Die legendären North-Shore-Trails, der Whistler-Bikepark und Steve „Chainsaw“ Smith – mountainbiketechnisch hat Kanada Großes hervorgebracht, zu E-Mountainbikes war es bisher eher ruhig. Doch nun hat Devinci gleich mehrere spannende Bikes vorgestellt. Wir verraten euch, was das Einstiegsmodell Devinci DC NX/GX draufhat.

Devinci DC NX/GX | 160/150 mm (v/h) | 23,82 kg | 5.399 €

In Europa ist Devinci vor allem für seine edlen Mountainbikes bekannt, mit denen u. a. die Downhill-Legende Steve Smith zahlreiche Siege einfahren konnte. Da sie für den nordamerikanischen Markt vom City-Bike bis zum Highend-Downhiller aber alles anbieten, kennt dort fast jedes Kind die Marke. „Made in Canada“ steht auf dem Alurahmen unseres 5.399 € teuren Devinci DC NX/GX-Testbikes und das ist tatsächlich wahr – das Rad wird sogar in Kanada zusammengeschweißt. Mit 150 mm am Heck, einer 160er FOX 36-Federgabel, einer ausgewogenen Geometrie und der 27,5+ Bereifung soll das DC der richtige Begleiter für alle Trail-Abenteuer sein. Ob es das tatsächlich ist, haben wir auf schroffen, hochalpinen Trails, auf Wegen mit unzähligen Spitzkehren und auf schnellen Flowtrails gecheckt.

Die Ausstatung des Devinci DC NX/GX

Beim Fahrwerk setzt Devinci auf FOX und verbaut eine 36 Performance Elite mit 160 mm Federweg. Der DPS Performance Elite-Dämpfer generiert 150 mm Federweg aus dem asymmetrischen Hinterbau mit Split Pivot. Hinterbau mit was? Übersetzt heißt das: Der Rahmen bietet genug Reifenfreiheit für sehr breite Reifen und auch bei gezogener Bremse kann das Hinterrad Schläge weiterhin gut absorbieren. Gebremst wird mit der gut dosierbaren SRAM Guide RE-Bremse. Für die richtige Portion Vortrieb sorgt der kraftvolle Shimano STEPS E 8000-Motor mit vollintegriertem 500-Wh-Akku. Die Motorkraft wird über eine SRAM NX/GX 11-fach-Schaltung an das Hinterrad weitergeleitet. Leider fehlt es dem MAXXIS Rekon+ an Grip, um die Kraft auf den Trail zu bringen – durchdrehende Reifen im Uphill sind die Folge.

Federgabel Fox 36 Float Performance Elite 160 mm
Dämpfer Fox Float DPS Evol 150 mm
Bremsen SRAM Guide RE 200/180
Schaltung SRAM NX/GX
Sattelstütze Race Face Aeffect 125 mm
Lenker V2 Pro Risebar 780 mm
Vorbau V2 Pro 45 mm
Naben SRAM
Felgen V2 Comp Wide DB
Reifen Maxxis Highroller II 2,8″ / Rekon 2,8″
Gewicht 23,82 kg
Preis 5.399 €

Sensibel und komfortabel
Der Hinterbau schluckt selbst kleinste Schläge und ist super komfortabel. Bei größeren Hits mangelt es ihm aber an Reserven.
Es geht auch ohne Rucksack
Dank integriertem Akku ist Platz für eine Trinkflasche – top!
Speed-Sensor – So muss das!
Der Geschwindigkeitssensor ist fast unsichtbar und gut geschützt in den Hinterbau integriert
Nicht unsere erste Wahl
Der MAXXIS Rekon+ hat zu wenig Grip und Pannenschutz für den Einsatz auf dem Trail
Die Qual der Wahl
Mit dem Flip-Chip lässt sich die Geometrie anpassen. Wir empfehlen die flache Variante

Die Geometrie des Devinci DC NX/GX

Größe S M L XL
Sattelrohr 410 mm 420 mm 455 mm 495 mm
Oberrohr 583 mm 606 mm 629 mm 654 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 140 mm
Lenkwinkel 66° 66° 66° 66°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
Kettenstrebe 451 mm 451 mm 451 mm 451 mm
BB Drop N/A N/A N/A N/A
Radstand 1184 mm 1209 mm 1233 mm 1259 mm
Reach 425 mm 445 mm 465 mm 485 mm
Stack 594 mm 603 mm 612 mm 626 mm
Helm POC Tectal Race Spin | Shirt Race Face Trigger Tech Top | Shorts Alpinestars Drop 2 Shorts Handschuhe Fox Demo Cauz

Das Devinci DC NX/GX auf dem Trail

Davon abgesehen klettert das DC trotz seines hohen Gewichts von 23,82 kg erstaunlich souverän. Obwohl wir es in der flachen Geometrieeinstellung gefahren sind, fiel der Sitzwinkel recht steil aus. In Kombination mit der tiefen Front sitzt man auch bei steilen Rampen zentral auf dem Bike und kann effizient pedalieren.

Komfortabel oder verspielt – in Sachen Bikehandling muss man sich beim Devinci DC schon beim Setup entscheiden. Der Spagat zwischen feinem Ansprechverhalten und ausreichend Gegenhalt gelingt dem Hinterbau des Bikes leider nicht. Mit dem empfohlenen Dämpfersetup reagiert der Hinterbau extrem sensibel auf Steine, Wurzeln und Kanten im Trail und leitet sogar beim Bremsen fast keine Schläge an den Fahrer weiter. Dank der zentralen, im Bike integrierten Fahrposition durchrollt man offene Kurven mit viel Selbstvertrauen und guter Balance zwischen Vorder- und Hinterrad. Wenn es schneller zur Sache geht, versackt der Hinterbau jedoch tief im Federweg und verhärtet. Bei schnellen Richtungswechseln und auf flacheren Trails geht der Input des Fahrers im Fahrwerk verloren, wodurch sich das Bike träge und schwerfällig fährt. Deshalb überrollt man Kanten und Wurzeln einfach, anstatt an ihnen abzuspringen oder gar mit dem Bike zu spielen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen und dem DC mit einem deutlich härteren Dämpfersetup etwas mehr Leben eingehaucht. Allerdings leiden dann Ansprechverhalten, Grip und Komfort, sodass das Devinci nur noch auf sehr flowigen Strecken eingesetzt werden kann. Den goldenen Kompromiss aus Komfort und Gegenhalt haben wir leider auch nach intensiven Tests nicht gefunden.

Fazit

Das komfortable Devinci DC vermittelt E-Mountainbike-Einsteigern viel Selbstvertrauen und Sicherheit auf dem Trail. Obendrein klettert das Bike „Made in Canada“ souverän. Ein gutes Allround-Bike also, wäre da nicht das hohe Gewicht und das träge Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten und aktivem Fahrstil. Wir haben uns von Devinci ein sportiveres Bike erhofft und sind gespannt auf die nächste Modellgeneration.

Stärken

+ klettert souverän
+ Platz für Trinkflasche
+ integrierte Fahrposition

Schwächen

– Hinterbau undefiniert
– Reifen zu pannenanfällig
– Gewicht

Mehr Infos findet ihr unter devinci.com


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #014

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Words: Photos: Valentin Rühl