Ausgabe #025 Test

Crankbrothers Stamp 3 Plattformpedale im Test

Crankbrothers verpassen ihren populären Stamp 3 Plattformpedalen ein Update und treten damit im wahrsten Sinne des Wortes in große Fußstapfen. Wir haben die Pedale für euch im rigorosen Dauertest in die Mangel genommen und verraten euch, wie sie ihn überstanden haben und für wen die Pedale geeignet sind.

Die Stamp 3-Plattformpedale für 119,99 € bilden das Mittelfeld im Portfolio von Crankbrothers, das von den Einsteigerpedalen Stamp 1 für 49,99 € bis zu den 300,00 € teuren Stamp 11-Pedalen reicht. Die Flatpedals werden in zwei Größen angeboten, in der Ausführung Small besitzt die Plattform die Abmessung 100 x 100 mm und soll sich laut Crankbrothers für E-Mountainbiker mit Schuhgröße 37–43 eignen. In der von uns getesteten Ausführung Large ist die Plattform ganze 111 mm breit und 114 mm lang, womit sie sich für Biker mit einer Schuhgröße von 43 bis hin zu Bigfoot (offiziell bis Schuhgröße 49) anbietet. Das Pedal ist 16 mm hoch und besitzt auf jeder Seite 10 Pins. Die 4 Pins in der Mitte sitzen 2 mm tiefer, wodurch die Standfläche leicht konkav wird und sich die Fußballen besser in das Pedal einbetten können. Die insgesamt 8 mm langen Pins werden von oben mit einem 2 mm Inbus in das Pedal geschraubt und sind ab Werk mit einem Schraubensicherungskleber gegen unerwünschtes Lockern gesichert. Crankbrothers bietet für 11,99 € auch ein Pin-Set in 10 mm Länge an. Das Pedalgehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist in einer schwarzen oder grauen Lackierung erhältlich. Trotz des Magnesiumgehäuses wiegt ein Paar 391 Gramm, womit die Pedale zu den schwereren ihrer Gattung gehören. Die geschmiedete Cro-Mo-Achse dreht sich auf einem Mix aus zwei gedichteten Industrielagern außen und einem IGUS-Gleitlager innen. Crankbrothers gibt die Stamp 3-Pedale ohne Gewichtsbeschränkung für den am härtesten denkbaren Downhill-Einsatz frei und gewährt dem Kunden 5 Jahre Herstellergarantie.

Unter den Stamp 3 erscheinen Schuhe in Größe 46 als klein. Wer kleine Füße hat, sollte unbedingt zur kleineren Ausführung greifen, damit die Pedale nicht seitlich unter den Schuhen rausstehen.

Eine Abschmieröffnung, wie sie die teureren Stamp 7- oder Stamp 11-Pedale, besitzen unsere Testpedale nicht. Um sie zu warten, muss daher immer die Achse ausgebaut werden. Die Pedalachse wird von einer etwas schwer zugänglichen Torx 15-Schraube festgehalten. Solltet ihr die Lager eurer Pedale soweit abgenutzt haben, dass sich das Lagerspiel durch eine einfache Wartung nicht mehr beheben lässt, bietet Crankbrothers ein Refresh-Kit mit allen Lagern, Dichtungen und Schrauben für 24,99 € an.

Nach einem halben Jahr Einsatz bei widrigsten Wetterbedingungen und in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten, von Touren bis zu anspruchsvollen Trails, Steinfeldern und Jumplines, ist es an der Zeit, Resümee zu ziehen. Durch die leicht konkave Bauform der Stamp 3 steht man sicher in die Plattform integriert. Die Pedale bieten einen guten Halt und sorgen dafür, dass man auch auf ruppigen Untergrund nur selten den Pedalkontakt verliert. Selbst mit griffigen Flatpedal-Schuhen ist der Halt auf dem Pedal aber nicht so groß, dass man zum Korrigieren der Fußposition auf dem Pedal den Schuh lupfen muss. Die mittlere Gehäusestrebe, die die Achse beherbergt, besitzt eine abgeflachte und ebene Standfläche, sodass sie nicht unangenehm durch die Schuhsohle in den Fuß drückt. Dadurch kann man die Stamp 3 Pedale auch mit Schuhen mit einer weicheren Sohle bequem auf langen Touren fahren. Die großen Pedalöffnungen zwischen dem äußeren Käfig und den mittleren Streben sorgen dafür, dass sich das Pedal nicht mit Matsch und Schlamm zusetzen kann. So verliert man auch bei Nässe nicht den sicheren Halt unter den Füßen. Flatpedal-Biker, die das Maximum an Grip auf den Pedalen suchen, sollten zu dem längeren Pin-Set greifen oder ein Pedal mit einer stärkeren konkaven Krümmung suchen.

Bei den äußersten Pins ist Felskontakt vorprogrammiert. Sind sie zu stark verschlissen, bekommt man sie ohne Bohrer nicht mehr aus dem Pedal.
Mit einem gebogenen Torx 15- und 8er-Inbus ist die Achse schnell entfernt und neu gefettet. Nach 6 Monaten war das Fett noch lupenrein und die Pedale liefen rund, wie am ersten Tag.

Die Haltbarkeit der Pedale ist in unserem Testzeitraum über jeden Zweifel erhaben. Lagerspiel? Fehlanzeige. Die Pedale laufen rund wie eh und je. Auch das Fett auf der Achse erstrahlte beim Zerlegen in fabrikneuem Zustand. Kein Körnchen Staub oder Dreck konnte sich den Weg an den Dichtungen vorbei ins Innere der Flatpedals bahnen. Der perfekte innere Eindruck wird aber stark getrübt von dem äußeren Zustand der Pedale. Man kann zwar erwarten, dass nach einem halben Jahr Dauereinsatz das Pedal zerkratzt aussieht, allerdings haben bereits die ersten Einsätze auf felsigem Untergrund starke Spuren auf den Pedalen hinterlassen, mit der Folgen von deutlichen Gebrauchsspuren und Lackabplatzern bereits nach kurzer Zeit. Durch die lange und breite Pedalkonstruktion ist der Fahrbahnkontakt auf schmalen Trails bei unachtsamer Fahrweise vorprogrammiert, was das haltbare Gehäuse zwar locker wegsteckt, die Ästhetik der Pedale aber nicht. Ein weiteres Problem stellen abgenutzte Pins dar, die von oben in das Pedal geschraubt werden. Wird die Inbusschrauböffnung oder der Pin selbst durch einen Pedalaufsetzer abgeschliffen, braucht es einen Bohrer, um den Pin zu tauschen.

Tops

  • ideal für große Füße
  • sehr robuste Lager, Achsen und Pedalkörper
  • guter Grip

Flops

  • Pins nur von oben einschraubbar
  • anfälliger Lack

Mit den Stamp 3 bieten Crankbrothers gute Flatpedals an, die in der Ausführung Large auch unter die größten Füße passen. Auf dem Trail liefern sie sicheren Halt und eine ebenso starke Performance ab wie auf langen Tagestouren. Selbst nach härtestem Fels-Beschuss zeigen sie sich in ihrer Funktion unbeeinträchtigt. Auch die Wartung der Achse und der Lager gelingt spielend. Die Standfestigkeit der Lackierung und die ungünstige Pin-Befestigung sind noch ausbaufähig.

Testdauer: 6 Monate
Preis: 119,99 €
Gewicht: 391 g in L
mehr Infos: crankbrothers.com


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words & Photos: Rudolf Fischer

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …