Ausgabe #024 Test

It’s raining men – Hallelujah! Der Dirtlej Dirtsuit Core Edition im Dauertest

Ihr habt euch aufs E-Biken gefreut, doch der schlechte Wetterbericht hat euch die Stimmung verhagelt? Dirtlej verspricht mit dem Dirtsuit Core Edition, dass immer perfekte Wetterbedingungen herrschen, und zwar bei jedem Wetter! Wir haben den massiven Dirtsuit für euch im Dauertest in die Mangel genommen.

Wer es sich nicht nehmen lässt, auch während eines Monsuns für eine Trail-Runde aufs E-Bike zu steigen, hat sicher schon mal mit dem Gedanken gespielt, sich einen Regen-Overall zuzulegen. Leider weckt dies oft auch die Assoziation an ein Kleinkind im Strampler – und man greift doch wieder zur getrennten Hose-Jacke-Kombo und nimmt dafür ein Paar Klumpen Matsch über den Gürtel in Kauf. Doch muss das sein? Dirtlej bietet mit dem Dirtsuit Core-Edition eine Alternative, bei der man trocken bleibt, ohne dass einen die Style-Polizei mit Handschellen aus dem Trailcenter abführt.

17 Reißverschlüsse, 7 Klettverschlüsse und 18.000 mm Wassersäule: die Features des Dirtlej Dirtsuit Core-Edition

Die Dirtsuits von Dirtlej sind für den harten Offroad-Einsatz konzipiert, wenn das Wetter so richtig ungemütlich ist. Die Core Edition ist die wasserdichteste Variante im Dirtlej Dirtsuit Line-up mit einer Wassersäule von 18.000 mm und einer Atmungsaktivität von 13.000 g/m²/24h. Der Einteiler ist sowohl in zwei Farben als auch in sechs Größen von XS bis XXL erhältlich, mit dem Ladie’s Cut steht zudem eine Variante mit frauenspezifischem Schnitt zur Auswahl.

Obwohl Overalls von sich aus nicht für ihren treffsicheren Stil bekannt sind, konnten wir uns mit der brachialen Anmutung des Dirtsuit anfreunden. Der Anzug ist auf den Trails ein Blickfang und garantiert auch auf dem Heimweg von einer ordentlichen Schlammschlacht anerkennende Blicke von Passanten. Die Dirtsuit Core Edition ist aus einer dreilagigen Membran aufgebaut, das Obermaterial besteht aus 95 % Polyamid und 5 % Polyester, das Innenmaterial aus 100 % Polyester. In Größe L wiegt der Anzug 1.380 g. Die Hose und das Oberteil sind durch wasserdichte Stretch-Einsätze am Rücken verbunden. An der Taille dienen zwei verstellbare Klettverschlüsse als Gürtelersatz und sorgen dafür, dass der Anzug nicht verrutscht. An den Ärmeln schließt zusätzlich zu einem Klettverschluss ein elastischer Bund eng mit den Handgelenken ab und verhindert, dass Dreck in den Anzug eindringt. Die großzügig gestaltete Kapuze lässt sich leicht über einen Halbschalenhelm ziehen und mit drei elastischen Kordeln enger stellen, damit sie nicht im Fahrtwind flattert. Wird die Kapuze nicht benötigt, lässt sie sich zusammenrollen und mit einem breiten Strap im Nacken fixieren. Unter der Kapuze wurden reflektierende Elemente in den Anzug eingenäht, um gute Sichtbarkeit zu gewährleisten. Mit vier verschließbaren Taschen wurde an die kleinen Habseligkeiten gedacht. Zwei Reißverschlusstaschen sitzen an der Hüfte und eine auf der Brust. Wertsachen wie das Smartphone sind darin selbst im Falle eines Sturzes akzeptabel geschützt. Die Tasche auf dem Oberarm ist praktisch für ein kontaktloses Liftticket im Bikepark oder einen 5er für den Kaffee am Kiosk oder das Afterride-Bier. Der Dirtsuit besitzt darüber hinaus zwei gewöhnliche Hosentaschen am Po. Alle Reißverschlüsse sind versiegelt und halten Dreck und Wasser gekonnt ab. Durch praktische Kordeln und Schlaufen hat Dirtlej sichergestellt, dass sich die Reißverschlüsse an den Taschen und Belüftungsöffnungen auch mit dicken Winterhandschuhen öffnen lassen. Dennoch sollte man gut darauf achten, dass nicht zu viel Dreck zwischen die feinen Reißverschlusszähne gerät. In unserem Dauertest liefen sie mit der Zeit immer schwergängiger und mussten per Hand gereinigt werden. Eine Reißverschlusstasche ließ sich nach vier Monaten nicht mehr aus eigener Kraft komplett schließen.

