Gerade einmal 25 km trennen zwei der größten deutschen Bikehersteller. Mitten in der Oberpfalz liegen die Firmenzentralen von CUBE und GHOST. Die perfekte Ausgangssituation für ein Duell: CUBE Stereo Hybrid vs. GHOST HYBRIDE SLAMR X. Welches Bike als Sieger aus dem Duell hervorgehen wird, zeigt dieses Lokalderby.

Das Duell: CUBE Stereo Hybrid 160 vs. GHOST HYBRIDE SLAMR X

Im Einsatzzweck sind sich beide Hersteller noch einig. Sowohl die Cube Action Team Edition des Stereo Hybrid 160 als auch das martialisch auftretende GHOST HYBRIDE SLAMR X verkörpern potente E-Mountainbikes die für maximalen Spaß bergab konzipiert sind. Abgesehen davon könnten die Unterschiede kaum größer sein. Bei diesem Derby wird mit harten Bandagen gekämpft. Es treten an: Alu gegen Carbon, Bosch gegen Shimano, integrierter Akku gegen externen Akku, 27,5” Reifen gegen gemischte Laufradgröße und Stahl gegen Luft.

Um einen Sieger zu küren, haben sich die Bikes im verblockten alpinen Gelände genauso wie auf Singletrails und Bikepark-Strecken beweisen müssen. Außerdem haben wir Tourentauglichkeit und Kletterfähigkeit beider E-Mountainbikes auf eine harte Probe gestellt.

Das CUBE Stereo Hybrid 160 Action Team 500 27.5 im Detail

CUBE Stereo Hybrid 160 Action Team 500 27.5
170/160 mm (v/h) | 24,43 kg | 5.799 €

Das CUBE Stereo Hybrid überzeugt auf Anhieb mit seiner cleanen Silhouette. Der Bosch PowerTube Akku ist formschön im Alurahmen integriert. Im Vergleich zum externen, leichteren PowerPack wandert der Schwerpunkt mit ihm allerdings etwas nach oben. Die Ausstattung des Action Team Replica-Modell lässt keine Wünsche offen. Das 5.799 € teure E-Mountainbike rollt auf griffigen 27,5” x 2,6” Schwalbe Magic Mary/Nobby Nic Reifen (v/h) in der pannensicheren Super-Gravity Version, die auf edlen NEWMEN-Laufrädern montiert sind. Mit 170 mm Federweg an der Gabel und 160 mm am Heck verfügt der Viergelenker mit FOX Factory Fahrwerk über ausreichend Reserven. Kraftvolle Shimano SAINT-Bremsen bringen das 24,43 kg schwere Bike in jeder Situation sicher zum Stehen. Der mit 820 mm extrem breite Race Face SixC-Lenker ist gewöhnungsbedürftig, Fahrer mit breitem Kreuz können damit Kraft in Downhillpassagen sparen. Vielen Fahrern wird er aber zu breit sein, ein Griff zur Säge kostet aber nichts und löst das Problem.

Federgabel FOX 36 FLOAT Factory FIT4 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Factory EVOL 160 mm
Motor/Akku Bosch Performance CX PowerTube 500 Wh
Schaltung SRAM EX1
Bremsen Shimano SAINT
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Vorbau Race Face Turbine Basic 55 mm
Lenker Race Face SixC 820 mm
Laufradsatz NEWMEN EVOLUTION SL E.G.35
Reifen Schwalbe Magic Mary, ADDIX Soft, Super-Gravity/Nobby Nic ADDIX Speedgrip, Super-Gravity 27,5”x2,6” (v/h)
Gewicht 24,43 kg
Preis 5.799 €

Lass den Rucksack zu Hause
Der Bosch PowerTube-Akku hat einen Vorteil: Er schafft im Rahmen Platz für einen Flaschenhalter
Pannensicher
Die Super-Gravity Karkasse der Schwalbe Reifen kann mit top Pannensicherheit und guter Dämpfung überzeugen. Voraussetzung: ein Umbau auf Tubeless.
Nerviges Klappern
Das Klemmschloss des internen Akkus lässt sich leider nicht richtig einstellen. Entweder der Akku klappert im Rahmen oder die Abdeckung lässt sich nicht richtig schließen.

