Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trekking E-Bike-Hardtail im Test

100 mm (v) | 26,8 kg in Größe M | Hersteller-Website
Auf den ersten Blick sieht man: Das Pathlite:ON ist ein echtes Canyon. Die akzentuierte Formsprache des Aluminium-Rahmens verleiht dem Rad in Kombination mit dem einteiligen Cockpit und dem Logo am Unterrohr seinen markanten Marken-Look. Dabei vermittelt das Trekking-E-Bike bereits im Stand einen sportlichen Eindruck.


Angetrieben wird das Canyon Pathlite:ON 8.0 von einem Bosch Performance Line CX-Motor mit 1.000 Wh Akkukapazität, 500 intern und 500 extern. Beim Display setzt Canyon auf das Bosch Purion, das puristisch die wichtigsten Fahrdaten anzeigt. Bei Bremsen und Schaltung leistet sich das Pathlite:ON 8.0 einige Schwächen. Zweikolbenscheibenbremse hat zu wenig Biss und das wird nicht gerade besser, indem Canyon die günstigen Shimano RT54-Bremsscheiben mit 180 mm Durchmesser verbaut. Auch die Dosierbarkeit ist trotz Ein-Finger-Bremshebel nicht auf Top-Niveau. Das Shimano XT-Schaltwerk ist ein Blender und soll vermutlich von dem billigeren SLX-Hebel und der günstigeren Kassette ablenken, die die Schalt-Performance im Vergleich zu einer vollwertigen XT-Ausstattung schmälert. Die Alltagsausstattung mit Seitenständer, Gepäckträger, Klingel und Schutzblechen ist hingegen clever gewählt, hochwertig und klapperfrei montiert. Nachts sorgt die ins vordere Schutzblech integrierte Supernova MINI 2 PRO-Lichtanlage mit Fernlicht für die beste Ausleuchtung im Testfeld. Das Hecklicht ist ebenfalls schick in das Schutzblech integriert, allerdings ist es sehr tief angebracht, worunter die Sichtbarkeit etwas leidet.

Es wirkt alles wie aus einem Guss: Rohrformen, Einteiler-Cockpit und integrierte Lichtanlage machen optisch einiges her.

Zwar verfügt das Trekking-E-Bike über eine ORTLIEB Quick-Lock3.1-Aufnahme, wodurch sich Taschen schnell und einfach montieren lassen. Mit Gepäck werden die negativen Fahreigenschaften deutlich verstärkt. Ohne ist in dem Fall mehr.

Die Supernova MINI 2 PRO hat nicht nur ein Fernlicht und ist clever ins Schutzblech integriert, auch die Ausleuchtung ist top. Beste Lampe im Test!

Mal schnell einen anderen Vorbau montieren geht nicht, denn dann muss auch ein neuer Lenker her. Integrierte Cockpits haben einen coolen Look, aber wenn man das Bike individualisieren möchte, stören sie.
Canyon Pathlite:ON 8.0
4.289 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 75 Nm
Akku Bosch DualBattery 1000 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel SR Suntour XCR34 Air 100 mm
Sattelstütze Iridium
Bremsen Shimano MT500 180/180 mm
Schaltung Shimano SLX/XT 11–42
Vorbau Canyon CP0016 80 mm
Lenker Canyon CP0016 680 mm
Laufradsatz Shimano MT400/Alexrims MD25 29"
Reifen Schwalbe G-One Allround 29" x 2,25"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 26,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 113 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
integrierte Lichtanlage im Schutzblech

Teures XT-Schaltwerk trifft auf günstige SLX-Kassette und günstige SLX-Schalthebel – das macht aus Performance-Sicht keinen Sinn, wirkt aber auf den ersten Blick hochwertig.

Die sportliche Sitzposition kann auf langen Touren anstrengend sein, da freut man sich über den gut gedämpften Griff und Abwechslung bei der Griffposition.

Günstige Shimano MT500-Zweikolbenbremsen mit günstigen 180-mm-Bremsscheiben sind einfach nicht genug! Hier dürfen nicht mal gesinterte Beläge eingesetzt werden, um die Performance zu tunen.
Wer sich das Canyon kaufen möchten, der sollte am besten etwas mehr Geld für das Topmodell Pathlite:ON 9.0 auszugeben. Die 600 € Aufpreis lohnen sich deutlich: für gute Shimano XT-Vierkolbenbremsen, eine noch bessere Lichtanlage und das neue Bosch Nyon-Display mit integrierter Navigationsfunktion. Alle Modelle kommen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 140 kg. Nach Abzug des Bike-Gewichts von 26,8 kg bleiben noch 113 kg für Fahrer und Gepäck übrig.
Kommen wir zu den Feinheiten: Durch den externen Zusatzakku auf dem Unterrohr ist im Rahmendreieck wenig Platz. Trotzdem können bis zu zwei Flaschen oder eine Flasche und ein Schloss im Rahmendreieck befestigt werden – Chapeau Canyon, das schafft nicht jeder! Ist man mit nur einem Energieversorger unterwegs, bleibt die unschöne Halterung für den externen Zusatzakku sichtbar. Hier wäre zumindest eine Abdeckung – wie es z. B. SIMPLON anbietet – mit Flaschenhalter-Option wünschenswert. Das würde die leere Akkuhalterung geschickt kaschieren und gleichzeitig eine Funktion hinzufügen. Aktuell ist eine solche Abdeckung aber nicht von Canyon geplant.


Geometrie und Größe des Canyon
Nimmt man auf dem Canyon Pathlite:ON 8.0 Platz, vermisst man bereits nach wenigen Metern die entspannte Haltung, die Canyon verspricht. Man sitzt sportlich gestreckt, wobei viel Last auf den Händen liegt. Eine komfortable und aufrechte Sitzposition? Fehlanzeige. Sportlich ambitionierte Fahrer werden sich auf dem Canyon Pathlite:ON eventuell wohlfühlen, Genussfahrer hingegen nicht. Das Zusammenspiel aus tiefer Front, der Sitzposition und dem fehlenden Komfort am Heck sorgt für Verspannungen im Nacken und verhindert entspanntes Sightseeing.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 465 mm | 490 mm | 520 mm | 550 mm |
Oberrohr | 556 mm | 575 mm | 600 mm | 640 mm |
Steuerrohr | 98 mm | 92 mm | 114 mm | 163 mm |
Lenkwinkel | 69,5° | 70,2° | 70,2° | 70,2° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,2° | 73,2° | 73,2° |
Tretlagerabsenkung | 63 mm | 64 mm | 64 mm | 64 mm |
Kettenstrebe | 443 mm | 460 mm | 460 mm | 460 mm |
Radstand | 1.066 mm | 1.098 mm | 1.125 mm | 1.167 mm |
Reach | 374 mm | 385 mm | 404 mm | 430 mm |
Stack | 615 mm | 630 mm | 651 mm | 697 mm |

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Sportlich ambitionierte Fahrer, denen Style wichtig ist, finden hier ein Bike mit ordentlich Akkukapazität. Für Einsteiger und Genussfahrer ist das Canyon nichts.
Ein weiterer Kritikpunkt in Sachen Handling ist der hohe Schwerpunkt: Beide Akkus sind hoch im bzw. auf dem Unterrohr positioniert, wodurch der Schwerpunkt weit nach oben verlagert wird und sich das Rad kippelig durch Kurven fährt. Für schnelle Lenkmanöver muss es aktiv herumgewuchtet werden. Mit Gepäck in den Packtaschen wird der Schwerpunkt noch weiter nach oben verlagert und die negativen Fahreigenschaften verstärken sich. Durch das fordernde Handling in Kombination mit der tiefen Front muss man immer bei der Sache sein und darf sich nicht von Naturschauspielen ablenken lassen. Bergab hängt man auf dem Canyon weit vorne über dem Lenker, gleichzeitig wünscht man sich bessere Bremsen, wodurch das subjektive Sicherheitsempfinden zu wünschen lässt. Zudem limitieren die 57 mm schmalen Schwalbe G-One Allround-Reifen auf Schotter und anderen losen Untergründen die Traktion. Insgesamt ist das Pathlite:ON ein forderndes Bike; Einsteiger und Genussfahrer werden mit ihm an ihre Grenzen kommen.


Tuning-Tipps: das Canyon Pathlite:ON 9.0 mit Nyon-Display und XT-Bremse

Fazit
Fehlender Komfort, geringes subjektives Sicherheitsempfinden, forderndes Handling und geringes zGG – für Einsteiger, Genussfahrer, Langstrecken-Tourer und schwere Fahrer ist das Canyon Pathlite:ON 8.0 nicht zu empfehlen. Sportlich ambitionierte Fahrer, denen Style wichtig ist, finden hier ein Bike mit ordentlich Akkukapazität, das sich zum Pendeln auf kurzen Strecken eignet. Der Preis ist mit 4.289 € heiß, die sportliche Sitzposition, die schlechten Bremsen und das kippelige Handling muss man jedoch in Kauf nehmen wollen.

Tops
- super Lichtanlage mit Fernlicht
- hochwertige Alltagsausstattung
- Look

Flops
- geringes Sicherheitsempfinden
- forderndes Handling
- hoher Schwerpunkt
- Sitzposition sehr sportlich
- schwache Bremse
- unterdimensionierte Reifen für Schotterwege
Mehr Informationen findet ihr unter canyon.com.
Das Testfeld
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Words: Photos: Christoph Bayer