Die Kapuze passt über dem Helm und kann zusammengerollt und fixiert werden. Auf dem Rücken befinden sich eine Belüftungsöffnung und reflektierende Elemente.
Sollte wider Erwarten auf eurer Tour die Sonne herauskommen, sorgen acht Belüftungsöffnungen, dass der Dirtsuit nicht zur Dampfsauna ausartet
Wer trotz Matsch lieber in Shorts unterwegs ist, kann die Hosenbeine abnehmen, sogar über die Schuhe.

In guten wie in schlechten Zeiten

Der Anzug besitzt trotz seiner wasserdichten Verarbeitung eine Atmungsaktivität von 13.000 g/m²/24h. Diese ist aber nur dann gewährleistet, solange das Obermaterial nicht von einer dicken Schlammschicht bedeckt ist. Sollte der Regen unerwartet mal ausbleiben und die Sonne herauskommen, könnt ihr auch acht großzügig dimensionierte Reißverschlüsse für den Lufteinlass öffnen, damit sich das Klima unter dem Anzug nicht in eine Dampfsauna verwandelt. Vier Lüftungseinlässe befinden sich jeweils seitlich auf den Oberschenkeln, zwei weitere im vorderen Bereich auf dem Brustkorb und nochmals zwei verlaufen unter den Achseln. Abgesehen von den Reißverschlüssen unter den Achseln wurden alle Lufteinlässe mit einem Netzgewebe abgedeckt, sodass selbst im geöffneten Zustand keine größeren Matschklumpen den Weg in den Anzug finden. Eine nicht verschließbare Lüftungsklappe befindet sich auf dem Rücken zwischen den Schulterblättern und sorgt ebenfalls dafür, dass Schweiß entweichen kann. An besonders kalten oder windigen Tagen entsteht dadurch leider auch ein unangenehmer Luftzug am Rücken. Falls all diese Belüftungsmöglichkeiten noch nicht ausreichen, um euch abzukühlen, lassen sich die Hosenbeine unterhalb der Knie durch einen weiteren Reißverschluss vom restlichen Anzug abtrennen. Leider stellt der Ansatzpunkt dieses Reißverschlusses gleichzeitig ein Leck in der Kniekehle in der sonst so wasserdichten Hülle von Dirtlej dar, durch das sich bei starkem Regen etwas Spritzwasser einen Weg in den Anzug bahnt. Zusätzliche Reißverschlüsse seitlich am Hosenbein ermöglichen es, den Dirtlej und die Hosenbeine über die Schuhe an- und auszuziehen. Super praktisch! So können die Hosenbeine nicht nur super schnell abgenommen werden, sondern man bekommt selbst beim Ausziehen keine nassen Füße, wenn man keinen trockenen Ort zum Umziehen hat.

Dank der Weitenverstellung an der Hüfte rutscht der Dirtsuit nicht runter. Die Reißverschlüsse sind wasserdicht versiegelt.

