Ein E-Enduro Race-Bike für unter 7.000 €? Das verspricht Canyon mit seinem Strive:ON CFR. Laut dem Direktversender aus Koblenz soll es Sieger-DNA in sich tragen und auf härtesten Trails neue Bestzeiten setzen. Mit 170/160 mm Federweg und Mullet-Setup spricht auf dem Papier nichts dagegen, doch wie schlägt sich das Canyon Strive im Vergleichstest?

Canyon Strive:ON CFR | Bosch Performance Line CX/750 Wh | 170/160 mm (v/h)
24,3 kg in Größe M | 6.999 € | Hersteller-Website

Schon die High-End-Ausstattung des Canyon Strive:ON CFR LTD für 9.699 € konnte sich in unserem großen E-Mountainbike Vergleichstest 2024 den Kauftipp sichern. Jetzt kommt das Strive:ON CFR zwar nicht mit dem extrem kräftigen Bosch Performance Line CX Race-Motor, dafür aber mit dem kleineren und immer noch kräftigen Bruder: Der Bosch Performance Line CX-Motor liefert gleich viel Drehmoment, jedoch ein Unterstützungsverhältnis von 340 % statt 400 %. Das Mullet-Setup und 170/160 mm Federweg unterstreichen die Performance-orientierte Entwicklung des Canyon Strive ON. In unserer Ausstattung bringt das E-Mountainbike in Größe M die Nadel der Waage bei 24,3 kg zum Stehen und liegt dadurch knapp über dem Durchschnittsgewicht von 24,12 kg der Bikes dieses Vergleichstests. Preislich ist es das teuerste Bike im Testfeld und liegt mit 6.999 € nur 1 € unter unserer gesetzten Grenze von 7.000 €. Wie sich das E-Mountainbike der Koblenzer auf dem Trail schlägt, erfahrt ihr jetzt.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test

Auf Trail-Jagd! – Was das Canyon Strive ON ausmacht

Optisch fällt sofort die cleane Formensprache des Canyon Strive ON auf, denn Schweißnähte sind hier Fehlanzeige. Das Strive:ON kommt in Vollcarbon. Somit ist es zusammen mit dem Propain Sresh das einzige Bike mit Carbonrahmen im Test – das BULLS SONIC EVO AM 3 hat zumindest einen Carbon-Hauptrahmen. Klare Linien und die kantige Rahmenform prägen das Erscheinungsbild des E-Mountainbikes. Perfekt geeignet für die Trail-Jagd ist die Liquid Forest-Lackierung, in die der Carbonrahmen gehüllt ist. Damit wird das Canyon Strive ON im Wald fast unsichtbar. Auch der Motor ist im Tretlagerbereich formschön integriert und fügt sich gut in die Silhouette des Bikes ein.

Der Bosch Performance Line CX-Motor unterstützt kräftiger als jeder andere Motor im Test und lässt den steilen Uphill ohne große Anstrengungen bewältigen.
Mogelpackung – Canyon kombiniert hier ein Shimano XT-Schaltwerk mit einer SLX-Kassette. Außer etwas mehr Gewicht bringt sie aber keine weiteren Nachteile mit sich.
Die Shimano XT-Bremsen überzeugen in unserem Test mit starker Performance und die gewählte 220-mm-Bremsscheibe vorne und eine 200er hinten sind eine sinnvolle Wahl.

Beim Motorsystem greifen die Koblenzer zum schwäbischen Motorenhersteller Bosch und verpassen ihrem E-Mountainbike den Bosch Performance Line CX-Motor mit 85 Nm Drehmoment. Der liefert bis zu 600 Watt Maximalleistung. Eine Übersicht über alle aktuellen und spannendsten Motoren findet ihr in unserem großen E-Bike Motorenvergleichstest. Canyon lässt euch die Wahl zwischen dem kleineren 625-Wh- oder reichweitestärkeren 750-Wh-Akku. Der kleine Akku spart euch 800 Gramm Gewicht und gleichzeitig 200 €, bringt aber auch 20 % weniger Reichweite mit sich. Wir haben uns trotz Aufpreis für den Bosch PowerTube mit 750 Wh entschieden. Um die Akkuentnahme möglich zu machen, ist der Motor rotiert eingebaut und dadurch der Tretlagerbereich etwas massiver geworden. Dafür lässt sich jetzt der Akku für externes Laden aus dem Unterrohr vom Canyon Strive ON entnehmen. Hierfür müsst ihr lediglich die Schraube am Akku-Cover lösen und das Cover nach hinten abnehmen. Jetzt nur noch an der Schlaufe ziehen, die zum Vorschein kommt, und schon habt ihr den Akku in der Hand. Wer eine Steckdose direkt neben seinem Bike-Abstellplatz hat, kann sich das ersparen und muss nur das Ladegerät am Ladeport über dem Motor anstecken. Der Motor ist über eine etwas fummelige Gummiabdeckung, aber zuverlässig vor Verunreinigungen geschützt. Mit einem Range Extender wie beim MERIDA eONE-SIXTY 875 ist er aber nicht kompatibel. Ein Display gibt es am Canyon Strive ON nicht. Übersicht über Akkustand und Unterstützungsstufe bietet lediglich der Bosch System Controller am Oberrohr. Zur Steuerung des Motorsystems dient die kabellose Bosch Mini Remote am Lenker. Zusätzlich verbaut Canyon in Serie in ihrem Strive:ON CFR das Bosch Connect Modul, das euch erlaubt, euer Bike über die Bosch eBike Flow App zu tracken. Cool!

