Ist euer Cockpit wirklich auf eure Bedürfnisse angepasst? Wenn sich euer E-Mountainbike anfühlen soll wie eine Erweiterung eures Körpers, dann sollte eure Lenkerkonfiguration so ergonomisch wie möglich sein. Wenn das Setup stimmt, könnt ihr es (fast) im Schlaf bedienen – und das bei maximalem Komfort und maximaler Kontrolle.

Die Kommandozentrale des E-Mountainbikes

Schalthebel, Bremsgriffe, Bedieneinheit für die Fahrmodi, Display und allerlei Hebel und sonstiges Gedöns für Teleskopsattelstütze und Lockout, Licht und Go-Pro-Befestigung drängeln sich um den kostbaren Platz am E-Mountainbike-Cockpit. Wie kriegt man da bloß Ordnung rein?

Bringt eure Schalthebel in die richtige Position

Die Schalthebel und den Remotehebel für die Sattelstütze nutzt ihr dauernd, sie müssen also so ergonomisch wie möglich positioniert sein und sollten einen Platz in 1A-Lage bekommen. Der Remotehebel sollte auf der gegenüberliegenden Seite vom hinteren Schalthebel liegen, an einigen E-Mountainbikes ist man aber durch die Bedienelemente des Systems eingeschränkt. Die Systeme von Shimano und Yamaha PW-X monopolisieren den linken Daumen, doch wenn man sie weiter nach innen und leicht nach oben oder unten versetzt, sollte sich ein geeignetes Plätzchen für den Remotehebel finden lassen.

Versetzt nun die Schalthebel nach innen und weg vom Griff-Flansch, bis sich euer Daumen in einer entspannten Schaltposition befindet und eure Hände nicht am Metall schleifen. Wenn ihr euren Lenker vor lauter Schellen und Halterungen kaum seht, lohnt es sich, in Schellen wie die MatchMaker von SRAM zu investieren. Sie fassen die Brems- und Schalthebel platzsparend zusammenfassen lassen und machen euer Cockpit gleich viel aufgeräumter. Das geht natürlich auch mit Kamera, Lampe, GPS, Handy …

Schluss mit Kabelsalat

Sobald alle Bedienelemente sind, wo sie sein sollten, sortiert eure Züge, damit sie nicht verdreht sind. Dann befestigt sie mit Kabelbindern oder Kabelkanälen, damit sie beim Fahren nicht klappern. Als Nächstes kürzt ihr überlange Zughüllen. Schneidet sie so kurz ab, wie es geht, ohne den Radius des Lenkers einzuschränken. Eventuell müsst ihr dafür die Bremsen entlüften oder die Schaltzüge wechseln. Wenn ihr euch unsicher seid, lasst es beim nächsten Service-Intervall im Bikeshop eures Vertrauens machen. Kurze Züge funktionieren besser, verheddern sich nicht so schnell und sehen absolut profimäßig aus!

Was ihr über Bremshebel wissen müsst

Hydraulische Scheibenbremsen für E-Mountainbikes haben eine Menge Power, ihr braucht also nur euren Zeigefinger.

Hebelweite einstellen

Schiebt den Bremshebel nach innen, bis ihr euren Zeigefinger bequem in die Kuhle am Ende des Hebels positionieren könnt. Wenn der Hebel eine Hebelweitenanpassung hat: Dreht sie so weit, dass euer Finger leicht gekrümmt ist und die Falte des ersten Fingergelenks auf dem Hebel liegt. In dieser Position müsst ihr den Finger weder strecken noch enger greifen, um eure Bremse zu erreichen. So habt ihr beste Bremskontrolle und eure anderen Finger frei, um den Lenker zu greifen, was zu weniger Armpump und Ermüdung führt.

Die Neigung des Bremshebels richtig einstellen

Mit einer korrekt eingestellten Bremshebelneigung könnt ihr deutlich effizienter bremsen. Stellt ihn so ein, dass bei leicht gebeugtem Ellenbogen und leicht aus dem Sattel gehobenen Hintern – in eurer normalen Attack-Position – der ausgestreckte Zeigefinger eine gerade Linie mit dem Unterarm bildet. Fahrer, die regelmäßig lange, steile Abfahrten fahren, sollten die Neigung noch ein paar Grad höher einstellen, damit die Handgelenke eine kraftvollere Position haben.

Die Höhe des Lenkers

Die Lenkerhöhe richtig einzustellen ist nicht schwer, bringt aber – wenn man es richtig macht – eine deutliche Verbesserung beim Handling eures E-Mountainbikes und auch beim Fahrkomfort. Wenn ihr den Lenker nach unten versetzt, liegt auch euer Schwerpunkt tiefer, mehr Gewicht wird auf das Vorderrad verlagert und ihr befindet euch beim Pedalieren in einer gestreckteren Position. So habt ihr mehr Kontrolle auf Anstiegen und mehr Traktion in Kurven. Wenn der Lenker aber zu weit unten positioniert ist, fällt es euch eventuell schwer, das Vorderrad anzuheben, und es kann sein, dass euch irgendwann Rücken, Schultern und Handgelenke Beschwerden bereiten. Ein hoher Rise und ein kurzer Reach bringen euch eine entspanntere Position, reduzieren Druck auf Hände und Handgelenke und machen obendrein Wheelies mit eurem E-Mountainbike einfacher!

