Endlich ist er da: der neue Bosch Performance Line CX 2020! Hier bekommt ihr alle Infos zum neuen Bosch Performance CX 2020-Motor, die Top 10 Facts und einen umfangreichen Test – denn wir konnten den Motor bereits exklusiv mehrere Wochen lang testen.

Bosch ist der größte und bedeutendste Motorenhersteller im E-Bike-Premium-Segment. 2015 wurde der erste Bosch Performance Line CX als Antwort auf den sich abzeichnenden E-Mountainbike-Trend vorgestellt. Und diesen gestaltete Bosch maßgeblich mit: Ohne den Marktführer wäre das E-Bike-Segment nicht dort, wo es heute ist. Standen Qualität und Funktion bei den Bosch-Motoren stets ganz oben auf der Prioritätenliste, stellten die Themen Integration und Individualisierbarkeit die meisten Bike-Hersteller vor größere Herausforderungen. Schließlich beeinflussen Motorengröße und -bauform die Bike-Designs und Geometriekonzepte. Gleiches gilt für das Display- und Remote-Angebot, das die Ergonomie und eine intuitive Integration in das Bike stark beeinflusst. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern stellt Bosch ausschließlich ein geschlossenes Komplettsystem zur Verfügung und setzt auf Standardteile für einfache und schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie auf ein starkes Service-Netzwerk über den Service-Partner MAGURA. Wir haben den neuen Bosch Performance Line CX 2020 bereits ausführlich getestet, unter anderem im brandneuen FOCUS JAM² 6.8 NINE.

Top 10 Facts zum Bosch Performance Line CX 2020-Motor

Genug der Updates! Der neue Bosch Performance Line CX wurde nicht nur mit ein paar frischen Features auf den neuesten Stand gebracht, sondern unterscheidet sich grundlegend von seinem veralteten Vorgänger. Wir verraten euch, was sich alles geändert hat. Ob jetzt wirklich alles besser ist erfahrt ihr im direkten Vergleich: Bosch Performance Line CX „Alt“ gegen „Neu“.

  1. Stärker: Während das Drehmoment mit 75 Nm gleich bleibt, liefert der neue CX-Motor statt bis zu 300 % jetzt bis zu 340 % Unterstützung.
  2. Kleiner: Im Vergleich zum vorherigen Modell wurde das Volumen um knapp 50 % verringert. Zugegeben: Der bisherige CX-Motor war auch wirklich groß! Durch die Verkleinerung wird eine bessere technische Integration möglich und die Hersteller können bessere Geometrien verwirklichen.
  3. Leichter: Der neue CX-Motor kommt mit Magnesium-Gehäuse und wiegt rund 25 % weniger als sein Vorgänger – rund 2,9 kg.
  4. Kontrollierbarer: Der Turbo-Modus hat ebenfalls ein Update bekommen und ist insbesondere beim Anfahren weniger stürmisch, aber noch immer sehr kraftvoll! Wie gehabt, verfügt der Motor über vier Fahrmodi Eco, Tour, eMTB, Turbo.
  5. Geschmeidiger: Der Übergang an der 25-km/h-Schwelle wurde deutlich verbessert. Statt über ein Mini-Kettenblatt mit Übersetzungsgetriebe wird die Kraft nun direkt über ein großes Kettenblatt übertragen. Der Motor besitzt fast keinen internen Widerstand mehr, der beim bisherigen Modell für einen nervigen Kraftverlust beim Treten oberhalb der 25-km/h-Grenze gesorgt hat.
  6. Leiser? Leider nein. Der neue Motor hat einige Geräuschprobleme – v. a. mit dem neuen Freilauf des Kettenblatts.
  7. Schmaler: Der Q-Faktor (Abstand zwischen den Kurbeln) wurde auf 175 mm reduziert und soll dadurch für ein natürlicheres Tretgefühl sorgen. Je niedriger der Wert, desto besser. Zum Vergleich: Yamaha hat weniger als 170 mm Breite, Shimano hat 177 mm und Brose je nach Kurbel +/- 180 mm.
  8. Energiereicher: Zusätzlich zur bisherigen internen 500-Wh-Batterie kommt jetzt ein PowerTube 625 für mehr Saft auf langen Touren.
  9. Goodbye Tuning: Eine neue Anti-Tuning-Software erkennt über Sensoren während der Fahrt, ob eine Manipulation vorliegt, und schaltet das E-Bike automatisch in den Notlaufbetrieb. Damit reagiert Bosch auf die Anforderungen der EN15194:2017-Norm.

Alle Bosch-Displays in der Übersicht

Willkommen in der vernetzten Welt: Bosch SmartphoneHUB Display 2020

Der neue SmartphoneHUB ist mittig auf dem Cockpit angebracht und nutzt das Smartphone und die COBI.Bike-App als intelligente Steuerzentrale. Die Funktionen reichen von Navigation über Musik-Steuerung, Fitnesstracking und Telefonieren bis hin zur Anbindung an andere Dienste und Apps wie etwa Strava oder Komoot. Möchte man ohne Smartphone fahren, werden auf einem kleinen, etwas rudimentären Display die wichtigsten Fahrdaten angezeigt. Der SmartphoneHUB ist vor allem für Tourenfahrer und Commuter geeignet.

Farbe im Spiel: Kiox-Display

Das kompakte Farbdisplay ist grafisch exzellent gestaltet, die schlechte Ablesbarkeit bei starker Sonneneinstrahlung im Gelände und die exponierte Position im Cockpit machen das Bosch Kiox jedoch für ambitionierte Mountainbiker weniger attraktiv. Neu ist die Bosch eBike Connect-App, über die sich drahtlose Software-Updates durchführen lassen. Ansonsten verfügt die App aktuell nur über sehr grundlegende Funktionen wie das Übertragen von beendeten Touren und Fitnessdaten. Bosch möchte das Thema Connectivity in Zukunft jedoch deutlich stärker in den Fokus rücken.

Elektronisches Fahrwerk
Das FOX Live Valve lässt sich vom Kiox-Display aus steuern.
Zusätzlicher Schutz
Die kostenpflichtige Lock-Funktion funktioniert in etwa wie eine elektronische Wegfahrsperre. Ein mechanisches Schloss kann sie natürlich nicht ersetzen.

Reduziert auf das Wesentliche: Purion

Mit dem Purion bietet Bosch Remote und Display in einem Gerät. Das kompakteste System von Bosch sitzt dabei oben links am Lenker und lässt sich intuitiv mit dem Daumen bedienen. Das kleine Schwarz-Weiß-Display gibt Auskunft über die wichtigsten Fahrdaten (Geschwindigkeit, Ladezustand, Fahrmodus etc.) und lässt sich auch bei extremer Sonneneinstrahlung noch sehr gut ablesen. In Sachen digitaler Vernetzung und Zusatzfunktionen war das Purion bereits bei seiner Einführung 2017 veraltet: Wegen fehlender Schnittstellen sind App-Anbindung ans Purion technisch nicht möglich.

Der uralte Klassiker: Intuvia

Das Intuvia-System besteht aus einer Kombination aus Display und Remote. Die Remote ist, gemessen an ihren Funktionen, sehr klobig – zusammen mit dem breiten Kabel zum Display ergibt das eine unelegante Lösung. Das große Intuvia-Display sitzt sehr exponiert mittig am Lenker über dem Vorbau und gibt wie das Purion Auskunft über die wichtigsten Fahrdaten und zusätzlich eine Schaltempfehlung. Über die USB-Buchse lassen sich externe Geräte wie das Handy direkt vom E-Bike-Akku laden.

Der große Bordcomputer: Nyon

Das riesige Nyon-Farbdisplay bietet Tracking, Navigation sowie Fitnessfunktionen und dient obendrein als Erweiterung des Smartphones. So kann das Handy sicher in der Tasche verstaut bleiben, während man z. B. im Stand SMS lesen kann. Auch das Nyon wird mit einer klobigen Remote links am Lenker gesteuert. Bei der Navigation lassen sich auch Routenprofile berücksichtigen, wodurch Mountainbiker beispielsweise zum größten Teil auf unbefestigte Wegen geleitet werden.

Die neuen E-Bike-Akkus von Bosch

Auch bei den Akkus gibt es Neuheiten von Bosch: Das Portfolio der internen Akkus wird um zwei Modelle erweitert. Der Bosch PowerTube 400 ist in seiner Form identisch mit dem vor zwei Jahren eingeführten PowerTube 500. Mit seiner Kapazität von 400 Wh eignet er sich gut für den Einsatz in City-Bikes oder als günstigere Ersatzbatterie im Rucksack für besonders lange E-Mountainbike-Touren. Das Highlight ist der stärkste Akku aus dem Hause Bosch: der Bosch PowerTube 625. Mit 625 Wh Kapazität soll er für hohe Reichweiten sorgen. Dafür ist er allerdings einige Zentimeter länger und rund 700 g schwerer als der PowerTube 500 – von einem PowerTube 500 kann man folglich leider nicht auf einen PowerTube 625 aufrüsten.

Der neue Bosch Performance Line CX 2020-Motor im Test

Der Bosch Performance Line CX 2020 ist für den Einsatz im E-Mountainbike konzipiert. Kurz und knapp: Er macht fast alles besser als sein Vorgänger. Der 75 Nm starke Motor überzeugt auf dem Trail mit Dosierbarkeit auf Spitzenniveau und liefert dennoch ausreichend Kraft, um an seinem Vorgänger oder den Shimano-Motoren vorbeizuziehen. Das maximale Unterstützungslevel wurde von 300 % auf 340 % angehoben. So kann er mit dem Testsieger aus unserem Motoren-Vergleichstest, dem Brose Drive S Mag, auch an steilen Rampen mitziehen. Allerdings benötigt er dabei eine höhere Trittfrequenz. Das absolute Highlight des Motors ist der neu abgestimmte eMTB-Modus: Der dynamisch progressive Modus stellt je nach Fahrsituation und Druck auf dem Pedal die Unterstützung zwischen den Modi Tour (140 %) und Turbo (340 %) zur Verfügung. Dabei trifft der Modus immer genau ins Schwarze, liefert stets genug Power und ist dabei jederzeit sanft und kontrollierbar. Mit keinem anderen Motor lassen sich technische Uphills so einfach und gelassen meistern wie mit dem Bosch Performance Line CX 2020!

Das Fahrgefühl mit dem neuen Bosch ist phänomenal. Wo andere entweder gefühlvoll, aber zu schwach, oder mit zu viel Power unterstützen, trifft der Performance Line CX 2020 immer ins Schwarze.

Der Turbo-Modus wurde übrigens auch überarbeitet und ist jetzt beim Anfahren kontrollierbarer und gefühlvoller. Der Übergang an der 25-km/h-Grenze gelingt dem Performance CX nahtlos. Tretwiderstand? Fehlanzeige! Dafür hat der neue Bosch-Motor ein Problem mit der Lautstärke. Wir meinen hier nicht das recht laute und hohe Surren unter Volllast, sondern den grob verzahnten Freilauf des Kettenblatts, der hart und metallisch eingreift und in ruppigen Downhills nach heftigem Kettenschlagen klingt. Das Resultat: Die Die 2020er E-Mountainbikes mit Bosch-Motor werden in der Abfahrt stets lauter sein als die meisten Bikes mit Antrieben von Shimano oder Brose – schade, denn jeder weiß, wie geil sich ein leises Bike auf dem Trail anfühlt!

Tretwiderstand? Fehlanzeige! Mit dem Bosch Performance Line CX 2020 fährt man endlich nicht mehr gegen eine gefühlte Wand, wenn es schneller als 25 km/h wird.

Typisch Bosch, erhalten die Bike-Hersteller ein geschlossenes System und müssen, wenn sie den Performance CX verbauen, auf die serienmäßigen Remotes, Displays, die Motor-Software und Akkus von Bosch zurückgreifen. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, um die Motorcharakteristik an das Bike-Konzept anzupassen. Trotz fünf potenzieller Display-Optionen sind für E-Mountainbikes nur das Bosch Purion- und das Bosch Kiox-Display sinnvoll, wobei das Kiox auf dem Trail schlecht ablesbar ist, die Tasten der Remote sich nicht optimal bedienen lassen und man die Remote selbst standardmäßig nur schlecht in das Cockpit integrieren kann. Eine minimalistische Display-/Remote-Einheit oder herstellerspezifische Lösungen wird es in naher Zukunft nicht geben. Eine wirklich elegante Integrationslösung ist daher leider nicht möglich. Auch die eBike Connect-App bietet hier keine Verbesserung, da sie abgesehen von drahtlosen Software-Updates bis dato nur grundlegende Funktionen bietet.

Das geringe Gewicht und das kompakte Gehäuse des neuen Bosch-Motors können das Handling der neuen Bikes mit Bosch-Motor sehr positiv beeinflussen.

In Sachen Gewicht und Baugröße spielt der neue Bosch ganz vorne mit: „Leicht und kompakt“ bringt es auf den Punkt. Die neue Form lässt den Bike-Herstellern viel Spielraum bei der Gestaltung des Hinterbaus, stellt die Designer wegen des markanten Knicks an der Front aber vor neue Herausforderungen bei der optischen Integration in den Rahmen – zumindest, wenn man ohne Motor-Cover auskommen will. Trotz durchdachter Anti-Tuning-Software setzt Bosch noch immer auf den exponierten Speichenmagneten als Geschwindigkeitssensor. Andere Motorhersteller können mittlerweile deutlich genauere und eleganter integrierte Sensoren anbieten.

Fazit

Der neue Bosch Performance Line CX 2020 ist deutlich kleiner und leichter als sein Vorgänger, dennoch haben wir uns ins Sachen Display, Remotes und Integration noch deutlich mehr erwartet. Schließlich lässt das geschlossene System noch nicht einmal dem Bike-Hersteller Anpassungsmöglichkeiten. Außerdem ist das laute metallische Klackern beim Ein- und Ausfedern des Hinterbaus auf dem Trail super nervig. In Sachen Fahrperformance hingegen ist der Bosch Performance Line CX 2020 spitzenmäßig! Der eMTB-Modus ist der beste progressive Modus, den es auf dem Markt gibt, und liefert immer die richtige Power.


Falls ihr wissen wollt, wie sich der neue Bosch Performance Line CX gegen seinen Vorgänger schlägt oder wie gut er im Vergleich zu allen anderen E-Bike-Motoren ist, dann verpasst auf keinen Fall unseren neu gegen alt-Artikel und unseren großen E-MOUNTAINBIKE Motor Vergleichstest. Wenn das noch nicht genug ist, dann besucht doch einfach unsere Bosch-Übersichtsseite auf der ihr alle News zu den neuen Bosch-Produkten findet.


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Words: Felix Stix, Robin Schmitt Photos: Diverse