Die Reifenkombi aus MAXXIS ASSEGAI und Minion DHR II mit MaxxGrip und MaxxTerra-Gummimischung generieren auf dem Trail massig Grip und sorgen mit EXO+ und Doubledown-Karkasse für die nötige Pannensicherheit.
Der Akku ist aus dem Unterrohr mit einem Inbusschlüssel schnell entnehmbar. Um die Akkuentnahme zu realisieren, wurde der Motor extra rotiert.

Am Lenker sitzt auch der Shimano XT-Trigger, der euch das 12-fach-XT-Schaltwerk bedienen lässt. Bei der Kassette wurde auf die günstigere SLX-Kassette zurückgegriffen, die im Vergleich zur XT-Kassette außer einem höheren Gewicht aber keine weiteren Nachteile mit sich bringt. Gebremst wird der 24,3 kg schwere Koblenzer von soliden Shimano XT-Vierkolbenbremsen, die vorne auf 220 mm und hinten auf 200 mm Bremsscheiben zugreifen. Das Fahrwerk vom Canyon Strive ON besteht aus einer FOX 38 Performance Elite Federgabel mit GRIP2 Kartusche und 170 mm Federweg. Die Gabel überzeugt mit hoher Einstellbarkeit und guter Trail-Performance. Am Heck generiert ein FOX X2 Performance-Luftdämpfer 160 mm Federweg und bietet durch die Anpassung von Lowspeed Compression und Rebound weitere Einstellmöglichkeiten für den Fahrer. Der Laufradsatz kommt vom Schweizer Fahrradkomponenten-Hersteller DT Swiss. Die robusten HX1700 Alu-Laufräder mit 29” am Vorderrad und 27,5” am Hinterrad stecken auch gerne harte Durchschläge weg. Kombiniert werden sie vorne mit 2,5” breiten MAXXIS ASSEGAI-Reifen in weicher MaxxGrip Mischung und dünner EXO+ Karkasse und hinten mit 2,4” breiten MAXXIS Minion DHR II in härterer MaxxTerra-Gummimischung mit dickwandiger Doubledown-Karkasse. Nice!

Canyon Strive:ON CFR

6.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 750 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel FOX 38 Performance Elite GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Performance 160 mm
Sattelstütze Canyon G5 170 mm
Bremsen Shimano XT 220/200 mm
Schaltung Shimano XT/SLX 1x12
Vorbau Canyon G5 40 mm
Lenker Canyon G5 Alloy 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1700 29"/27,5"
Reifen MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, EXO+/MAXXIS Minion DHR II, MaxxTerra, Doubledown 2,5/2,4

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 24,3 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 116 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Bosch ConnectModul

Tuning-Tipp: Wer auf den großen 750-Wh-Akku verzichten kann, wählt den kleineren 625-Wh-Akku für ein noch agileres Handling

Strive for the best! – Was kann das Canyon Strive ON im Praxistest?

Schwingt man sich auf das Canyon Strive ON, nimmt man eine angenehme und kompakte Sitzposition ein. Das liegt daran, dass wir uns beim Rahmen für eine Nummer kleiner entschieden haben, M statt wie für uns gewöhnlich L. Denn die Bikes der Koblenzer fallen seit geraumer Zeit viel länger aus, also Augen auf bei der Größenwahl! Beim gemütlichen Uphill auf der Forststraße liegt das E-MTB satt auf dem Boden und der Bosch Performance Line CX-Motor unterstützt kräftiger als jeder andere Motor im Test. Nimmt die Steigung zu und die Atemluft ab, generiert man durch das feinfühlige Fahrwerk viel Traktion im steilen Uphill, ähnlich wie mit dem MERIDA eONE-SIXTY 875. So sind selbst fiese Passagen bergauf bei losem Untergrund problemlos machbar und das Bike schiebt euch dem Gipfel entgegen.

Aktive Fahrer können ungeahnte Geschwindigkeiten generieren und man bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Das Canyon Strive:ON CFR klettert auch steile Anstiege problemlos nach oben und der Fahrer wird mit 600 Watt Maximalleistung des CX-Motors kräftig unterstützt..
Das E-MTB der Koblenzer lädt zum Spielen auf Flowtrails ein und der Spaßfaktor war hier höher als bei jedem anderen Bike im Test.

