Was für ein Look! Rein optisch hat das Canyon Spectral:ON CF 9 nur noch wenig mit dem ersten E-MTB von Canyon gemein. Und außer dem neuen Shimano EP8-Motor, dem 630-Wh-Akku, dem sexy Carbonrahmen und dem einteiligen Cockpit warten noch weitere technische Veränderungen. Kann es seinen spaßigen Charakter dennoch beibehalten?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

21,8 kg in Größe L | 7.599 € | Hersteller-Website
Erst letztes Jahr hat Canyon die neue Spectral:ON-Rahmenplattform aus Carbon vorgestellt und für 2021 mit dem neuen 85 Nm starken Shimano EP8-Motor und dem deutlich größeren 630-Wh-Akku nachgerüstet. Vom Antriebsstrang abgesehen gibt es nur wenige Änderungen und Canyon ist mit dem Spectral:ON CF 9 dem Konzept eines verspielten E-Mountainbikes für Trailspaß treu geblieben. Die bewährten Zutaten dafür: leicht verdreht eingebauter Motor für die kürzesten Kettenstreben im gesamten Testfeld, gemischte Laufradgrößen, 150 mm Federweg und mit 21,80 kg ein niedriges Gewicht. Das Carboncockpit, bei dem Vorbau und Lenker aus einem Guss gefertigt sind, ist ebenso schick wie leicht. Kein anderes Bike integriert Shimano EP8-Remote und -Display dank integrierter Klemmung so aufgeräumt und ohne zusätzliche Kabel ins Cockpit. Auch der Geschwindigkeitssensor ist vorbildlich in den Hinterbau integriert. Details wie der extrabreite Sattel oder der USB-Ladeport auf dem Oberrohr zeigen, dass Canyon mit dem Spectral:ON auch Tourenfahrer ansprechen will.
Die Ausstattung des Canyon Spectral:ON CF 9 ist edel
Beim 7.599 € teuren Topmodell Spectral:ON CF 9 setzt Canyon auf die edelsten Anbauteile. Ein FOX Factory-Fahrwerk mit 36 GRIP2-Federgabel und DPX2-Dämpfer kontrolliert den Federweg. Geschaltet und gebremst wird mit Shimanos XTR-Highend-Gruppe in Kombination mit 200 mm großen ICE-TECH-Bremsscheiben. Weniger Highend sind die hauseigenen Griffe, die mit ihrem harten Kunststoff kaum Dämpfung bieten und schnell für taube Finger sorgen. Ähnlich wie bei MERIDA und Santa Cruz kommt trotz gemischter Laufradgrößen kein super fetter Hinterreifen zum Einsatz. Der MAXXIS Minion DHR II in 27,5” x 2,6” am Heck ist nur unwesentlich breiter als der Minion DHF in 29” x 2,5” an der Front. Beide kommen in der dünnwandigen EXO+ Karkasse und werden dennoch mit Reynolds-Carbonlaufrädern kombiniert. Schwere und schnelle Fahrer sollten vor allem am Heck ein pannensicheres Modell oder einen Reifeninsert montieren, um die Felge zu schützen.

Das Carboncockpit ist beim Spectral:ON wie aus einem Guss. Kein anderes Bike integriert die Shimano-Motor-Remote und das dazugehörige Display so schick.

Die Sattelklemme ist zwar sehr schön in das Sitzrohr integriert, doch das ist einfach viel zu lang und schränkt in Kombination mit dem extra breiten Sattel die Bewegungsfreiheit auf dem Canyon unnötig ein.

Unter der eleganten 3D-Abdeckkappe im Canyon-Logo verbirgt sich ein USB-C-Port zum Laden vom Handy oder GPS-Computer. Auch einige Frontscheinwerfer kommen nach und nach auf den Markt. Problematisch wird es aber mit der Befestigung am Cockpit.
Canyon Spectral:ON CF 9
7.599 €
Ausstattung
Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Shimano BT-E8036 630 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory 150 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Bremsen Shimano XTR M9120 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Canyon:ON CF Cockpit CP0025 45 mm
Lenker Canyon:ON CF Cockpit CP0025 780 mm
Laufradsatz Reynolds TRe Carbon 29"/27,5"
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHR II (EXO/EXO+) 2,5/2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 21,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 108 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Einteiliges Carbon-Cockpit
USB-Ladeport

Das Akkucover und der Akku lassen sich problemlos mit einem Inbus oder dem dezenten On-Key lösen und entnehmen. Cool! Weniger cool ist das ständige Geklapper des Plastikcovers und des Motors, sobald es auf dem Trail ruppiger zur Sache geht.

Shimano EP8-Motor und XTR-Bremse: Das sorgt beim Spectral:ON für einen extrem sauber integrierten und versteckten Geschwindigkeitssensor. Der zugehörige Magnet ist direkt in die Bremsscheibe eingelassen.

