige Hersteller bemessen ihre Größen noch immer anhand des Sattelrohrs, doch das stellt mehr ein Hindernis als eine Hilfe dar, denn eine Größe von 48 cm oder 17” sagt an sich nur sehr wenig aus. Die Skala von XS bis XXL, die einige Marken nutzen, macht es einem schon etwas leichter. Allerdings kann die Größeneinteilung eines Herstellers von der eines anderen abweichen, also nehmt niemals an, dass eure Größe bei einer Marke auch bei einer anderen passen wird.

Geometrietabellen können euch einen Einblick geben, welche Bikes eure Bedürfnisse erfüllen werden, und sie zu studieren kann zu einer echten Obsession werden. Aber Zahlen auf einer Seite werden euch lediglich eine Idee hinsichtlich des Potenzials und der passenden Größe eines E-Mountainbikes geben. Wenn es darum geht, die richtige Größe eures E-MTBs zu finden, können zwei Abmessungen sehr hilfreich sein: Stack und Reach.

Verständlicherweise wollen Fahrer eine maximale Überstandshöhe (also den Raum zwischen dem Genitalbereich und dem Oberrohr des Bikes) zur Verfügung haben. Für eine komfortable Fahrposition sollte wiederum genug Distanz bzw. Abstand zwischen Sattel und Lenker eingehalten werden. Dieser Abstand kann effektiver beziffert werden: mithilfe der Abmessungen Reach und Stack aus der Geometrietabelle eures Bikes. Der Reach ist die horizontale Distanz vom Tretlager zum oberen Ende des Steuerrohrs und der Stack ist die vertikale Distanz zwischen diesen beiden Punkten. Dank dieser beiden Maße kann man die korrekte Höhe und Länge eines E-Mountainbikes für jeden Fahrer einschätzen.

Für die Damen ist manchmal eine frauenspezifische Größeneinteilung und Geometrie verfügbar, was generell fantastisch für kleinere Fahrer sein kann – unabhängig vom Geschlecht. Frauen, die sich ein E-Mountainbike kaufen wollen, sollten trotzdem auch Bikes aus dem „Männersortiment“ im Blick haben. Insbesondere dann, wenn sie durchschnittlich oder überdurchschnittlich groß sind, denn dann könnten ihnen die Abmessungen dieser Bikes deutlich besser passen.

Wenn es darum geht, die richtige Größe eures E-MTBs zu finden, können zwei Abmessungen sehr hilfreich sein: Stack und Reach.

Was ist mit E-Mountainbikern, die zwischen zwei Größen liegen?

Die Hersteller bieten heutzutage häufig Größenempfehlungen für ihre E-Mountainbikes an und bei 95 % der Biker treffen diese Richtwerte ziemlich genau ins Schwarze. Allerdings gibt es auch Fahrer, die sich mit ihrer Körpergröße genau zwischen zwei Rahmengrößen wiederfinden und somit eine schwierige Entscheidung treffen müssen: den größeren oder den kleineren Rahmen auszuwählen.

Solltet ihr euch selbst hinsichtlich der Größe eures auserwählten Bikes in der Schwebe befinden, würden wir generell dazu raten, das größere zu nehmen. Solange die Überstandshöhe dann noch passt, wird das die Stabilität des Bikes verbessern und seiner Kletterfähigkeit sowie seinem Handling bergab zuträglich sein. Obwohl das unsere Empfehlung für die meisten Fahrer ist, kann auch die Wahl des kleineren Bikes eine Option sein – und zwar dann, wenn ihr ein super agiles und lebhaftes Bike wollt. Da E-Mountainbikes schwerer sind, haben sie bereits eine angeborene Stabilität inne. Dadurch könnten einige Fahrer geneigt sein, einen Teil dieser Stabilität zugunsten der Agilität zu opfern, die ein kleinerer Rahmen bietet. Fahrer mit eher kurzen Armen im Vergleich zu ihren Beinen oder alle, die eine aufrechtere Sitzposition bevorzugen, könnten ebenfalls Gefallen an einer kleineren Größe finden, da sich der kürzere Reach bequemer anfühlt.

Am jeweiligen Ende der Größentabelle werden sehr große oder sehr kleine Fahrer keine Wahl zwischen verschiedenen Größen haben und schlichtweg das größte oder kleinste für sie erhältliche E-MTB kaufen müssen. Es mag vielleicht simpel klingen, aber wenn euer auserwähltes Bike nicht in eurer benötigten Größe hergestellt wird, dann sucht euch eines, bei dem das anders aussieht! Schon ein anderer Hersteller oder sogar ein anderes Modell kann – abhängig von seiner Geometrie – deutlich größer oder kleiner ausfallen, also seid offen für Alternativen.

Habt ihr euch einmal für ein Bike entschieden, könnt ihr noch an einigen Stellschrauben zur Feinabstimmung drehen, damit ihr euch zu 100 % wohl fühlt: Ihr könnt z. B. den Lenker mittels Vorbau-Spacern erhöhen oder absenken. Zudem könnt ihr den Sattel nach vorn schieben, um kompakter zu sitzen. Größere Fahrer sollten allerdings vorsichtig damit sein, den Sattel zu weit nach hinten zu schieben, denn dadurch verringert sich der effektive Sitzwinkel und ihr verfrachtet mehr Gewicht über das Hinterrad. Damit wiederum fehlt euch beim Lenken der Druck auf dem Vorderrad und das E-Mountainbike kann es schwerer haben mit steileren Anstiegen.

Teleskopsattelstützen gibt es mittlerweile mit Verstellwegen von 80 mm bis hin zu riesigen 200 mm, wodurch sich ein Bike perfekt für verschieden große Fahrer maßschneidern lässt. Allerdings muss das Design des Sattelrohrs es erlauben, die Sattelstütze so weit wie gewünscht einzuschieben, da sonst die Vorteile einer geringen Überstandshöhe verloren gehen. Vor allem kleinere Fahrer sollten darauf Acht geben.

Fazit

Um ein perfekt passendes E-MTB zu finden, solltet ihr am besten einen anständigen Händler aufsuchen – mit einer guten Auswahl an verschiedenen Bikes, die ihr Probe fahren könnt. Leider ist das nicht immer möglich, denn nicht jeder hat einen spitzenmäßigen Händler oder Test-Events in der Nähe. Zudem stellen Marken, die ausschließlich auf Online-Direktvertrieb setzen, immer eine verlockende Option dar: Für alle Fahrer, die die Dienstleistungen eines Händlers nicht zur Verfügung haben bzw. benötigen, sind die Online-Größenempfehlungen spitze und die meisten E-Mountainbiker werden mit der Empfehlung der Hersteller voll und ganz zufrieden sein. Alle, die größenmäßig zwischen den Stühlen sitzen oder sich sogar außerhalb der verfügbaren Größen befinden, müssen Detektivarbeit in Geometrietabellen leisten, Testfahrten absolvieren und persönliche Vorlieben ausloten. Aber seid versichert: Die richtige E-MTB-Rahmengröße wartet irgendwo da draußen auf euch!


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

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Words: Tom Corfield Photos: Trev Worsey