Wenn der Lenker zu hoch ist, wird sich euer Vorderrad zu leicht anfühlen und auf Anstiegen abheben; außerdem verliert ihr Grip in den Kurven. Um für euch persönlich die richtige Balance zu finden, könnt ihr mit Steuersatz-Spacern arbeiten und diese einzeln hinzufügen oder entfernen, bis es sich richtig anfühlt. Denkt dran, dass ein 10 mm höherer Vorbau euren Reach um 4,2 mm verkürzt (ausgehend von einem 65°-Lenkwinkel) und umgekehrt – bei einem niedrigeren Vorbau längt sich der Reach.

Life Behind Bars

Bei E-Mountainbikes geht’s doch vor allem darum, sich technisch herauszufordern und einfach Spaß zu haben. Deshalb sollten Lenkerbreite und Vorbau darauf ausgerichtet sein, dem Fahrer mehr Hebelkraft und Kontrolle zu verleihen und das Bike verspielter und vertrauenserweckender zu machen. Ein guter Ausgangspunkt für die richtige Lenkerbreite ist normalerweise der Abstand zwischen euren Händen, wenn ihr euch in einer bequemen Push-up- oder Pull-up-Position befindet. Wenn ihr beim Pull-up breiter greift, wird es leichter, und das Gleiche gilt für die Lenkerbreite. Weil E-Mountainbikes schwere Biester sind, könnt ihr das Bike leichter kontrollieren, je mehr Hebelkraft ihr habt: Wir empfehlen 740 bis 760 mm Breite für „normales“ Fahren auf dem Trail und 760 bis 800 mm für aggressivere Fahrer, die sich mehr Kontrolle wünschen. Probiert es zunächst mit dem Lenker in voller Breite, dann kürzt ihn schrittweise um 10 mm, bis ihr zufrieden seid. Wenn ihr euch unsicher seid: lieber breiter lassen!

Bei der Lenkermontage sollte man auch dem Backsweep Aufmerksamkeit schenken. Der Backsweep ist der Winkel, in dem sich der Lenker vom Vorbau nach hinten biegt. Er sollte dem natürlichen Winkel eurer Handgelenke entsprechen, wenn ihr keine Probleme mit den Händen und Unterarmen kriegen wollt. Da kommt es einfach drauf an, was sich für jeden individuell bequem anfühlt. Haltet also den Lenker bei etwas locker sitzendem Vorbau an den Griffen und dreht ihn nach hinten und vorne. Dann entscheidet euch für die bequemste Position.

Viel Vorbau oder lieber nicht?

Wenn ihr mit dem Lenker fertig seid, solltet ihr euch dem Vorbau widmen. Ein breiter Lenker bringt eure Schultern und euer Gewicht nach vorne, ein kürzerer Vorbau verlagert euer Gewicht wieder in die Mitte des Bikes, wodurch eure Position zentrierter und ausbalancierter wird. Ein kürzerer Vorbau verbessert außerdem das Handling des Bikes, er sorgt für mehr Selbstvertrauen bei hohem Tempo und ihr könnt damit verspielter über Hindernisse fahren.

Wenn eure ursprüngliche Position für euch den richtigen Reach hatte, solltet ihr nach folgender Formel vorgehen: 2:1 für die Kürzung des Vorbaus im Verhältnis zur Verbreiterung des Lenkers. Das heißt, wenn ihr den Lenker z. B. 20 mm breiter macht, kürzt ihr den Vorbau um 10 mm. Für Allround-Fahrer ist ein Vorbau zwischen 50 und 60 mm Länge ein guter Ausgangspunkt; für technisches Fahren und Bikes mit langem Reach kann man ihn noch weiter kürzen. Aber wenn euer Vorderrad auf Anstiegen zu leicht wird, geht wieder einen Schritt nach oben.

Mission erfüllt

Ein gutes Cockpit-Setup ist ohne Zweifel eines der kosteneffizientesten Upgrades, die man seinem E-Mountainbike gönnen kann und es verbessert das Fahrgefühl immens. Jeder dieser Tipps und Kniffe sorgt für mehr Komfort und Kontrolle und macht jede Ausfahrt spaßiger! Wenn ihr das Cockpit eures E-Mountainbikes richtig individualisiert, können Fahrer und Maschine in perfekter Harmonie zusammenarbeiten.


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Words: Thomas Corfield Photos: Valentin Rühl

Über den Autor

Thomas Corfield

Nach fast 30 Jahren auf dem Bike und einer Karriere im Vertrieb einer Fahrradmarke begeistert mich das Thema Mountainbike noch wie am ersten Tag. In meiner Heimat in der Nähe der schottischen Grenze genieße ich Solo-Abenteuer in den Bergen ebenso wie Nightrides in größeren Gruppen.