Neben dem Motor hat Canyon dem Spectral:ON auch ein Upgrade bei der Federgabel spendiert. Sie kommt jetzt mit der GRIP2- statt FIT4-Dämpfung und arbeitet auf dem Trail spürbar besser.
Das Spectral:ON bietet Canyon in vier Größen an. Es hat einem kompakten Reach (465 mm in L) und mit 66,5° einen steilen Lenkwinkel – wer ein laufruhiges Fahrverhalten sucht, würde normalerweise zur nächstgrößeren Rahmengröße greifen. Doch davon müssen wir an dieser Stelle abraten: Das Sitzrohr ist in allen Rahmengrößen viel zu lang (480 mm in L) und schränkt nicht nur die Größenwahl, sondern auch die Bewegungsfreiheit bei der empfohlenen Rahmengröße unnötig ein. In der Ebene sorgen der flache Sitzwinkel und die aufrechte Sitzposition für viel Komfort. Auf langen Touren polarisiert der außergewöhnliche SD:ON-Sattel. Während er für einige sehr komfortabel ist, kommen andere nicht mit seinem ausgesprochen breiten und hohen Heck zurecht.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 430 mm | 440 mm | 480 mm | 520 mm |
Oberrohr | 590 mm | 612 mm | 632 mm | 653 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 115 mm | 125 mm | 135 mm |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 33 mm | 33 mm | 33 mm | 33 mm |
Radstand | 1.171 mm | 1.197 mm | 1.221 mm | 1.245 mm |
Reach | 425 mm | 445 mm | 465 mm | 485 mm |
Stack | 620 mm | 625 mm | 635 mm | 645 mm |

Wie schlägt sich das Canyon Spectral:ON CF 9 auf dem Trail?
Seine Vorteile spielt der Sattel erst beim Klettern voll aus. Seine zusätzliche Abstützung von hinten unterstützt einen dabei, die leichte Front aktiv zu belasten. Das Spectral:ON windet sich flowige, flachere Trails spielerisch und mit viel Fahrspaß empor. Richtig verblocktes Gelände mit höheren Kanten liegen ihm aber genauso wenig wie ganz steile Schotterrampen. Denn die super kurzen Kettenstreben, die maßgeblich zur Agilität des Canyon beitragen, lassen die Front zu schnell steigen – vor allem bei vollem Sattelauszug. Wer dennoch schwieriges Terrain in Angriff nehmen will, macht das am besten mit abgesenktem Sattel und vollem Körpereinsatz nach vorne.
Voll im Flow: Das ausgesprochen wendige Canyon Spectral:ON liefert auf sanften und flowigen Trails Fahrspaß ohne Ende! Highspeed mag es dagegen nicht.


Tuning-Tipps: besser gedämpfte Griffe | gegebenenfalls schmalerer Sattel
Geht es bergab, bietet das Canyon gute Traktion und viel Pop, um in Kurven aktiv zu beschleunigen oder an Kanten abzuspringen. Das Handling des Spectral:ON ist eine Wucht: super spritzig und direkt! Die Ergonomie des einteiligen Cockpits zwingt den Fahrer in eine aktive, nach vorne gerichtete Fahrposition, wodurch offene Kurven mit viel Traktion an beiden Reifen auch ohne perfekte Technik spielerisch gelingen. Problematisch wird das aber in Steilstücken, in denen der Fahrer nach vorne gezogen wird und zusätzlich immer wieder den Sattel und somit das Limit des Bewegungsspielraums erreicht. Wir empfehlen, den Lenker mit allen Spacern unterm Vorbau zu montieren. Weitere Änderungen an seiner Geometrie lässt das Canyon:ON CP12-Cockpit nicht zu. Auch durch das nervöse Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten zählen verblockte und steile Trails ebenso wenig zu den Paradedisziplinen des Spectral:ON wie der Einsatz im Bikepark.

Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Kein anderes Bike im Vergleichstest integriert das System rund um den Shimano EP8-Motor optisch wie technisch so gut wie das Canyon Spectral:ON CF 9 und auch das agile Handling auf flowigen Strecken bergauf wie bergab ist hervorragend. Wer ein quirlig-lebendiges E-Mountainbike für Singletrail-Spaß und Touren sucht, wird beim Spectral:ON fündig. Für alpines Gelände, die Jagd nach Bestzeiten oder das Ballern im Bikepark ist es aber nicht konzipiert.

Tops
- quirlig-lebendiges und spaßiges Handling
- beste Integration des Shimano-Systems am Cockpit

Flops
- steile Trails bergauf wie bergab
- bei hohen Geschwindigkeiten nervös
- Akku klappert

Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com
Das Testfeld
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Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Diverse