Man sagt, Schlaf sei der kleine Bruder des Todes, und auf E-Mountainbike-Akkus trifft das voll und ganz zu. Zusammen mit Experten von Bosch, Shimano und BMZ zerstören wir die Mythen rund um die Lagerung von Akkus und zeigen euch, wie ihr euren Akku vor dem Zahn der Zeit bewahrt.

Warum verschlechtern sich E-Mountanbike-Akkus mit der Zeit?

Nicht nur beim Biken verringert sich die Akkuladung. Moderne Lithium-Ionen-Akkus durchlaufen außerdem ein Phänomen, das als Selbstentladung bekannt ist – ein langsamer, aber unausweichlicher Verlust der gespeicherten Energie. Die Selbstentladungsrate ist dabei zwar extrem niedrig, aber trotz des Schneckentempos hat dieser Prozess das Potenzial, eurem Akku den Garaus zu machen.

Wenn auf eurem Display die Information angezeigt wird, dass euer Akku leer ist, sagt das Batteriemanagementsystem damit eigentlich nur eines: Ihr habt den minimalen Ladezustand erreicht, bevor die Akkuzellen Schaden nehmen. Damit der Akku während des Bikens oder bei kurzzeitiger Lagerung nicht kaputt geht, sind die Lithium-Ionen-Akkus von E-Mountainbikes mit einer Entladeschutzschaltung ausgestattet. Sie stellt sicher, dass die Batteriespannung nicht unter ein sicheres Minimallevel des Ladezustandes fällt. Nichtsdestotrotz bedeutet das Selbstentladungs-Phänomen, dass der Akku bei falscher oder zu langer Lagerung weiterhin Spannung verlieren wird – und zwar bis hin zu „jenseits von leer“. Diese Entladung verursacht nunmehr jedoch irreversible Schäden an euren Akkuzellen. Sobald der Akku diesen Zustand der Tiefenentladung erreicht hat, gibt es kein Zurück mehr: Er lässt sich nicht reparieren und ist offiziell tot.

Als Beispiel: Ein brandneuer 504 Wh starker Shimano-Akku, eingelagert bei einem Ladezustand von 100 %, wird im Schlafmodus nach 13,6 Monaten Nullspannung erreicht haben. Sobald der Ladezustand 0 % anzeigt, wird der Akku mit der Tiefenentladung beginnen und damit fortfahren, Spannung zu verlieren. In diesem Stadium kann das Aggregat zwar noch immer für weitere 10,7 Monate mit einer Aufladung wiederhergestellt werden, aber nach diesem Zeitraum kann sich der Akku nicht mehr erholen.
Mit einem Ladezustand von 100 % kann man seinen neuen Shimano-Akku mit 504 Wh also theoretisch bis zu 27 Monate lagern – blast die Spinnenweben ab, ladet das Teil auf und ab auf’s Bike!

Natürlich ist das ein Best-Case-Szenario und die Entladungsrate wird variieren, abhängig von zahlreichen Faktoren wie dem Alter oder der Herstellungsqualität. Außerdem wird eigentlich nicht empfohlen, einen Akku komplett ge- oder entladen zu lagern. Der ideale Ladezustand für längere Aufbewahrungszeiten liegt zwischen 30 % und 70 % oder bei zwei bis drei LEDs auf der Akku-Ladestandsanzeige, abhängig von der Machart eures Akkus.

Die gute Nachricht lautet: E-Mountainbike-Akkus, die mit korrektem Ladezustand und bei optimalen Bedingungen zurückgelassen wurden, können prinzipiell auf sich selbst „aufpassen“. Dafür müssen sie allerdings so gut wie möglich gelagert werden.

Wie lagere ich meinen E-Mountainbike-Akku am besten?

Wie ihr die Akkueinheit lagert, wird sich auf die Entladungsrate auswirken. Sogar eine kurzzeitige Lagerung bei hohen oder sehr niedrigen Temperaturen kann euren Akku beschädigen, also vermeidet Temperaturen unter -10 °C und über 40 °C, wann immer es möglich ist. Shimano warnt, dass sogar 4 Stunden bei Temperaturen zwischen 40 °C und 60 °C einen negativen Effekt auf die Akku-Lebensdauer haben können und das kann schnell passieren – im Kofferraum eures Autos, im Wintergarten oder sogar im direkten Sonnenlicht. Am anderen Ende der Skala können 20 Stunden bei Temperaturen von -20 °C ebenso irreversible Schäden verursachen.