Im Auge des Sturms: der Dirtlej Dirtsuit Core Edition im Härtetest

Wir waren mit dem Dirtsuit auf matschigen Trails unterwegs und haben ihn sogar bei Minusgraden im Schnee getestet. Zudem war er fester Bestandteil unser Schlechtwetter-Ausrüstung beim Offroad-Commuten. Über eine Dauer von vier Monaten hat er so einiges mitgemacht, ein paar Stürze überlebt und mehrere Runden in der Waschmaschine gedreht, nur gutes Wetter hat er so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen.

Wasserdichte Stretch-Elemente am Rücken und der Bike-spezifische Schnitt sorgen für viel Bewegungsfreiheit im Anzug.

Das Material wirkt nicht nur hochwertig und strapazierfähig, sondern nahezu kugelsicher. Der Anzug hielt sowohl Wasser aus dem Hochdruckreiniger als auch vereinzelten Stürzen stand. Nichts konnte der äußeren Schicht etwas anhaben. Im Sitzbereich und an den Knöcheln ist das Material zusätzlich verstärkt, um dem Abrieb vom Sattel und der Kurbel besser standzuhalten. Dafür fühlt sich der gesamte Anzug steif und weniger flexibel wie vergleichbare Modelle der Konkurrenz an. Ferner siedeln sich das Gewicht und die Packmaße am obersten Ende für Funktionsbekleidung an. Als Reserve für schlechtes Wetter ist er nicht gedacht. Wenn man ihn anhat, hat man ihn an, denn seine Packmaße füllen bereits einen halben 20-Liter-Rucksack aus – zum Mitnehmen ist er nicht geeignet. Dadurch disqualifiziert sich der massive Anzug direkt für lange Touren und wechselhaftes Wetter. Der Bike-spezifische lockere Schnitt kann auch je nach Sitzposition und Statur am Rahmen schleifen. Dafür bietet er genug Platz für Knieschoner, Ellenbogenschoner und Rückenprotektor und ist für viel Bewegungsfreiheit auf dem E-MTB ausgelegt. Im Testverlauf konnte der Anzug nicht nur durch seine hohe Bewegungsfreiheit, Robustheit und – abgesehen vom Loch in der Kniekehle – beinahe absolute Wasserdichtigkeit überzeugen, sondern hat auch die Funktion eines Windstoppers auf der Vorderseite übernommen. Dadurch ist man mit dem Dirtlej flexibler bei der Kleidungswahl unter dem Anzug und nicht mehr auf eine wärmende Jacke angewiesen, in den meisten Fällen reicht ein Baselayer aus.

Bereits nach wenigen Wochen im Dauertest fingen die Reißverschlüsse an zu haken. Über das kleine Loch in der Nähe der Kniekehle dringt bei starkem Regen Wasser in die Hose.

Der Dirtlej Dirtsuit Core-Edition ist ein zuverlässiger Begleiter und verwandelt Schlechtwetter-Tage zu Bike-Tagen. Für E-Biker, denen Strapazierfähigkeit und Wärme wichtiger sind als Gewicht und Packmaße, ist der robuste Einteiler die richtige Wahl. Die durchdachten Features, wie die abnehmbaren Hosenbeine, die großzügige Kapuze, die Belüftungsöffnungen und die Taschenaufteilung, liefern auf dem Trail einen hohen Nutzen. Für wechselnde Wetterbedingungen, Touren oder den regelmäßigen Commute macht eine leichtere Kombo oder ein Zweiteiler aus Jacke und Hose jedoch mehr Sinn.

Tester: Rudolf
Testdauer: 4 Monate
Preis: 319 €
Gewicht: 1.380 g in L; 1.610 g in XL
Mehr Infos: dirtlej.com

Tops

  • ermöglicht Spaß an monsunartigen Regentagen
  • absolut strapazierfähiges Material
  • clevere Aufteilung von Taschen und Belüftungsöffnungen

Flops

  • schwergängige Reißverschlüsse
  • hohes Gewicht und große Packmaße
  • weniger vielseitig

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Words: Rudolf Fischer Photos: Jonas Müssig

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …