Doppeltes Unterrohr, Anhänger-Freigabe und mit 180 kg das höchste zulässige Gesamtgewicht (zGG) im Test. Machen diese Eckdaten das Corratec Life CX 6X Connect zum perfekten Offroad-Tiefeinsteiger für Schwergewichte und für Touren mit viel Gepäck und Anhänger? Wir haben es getestet.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste Offroad-Tiefeinsteiger 2020

Corratec Life CX 6X Connect | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 100/0 mm (v/h)
25,9 kg in Größe L | 3.999 € | Hersteller-Website

Das Corratec Life CX 6X Connect wirbt mit einigen Besonderheiten, die auf dem Papier absolut logisch und stimmig wirken. So verfügt das Corratec z. B. als einziges Bike im Test über ein zweiteiliges Unterrohr, das die Steifigkeit erhöhen soll. Der Durchstieg geht durch diese Konstruktion noch in Ordnung, doch die Handhabung des integrierten 625-Wh-Akkus des Bosch Performance Line CX-Motors gestaltet sich schwieriger: Er muss nach unten hin entnommen werden. Für alle, die ihren Akku nicht über die am Sitzrohr positionierte Ladebuchse mit Energie aufladen möchten, bzw. den Akku zum Aufladen mit in die Wohnung nehmen müssen, ist das ein Gefummel. Dafür ist der Trinkflaschenhalter weit oben auf dem Unterrohr positioniert und schränkt den leicht erhöhten Durchstieg nicht weiter ein. Bei der Verarbeitungsqualität zeigt sich Corratec nicht gerade detailverliebt – das Akkuschloss sitzt ohne Abdeckung und nicht mittig in der Aussparung und auch die Haptik des Motor-Covers aus Plastik wirkt nicht gerade hochwertig.

Die Alltagsausstattung ist mit Gepäckträger (25 kg Zuladung), Klingel, Schutzblechen, sehr gutem Seitenständer und Lichtanlage allumfassend. Die Beleuchtung kann mit den besten im Test allerdings nicht mithalten; wer mit dem Life CX 6C Connect nachts pendeln will, sollte die Frontlampe tauschen. Top hingegen ist die SR Suntour MOBIE25 Air-Federgabel mit 100 mm Federweg, die über den Luftdruck an das Fahrergewicht angepasst werden kann. Wirklich schweren Fahrern bringt das allerdings nicht viel, denn die Anpassungsmöglichkeiten sind ausgereizt, bevor die maximale Zuladung des Bikes erreicht wird.

Kettenspanner?
Die stufenlose Enviolo CT-Nabenschaltung steht dem Bike gut – mit vertikalen Ausfallenden könnte Corratec auch auf den weniger schönen Kettenspanner verzichten.
Bockstabil
Der Seitenständer ist einer der besten im Test – klappt nicht von alleine aus, klappert nicht und sorgt für einen stabilen Stand.
Kraft im Unterarm
Die Bedienkräfte der Enviolo-Nabenschaltung sind beim Schalten in einen leichteren Gang unter Last relativ hoch.
Bei Nässe überfordert
Der Continental Race King-Reifen fällt bei Nässe hinter allen anderen Reifen im Test zurück. Durch die harte Gummimischung schmiert man leicht ab.

Corratec Life CX 6X Connect

3.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 75 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Connect
Federgabel SR Suntour MOBIE25 AIR 100 mm
Dämpfer mm
Sattelstütze ZZYZX Alloy - mm
Bremsen Magura MT Thirty 203/180 (v/h) mm
Schaltung Enviolo 310 % Bandbreite
Vorbau ZZYZX Adustable 90 mm
Lenker ZZYZX 680 mm
Laufradsatz 27,5
Reifen Continental Race King Performance 2,2

Technische Daten

Größe XS, S, M, L, XL
Gewicht 25,9 kg
Zul. Gesamtgewicht 180 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 154 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

doppeltes Unterrohr


Zu viel versprochen
Das doppelte Unterrohr suggeriert zusammen mit 180 kg zGG Stabilität. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass das Corratec ein schwammigsten Handling besitzt.
Safety first!
Bei einer maximalen Zuladung von 154 kg sollte keine Zweikolbenbremse mit 180-mm-Bremsscheiben montiert sein – ein absolutes No-Go!
Am besten quer durch
Die Durchstiegshöhe beim Corratec ist gut, aufgrund des doppelten Unterrohrs geht allerdings etwas Durchstiegsbreite verloren, wodurch der Fuß gedreht werden muss.
Jacke Meander Recycled Parka | Rucksack Dew Avail Concrete
Helm POC Tectal | Handschuhe Roeckl Odense

180 kg zGG sind bemerkenswert! Im Alltag zeigt sich allerdings, dass die Federgabel, das unpräzise Handling und die Bremsen nicht für 154 kg Zuladung ausgelegt sind.

Die stufenlose Enviolo CT-Nabenschaltung ist wartungsarm und ermöglicht sogar das Schalten im Stand. Unter der Volllast des Motors erfordert sie aber viel Handkraft zum Hochschalten. Zwar sind vorne eine 203-mm-Bremsscheibe und eine Vierkolbenbremse montiert, leider kommen hinten jedoch nur zwei Kolben und eine 180-mm-Bremsscheibe zum Einsatz. Bei einer maximalen Zuladung (Fahrer + Equipment) von 154 kg ist nicht optimal, schließlich leidet dadurch nicht nur die Bremskraft, sondern vor allem die Hitzebeständigkeit der hinteren Bremse. Denn wer mit schleifender Bremse bergab rollt, bringt Bremsen mit kleinen Scheiben deutlich schneller ans Limit. Die Continental Race King-Bereifung fällt bereits auf feuchtem Asphalt negativ auf, weil sie so wenig Grip hat – die Reifen sollten auf jeden Fall getauscht werden!

Die Sitzposition ist komfortabel und kann mit dem höhenverstellbaren Vorbau zusätzlich an persönliche Vorlieben angepasst werden. Auf kleinen Unebenheiten punktet das Life CX 6X Connect mit reichlich Komfort und aufgrund des Lenkers mit Flare kommt entspanntes Hollandrad-Feeling auf. Leise ist es dabei allerdings nicht – der Kettenschutz aus Plastik klappern. Die 310 % Bandbreite der stufenlosen Schaltung kombiniert Corratec mit der Power des neuen Performance Line CX-Motors. Das steht dem Bike wirklich gut! Leider muss der smarte eMTB-Modus im Nachhinein vom Händler aufgespielt werden, ab Werk setzt Corratec auf den Sport-Modus. In Sachen Präzision dann die große Enttäuschung: Das doppelte Unterrohr kann seine Wirkung nicht entfalten, was an diversen Faktoren wie den Rohrdimensionen oder den Abstützpunkten der Rohre liegen kann. Fakt ist: Das Handling ist schwammig und bereits Spurrinnen auf der Straße bringen das Corratec Life CX 6X Connect aus der Ruhe – Ausritte ins leichte Gelände sollten unterbleiben.

Mit 11 kg Gepäck am Heckträger – freigegeben sind bis zu 25 kg – lässt sich das Bike nur noch schwer kontrollieren. Es schaukelt sich schnell auf und Lenkerflattern lässt sich nicht vermeiden. Wer einen Packesel sucht, sollte sich anderswo umsehen.

Tuning-Tipp: Reifen | eMTB-Modus nachrüsten beim Händler

Fazit

Auf Radwegen und langen Touren über Schotter und Teer ist das Corratec zu Hause. Die fehlende Wendigkeit limitiert es im Stadtverkehr und das schwammige Handling sorgt dafür, dass es bereits im gemäßigten Gelände überfordert ist. Die Ausstattung ist im Alltag 154 kg Zuladung nicht gewachsen. Mit Gepäck am Heckträger lässt sich das Bike nur noch schwer beherrschen.

Tops

  • hohe Trinkflaschen-Position
  • Enviolo-Nabenschaltung
  • super Seitenständer

Flops

  • schwammiges Handling
  • Reifen
  • Hinterradbremse
  • Motor-Cover wirkt billig und erhöht die Geräuschkulisse beim Fahren

Mehr Informationen findet ihr unter corratec.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste Offroad-Tiefeinsteiger 2020

Alle Bikes im Test: BULLS E-STREAM EVO 1 WAVE 27,5+ (Zum Test) | CENTURION E-Fire Country F3500 (Zum Test) | Corratec Life CX 6X Connect | FANTIC ISSIMO FUN (Zum Test) | HNF-NICOLAI UD 3 (Zum Test) | INFRONT IF-4 Wave (Zum Test) | Kalkhoff Entice 5.B Excite (Zum Test) | KETTLER QUADRIGA TOWN & COUNTRY COMP (Zum Test) | Moustache Samedi 27 Off 2 Open (Zum Test) | Riese & Müller Homage GT (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Photos: Jonas Müssig und Philipp Schwab