Hat man die Aussicht genossen und startet auf dem Trail ins Tal, steht man sehr ausgeglichen zwischen Front und Heck im Bike. Durch die etwas höhere Front fühlt man sich sicher im Bike integriert. Schon nach den ersten Kurven macht sich das intuitive, aber direkte Handling bemerkbar, das noch etwas direkter als mit dem MERIDA eONE-SIXTY ist. Es setzt Lenkimpulse ohne große Überraschungen um und lässt sich super einfach fahren. Kurvige Trails machen durch das Mullet-Setup besonders Spaß, weil das kleine Hinterrad dem Canyon Strive ON eine Extraportion Agilität verleiht. Aktive Fahrer können so ungeahnte Geschwindigkeiten generieren und man bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das Canyon Strive ON punktet mit viel Verspieltheit auf dem Trail, und wer den Spaßfaktor weiter erhöhen will, kann das Bike auch noch gut auf das Hinterrad bringen. Style-Punkte inklusive!

Durch den guten Mix aus Laufruhe und Agilität hat man ein hohes Maß an Sicherheitsempfinden auf dem Canyon Strive:ON CFR, was sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene super auf dem Bike zurechtkommen lässt.

Wird der Trail ruppiger, macht sich das starke FOX-Fahrwerk bemerkbar, das genug Federwegsreserven hat, um auch mal ins Steinfeld abzuziehen. Hier kann das Canyon Strive ON seine Stärken ausspielen. Denn selbst auf anspruchsvollen Highspeed Abschnitten erhält der Fahrer durch viel Gegenhalt und Pop genau das richtige Maß an Feedback und das Bike ist dennoch nicht zu fordernd oder straff. Das Fahrwerk am Canyon Strive ON ist das beste im gesamten Testfeld. Will man das Tempo etwas rausnehmen, verzögern die Shimano XT-Bremsen zuverlässig und überzeugen mit starker Performance. Durch den ausgewogenen Mix aus Laufruhe und Agilität hat man ein hohes Maß an Sicherheitsempfinden auf dem E-MTB der Koblenzer, was sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf dem Bike super zurechtkommen lässt.

Helm Sweet Protection Trailblazer MIPS | Brille Coast Optics Nita | Jacke Monserat MTB Vest | Shirt POC Reform | Hose Rapha Men´s Trail Lightweight Pants | Schuhe Crankbrothers Mallet Speed Lace Clip-In Shoes – Classics Edition

Für wen ist das Canyon Strive ON das richtige Bike, für wen nicht?

Der Direktversender spricht mit dem Strive:ON CFR genau die beabsichtigte Zielgruppe an. Racer, die gerne die E-EDR oder andere E-Enduro-Rennen fahren, sich jedoch die Top-Modelle schlicht und einfach nicht leisten können und gleichzeitig auf maximale Performance nicht verzichten wollen: Sie finden hier einen zuverlässigen Partner. Aber auch Piloten, die es auf ihren Hometrails gerne mal krachen lassen wollen, werden beim Canyon Strive ON fündig. Durch die bequeme Sitzposition und den 750 Wh großen Akku sind auch lange Tage im Sattel kein Problem. Dadurch kommen selbst Tourenfahrer auf ihre Kosten, die es etwas gemächlicher angehen lassen wollen.

Fahreigenschaften

DESIGN

  1. unausgewogen
  2. stimmig

HANDHABUNG

  1. umständlich
  2. clever

PREIS/LEISTUNG

  1. schlecht
  2. top

TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT

  1. niedring
  2. hoch

HANDLING

  1. fordernd
  2. intuitiv

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

Einsatzbereich

Schotterweg

Technischer Uphill

Flowtrail Downhill

Technischer Downhill

Fazit zum Canyon Strive ON

Das Canyon Strive ON schafft es, ein breites Einsatzgebiet abzudecken und punktet mit den besten Allround-Eigenschaften im Vergleichstest. Es überzeugt auf voller Linie sowohl im ruppigen Downhill mit Shredder-Qualitäten als auch auf Touren durch den komfortablen Charakter– und das zu einem verhältnismäßig unschlagbaren Preis. Damit wird das Canyon Strive:ON CFR verdient zum besten E-Mountainbike 2024 unter 7.000 € gekürt. Testsieg!

Tops

  • breites Einsatzgebiet
  • herausragende Performance zum unschlagbaren Preis
  • beste Allround-Eigenschaften

Flops

  • labbriger Ladeport

Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com


BULLS SONIC EVO AM 3 | Canyon Strive:ON CFR | MERIDA eONE-SIXTY 875 | Propain Sresh CF | Specialized Turbo Levo Comp Alloy

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test


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Words & Photos: Benedikt Schmidt