Die Geometrie des CUBE Stereo Hybrid 160

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 420 mm 470 mm 520 mm
Oberrohr 581 mm 602 mm 619 mm 630 mm
Steuerrohr 115 mm 119 mm 129 mm 146 mm
Lenkwinkel 65,8° 65,8° 65,8° 65,8°
Sitzwinkel 74,3° 74,3° 74,3° 74,3°
Kettenstrebe 473 mm 473 mm 473 mm 473 mm
Tretlagerabsenkung 12,5 mm 12,5 mm 12,5 mm 12,5 mm
Radstand 1201 mm 1222 mm 1236 mm 1249 mm
Reach 410 mm 430 mm 440 mm 446 mm
Stack 612 mm 616 mm 625 mm 640 mm

Mehr Infos unter: cube.eu

Das GHOST HYBRIDE SLAMR X SL 7.7+ im Detail

GHOST HYBRIDE SLAMR X SL 7.7+
160/140 mm (v/h) | 21,20 kg | 6.499 €

GHOST setzt beim neuen HYBRIDE SLAMR X auf gemischte Laufradgrößen und kombiniert ein 29” Vorderrad mit einem 27.5+ Pneu am Hinterrad. Der externe Akku des Shimano STEPS E8000 Motors sitzt tief im Carbonhauptrahmen, um den Schwerpunkt des Bikes so niedrig wie möglich zu halten. In Kombination mit dem 2,5” breiten Maxxis Shorty an der Front soll das auf dem Trail für ausreichend Präzision und Agilität sorgen, während der 2,8” breite Minion DHRII im Uphill immer ausreichend Traktion bieten soll. GHOST setzt voll auf Stahlfederdämpfer und verbaut einen RockShox Super Deluxe Coil RCT, der dem Aluminiumhinterbau des 6.499 € teuren Bikes 140 mm Federweg entlockt. An der Front kommt eine von 160 mm auf 130 mm absenkbare RockShox Lyrik zum Einsatz. Beim Cockpit mit 780 mm Carbonlenker und den 155 mm kurzen Kurbeln vertraut GHOST auf Komponenten der Eigenmarke Ground Fiftyone.

Federgabel RockShox Lyric RCT3 Dual Position Air 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil RCT 140 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000/504 Wh
Schaltung SRAM EX1
Bremsen SRAM Code R
Sattelstütze Kind Shock LEV INTEGRA 175 mm
Vorbau Ground Fiftyone Team 45 mm
Lenker Ground Fiftyone Carbon 780 mm
Laufradsatz DT Swiss H 1700 Hybrid
Reifen Maxxis Shorty 29”x2,5”/Minion DHRII 27,5”x2,8” EXO 3C MaxTerra
Gewicht 21,20 kg
Preis 6.499 €

Federweg ist mehr als eine Nummer
Am Heck hat das GHOST zwar “nur” 140 mm Federweg. Sie fühlen sich aber deutlich potenter und nach mehr Federweg an.
Is bigger better?
Die Kurbeln sind nur 155 mm kurz. Das schafft viel Bodenfreiheit beim Pedalieren, sorgt aber auch für eine permanent hohe Trittfrequenz.
Zu schwammig, zu schwach
Der 2,8” breite Minion DHRII wird dem Potential des GHOSTs nicht gerecht. Er ist zu pannenanfällig und knickt in Anliegern weg.

Die Geometrie des GHOST HYBRIDE SLAMR X

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 430 mm 460 mm 500 mm
Oberrohr 574 mm 596 mm 636 mm 670 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 120 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,6° 65,6° 65,6° 65,6°
Sitzwinkel 75,2° 75,2° 75,2° 75,2°
Kettenstrebe 455 mm 455 mm 455 mm 455 mm
Tretlagerabsenkung 23 mm 23 mm 23 mm 23 mm
Radstand 1.185 mm 1.209 mm 1.252 mm 1.290 mm
Reach 411 mm 430 mm 466 mm 495 mm
Stack 616 mm 625 mm 644 mm 663 mm

Mehr Infos unter: ghost-bikes.com

Runde 1 – Design

Der integrierte PowerTube-Akku verleiht dem CUBE eine aufgeräumte Optik. Sie wird von den komplett intern geführten und klapperfreien Zügen unterstrichen. Die qualitativ hochwertige, mehrfarbige Lackierung in den CUBE Action Team Farben sticht ins Auge.
Scharfe Kanten, markante Details und der Stahldämpfer prägen das martialische Bild des GHOSTs. Der tiefgezogene Carbonhauptrahmen fällt auch mit der dezenteren grau-roten Lackierung auf. Im Vergleich zum CUBE durchbricht der aufgesetzte Akku die sonst ansprechende Linienführung. Trotzdem vermittelt das kantige Bike einen modernen, stimmigen Gesamteindruck. Da Geschmack bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, kann sich hier kein klarer Favorit abgrenzen. Während das GHOST aber nach Rock ‘n’ Roll schreit, trägt das CUBE seine Rennsportgene mit poppiger Lackierung und schlanker Silhouette zur Schau.

Runde 2 – Der Weg zum Trail

Egal ob auf der Feierabendrunde oder Ganztagestour – vor dem E-Mountainbike Spaß steht meistens erst einmal der Weg zum Trail an. In der Ebene oder leicht bergan auf Forstraßen wird an der 25 km/h “Schallmauer” gecruised. Die Sitzposition auf dem GHOST ist im direkten Vergleich zum CUBE sportlicher, mit mehr Druck auf den Händen. An Board des kürzeren CUBES kommt nicht zuletzt wegen des breiten Lenkers Chopper-Feeling auf. Dafür sorgt auch der flachere Sitzwinkel. der einen etwas weiter über dem Hinterrad positioniert. Auf dem Papier der erste Punkt fürs GHOST. Wären da nicht seine 155 mm kurzen Kurbeln, die eine deutlich höhere Trittfrequenz erzwingen, um mit dem CUBE mithalten zu können. Obwohl der Shimano STEPS E-8000 Motor bei hohen Trittfrequenzen optimal arbeitet, treibt uns das GHOST deshalb auf langen Touren und in der Ebene deutlich mehr Schweißperlen auf die Stirn.

Runde 3 – Uphill

Mit dem E-Mountainbike hat man oft die Qual der Wahl. Entweder ganz entspannt die Forststraßen nach oben cruisen, oder die Kumpels auf dem Singletrail zu einem Duell über Stock und Stein herausfordern. Mit dem GHOST im Trail- und dem CUBE im eMTB Automatik-Modus bringen beide Antriebe ihre Kraft sehr geschmeidig und trotzdem mit ausreichend Punch auf den Trail. Die Fahrwerke beider Bikes generieren beim Überrollen von Stufen, Steinen und Wurzeln viel Grip. In Kombination mit den breiten, griffigen Hinterreifen (2,8” beim GHOST und 2,6” beim CUBE) erklimmt man fast ohne durchdrehende Räder den Gipfel. Im super steilen und verblockten Gelände spielt das GHOST die Vorteile seiner kurzen Kurbeln und absenkbaren Gabel aus und zieht aufgrund der höheren Bodenfreiheit und effizienteren Sitzposition problemlos am CUBE vorbei.

Runde 4 – Downhill

Klettern ist das Eine…diese Bikes aber sind auch für die Abfahrt gemacht. Im harten Gelände, mit großen Steinen, fiesen Drops und endlosen Wurzelteppichen werden Material und Fahrer an die Grenzen gebracht. Dabei machen beide Bikes eine gute Figur. Das CUBE läuft mit seinem Plus an Federweg wie auf Schienen. Der komfortable Hinterbau reagiert schluckfreudig auf alle Unebenheiten und gibt bereitwillig Federweg frei. Das bringt selbst im rauen Gelände Kontrolle und Sicherheit. In Kombination mit der 170 mm FOX 36 Factory Gabel ist Armpump Fehlanzeige. Aktive Fahrer wünschen sich etwas mehr Gegenhalt vom Dämpfer für mehr Feedback vom Untergrund.

  Go hard or go home – Das GHOST HYBRIDE SLAMR X verlangt einen aktiven Fahrstil, belohnt seinen Fahrer aber auch mit herausragender Downhillperformance

Das 29” große Vorderrad des GHOSTs rollt problemlos über dicke Brocken hinweg und kompensiert so den etwas kürzeren Federweg der Gabel. Beim HYBRIDE SLAMR X ist etwas mehr Geschwindigkeit und Körpereinsatz gefragt, um mit dem Bike aktiv das Gelände zu nutzen. Den Mut des Fahrers belohnt es aber mit ausreichend Laufruhe und chirurgischer Präzision. Das 140 mm Fahrwerk mit Stahlfederdämpfer reagiert sehr sensibel auf Schläge und fühlt sich dabei nach deutlich mehr Federweg an. Gebremst wird das E-Mountainbike lediglich von seinem pannenanfälligen Hinterreifen, der dem Potential des Bikes nicht gerecht wird. Davon abgesehen ist das GHOST dem CUBE bei Highspeed im rauen Gelände überlegen. Wer jedoch nicht permanent mit dem Messer zwischen den Zähnen über die Trails jagt, findet im CUBE ein gutmütiges, Fehler verzeihendes Bike, mit dem dieselben Trails gemeistert werden können. Nur eben etwas langsamer.

Runde 5 – Trailspaß

Alpine, verblockte und extrem anspruchsvolle Trails sind vielleicht die Königsdisziplin, doch wie schlagen sich die Kontrahenten auf flowigen Trails oder im Bikepark? Um es vorwegzu nehmen: Beide machen ihre Sache sehr gut, das CUBE aber einen Tick besser. Das Stereo Hybrid 160 ist trotz seiner 170/160 mm Federweg agil und wendig. Allerdings nur, wenn wir mit dem Dämpfer des FOX Factory Fahrwerks im härter abgestimmten Medium-Modus unterwegs sind. Dann liefert das E-Mountainbike ausreichend Gegenhalt, wodurch sich in Anliegern und auf Wellen easy Richtung machen und Geschwindigkeit generieren lässt – Grinsen inklusive!

  Das CUBE vermittelt Fahrern aller Könnerstufen viel Sicherheit und überzeugt mit gutmütigem Fahrverhalten.

Das HYBRIDE SLAMR X erfordert bei so flotten Richtungswechseln deutlich mehr Körpereinsatz und wirkt deshalb im direkten Vergleich etwas träger. Wer in Kurven aktiv das Vorderrad belastet, kommt aber auch mit dem GHOST sehr flink ums Eck. Der Hinterreifen macht bei so hohen Kräften in der Kurve allerdings schlapp. Er neigt besonders in Anliegern zum Walgen und sorgt deshalb für ein schwammiges Gefühl am Heck.

Trailspaß mit den E-Mountainbikes

Fazit

Das GHOST ist ein E-Mountainbike fürs Extreme. Steil und verblockt bergauf und den härtesten Trail des Berges mit Highspeed bergab zählt zur Paradedisziplin des durchdachten Bikes. Sein volles Potential können aber nur versierte Biker mit aktiven Fahrstil ausschöpfen. Dieses Bike ist eine echte Waffe für Spezialisten.

Das Lokalderby gewinnt deshalb – wenn auch sehr knapp – das CUBE Stereo Hybrid 160 in der Action Team Edition. Das Bike ist sowohl bergauf als auch bergab deutlich komfortabler und auch für längere Touren gut geeignet. Fahrern aller Könnerstufen vermittelt das Bike viel Sicherheit und überzeugt mit gutmütigem Fahrverhalten. Das GHOST muss es nur im extremen Gelände ziehen lassen. In Sachen Wendigkeit, Komfort, Ausstattung und Preis hat es die Nase allerdings vorn.


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Words: Photos: Valentin Rühl