Euer Akku sollte bei einer Temperatur zwischen 0 °C und 20 °C an einem absolut trockenen Ort gelagert werden, aber jenseits von entflammbaren Materialien. Alle Hersteller stimmen darin überein, dass die optimale Lagertemperatur konstante 10 °C beträgt, da dies Abbauprozesse verlangsamt und die Alterungsrate des Akkus reduziert. Öffnet also eine Flasche aus eurem Weinkeller und steckt euren Akku zum Überwintern in die freigewordene Lücke, um ihn in angemessener Weise altern zu lassen.

Kann ich den Akku am Bike lassen?

Sollte es am Lagerungsort eures Bikes irgendwelche Schwankungen der Temperatur oder Luftfeuchtigkeit geben, kann Korrosion durch Oxidation der Akkukontakte und -pole begünstigt werden. Wenn ihr eure Garage also nicht gerade unter Laborbedingungen haltet, solltet ihr den Akku vom Bike entfernen und die Kontakte bei jeder Lagerung mit einer dünnen Schicht Batteriepolfett oder technischer Vaseline schützen.

Kann ich den Akku am Ladegerät angeschlossen lassen?

Die qualitativ hochwertigen Lithium-Ionen-Akkus, die man an E-Mountainbikes findet, besitzen ein Batteriemanagementsystem. Dieses überwacht die Selbstentladungsrate und erkennt potenzielle Fehlfunktionen wie beispielsweise Überladung oder Tiefenentladung. Theoretisch könnte man seinen Akku also unendlich lang laden lassen, ohne seine Lebensdauer zu verringern – aber das bringt keinen Vorteil und erhöht noch dazu das Risiko eines Elektrobrandes, ausgelöst durch defekte Ladegeräte oder Steckdosen. Ist der Akku einmal bei 100 %, wird er die Erhaltungsladung fortführen, was euch und die Umwelt nur unnötig Elektrizität kostet.

Was sollte ich machen, wenn ich mein E-Mountainbike wieder fahren möchte?

Selbst nach ausgedehnter Lagerung, beispielsweise im Winter, ist es möglich, den Akku einfach an das Bike zu stecken und ohne Aufladung zu fahren. Moderne Lithium-Ionen-Zellen haben keinen klassischen Memory-Effekt, daher können Lithium-Ionen-Akkus an jedem Punkt ihres Ladezustandes geladen werden, ohne Schaden zu verursachen oder die Kapazität zu reduzieren – unabhängig von Unterbrechungen und Ladedauer. Um den Akku sanft aus dem Winterschlaf zu wecken, ladet ihr ihn am besten einmal voll auf und fahrt ihn dann wieder leer. Erst danach solltet ihr ihn wieder komplett aufladen. Dieses Vorgehen hilft dem Batteriemanagementsystem bei der Kalibrierung und Berechnung der Akkukapazität.

Niemand will auf Dauer mit dem Biken aufhören. Aber solltet ihr eure Bikeschuhe einmal für eine Weile an den Nagel hängen müssen, dann bringt euch die korrekte Lagerung eures Akkus sobald wie möglich wieder auf den Sattel eures E-Mountainbike – und lässt euer Bike in Bestform erstrahlen.

Euer Akku sollte bei einer Temperatur zwischen 0 °C und 20 °C an einem absolut trockenen Ort gelagert werden, aber jenseits von entflammbaren Materialien. Alle Hersteller stimmen darin überein, dass die optimale Lagertemperatur konstante 10 °C beträgt, da dies Abbauprozesse verlangsamt und die Alterungsrate des Akkus reduziert. Öffnet also eine Flasche aus eurem Weinkeller und steckt euren Akku zum Überwintern in die freigewordene Lücke, um ihn in angemessener Weise altern zu lassen.


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

Das E-MOUNTAINBIKE Magazin erscheint auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format. Ladet euch jetzt die App für iOS oder Android und lest alle Artikel auf eurem Tablet oder Smartphone. Kostenlos!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Thomas Corfield Photos: Christoph Bayer

Über den Autor

Thomas Corfield

Nach fast 30 Jahren auf dem Bike und einer Karriere im Vertrieb einer Fahrradmarke begeistert mich das Thema Mountainbike noch wie am ersten Tag. In meiner Heimat in der Nähe der schottischen Grenze genieße ich Solo-Abenteuer in den Bergen ebenso wie Nightrides in größeren Gruppen.