Spitzenreiter oder Herausforderer? Bosch tritt mit dem neuen Performance Line CX an, um seinen Platz an der Spitze der E-MTB-Motoren-Welt zu behaupten. Mit 85 Nm Drehmoment und einem fein abgestimmten eMTB-Modus verspricht er den legendären Uphill Flow. Doch wie schneidet der Bosch CX Gen 5 im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem CX Gen 4, ab und kann er sich weiterhin auf dem Siegerpodest behaupten?
Dieser Test ist Teil unseres großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest. Einen Überblick über alle 15 von uns getesteten Motorensysteme, spannende Hintergrundinfos und eine Kaufberatung, worauf ihr beim E-MTB-Kauf achten solltet, erhaltet ihr hier!
Bosch gilt seit Jahren als Branchenprimus im E-Motorensegment und war durch seine langjährige Erfahrung sowie das umfangreiche Service-Netzwerk beliebt und unangefochten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Neue Motorenhersteller drängen mit innovativen Technologien auf den Markt und fordern die Vormachtstellung des schwäbischen Herstellers heraus.
Aber Bosch wird nicht einfach das Feld räumen, im Gegenteil: Der Motorenhersteller hat mit der Neuauflage seines Aushängeschildes im Portfolio, dem Bosch Performance Line CX Gen 5, geantwortet. Der Vorgänger, der Performance Line CX Gen 4, war bereits in zahlreichen E-MTBs, aber auch bei Trekkingbikes oder E-SUVs das Herzstück. In unserem großen E-Mountainbike-Vergleichstest wurde dies deutlich: Knapp 44 % der getesteten Bikes waren mit einem Bosch-Motorsystem ausgestattet, was die Dominanz des Herstellers in der Branche unterstreicht. Für den ambitionierten Rennfahrer hat Bosch zudem den Performance Line CX Race-Motor entwickelt, der durch seine Softwareanpassung mit einer kraftvollen 400-%-Tretunterstützung seine Leistung noch schneller entfesselt als der CX mit 340 %. Ob es eine Race-Version der Gen 5 geben wird, steht allerdings noch in den Sternen. Und für all jene, die auf Leichtigkeit setzen, bietet Bosch den SX-Motor, der weniger Drehmoment, aber dafür ein etwas kleineres und leichteres Gehäuse mitbringt, an.
Der Erfolg von Bosch basiert aber nicht nur auf der Leistung ihrer Motoren, sondern auf einem ganzheitlichen Ansatz. Ihr gut abgestimmtes System umfasst Motoren, Akkus, Displays und Remotes, unterstützt von einem dichten Servicenetzwerk. In über 100 Ländern stellen autorisierte Händler sicher, dass Fahrer weltweit auf den Bosch-Service zurückgreifen können. Wichtig zu beachten: Bosch setzt auf ein geschlossenes System, was bedeutet, dass Drittanbieter-Akkus nicht verwendet werden können.
Der Bosch Performance Line CX Gen 5 im Detail – Die Allround-Lösung für E-MTBs?
Frisch überarbeitet und mit spannenden neuen Features präsentiert sich der Bosch Performance Line CX Gen 5 in unserem Test. Der bewährte Dreiklang aus 85 Nm Drehmoment, 600 Watt Maximalleistung und einem Unterstützungsverhältnis von 340 % bilden dabei weiterhin die Grundlage des Motors. Ein entscheidendes Upgrade: Der Bosch Performance Line CX Gen 5 hat dank der Reduzierung der Anschraubpunkte von drei auf zwei und seinem kompakteren Gehäuse nicht nur 100 g eingespart, sondern bietet auch eine verbesserte Integrierbarkeit in verschiedene E-Bike-Rahmen. Mit 2,8 kg liegt er im Mittelfeld in unserem Vergleichstest und ist in seiner Größe vergleichbar mit dem Shimano EP801 oder Panasonic GX Ultimate.
Die Bosch Drive Unit wird entweder von einem 600-Wh- oder 800-Wh-Akku angetrieben, die beide elegant im Unterrohr integriert werden können. Anders als beispielsweise bei Shimano, die den Bike-Herstellern die Freiheit geben, auch Akkus von Drittanbietern zu verbauen, lässt Bosch das nicht zu und gibt die Optionen klar vor – meist entscheidet der Hersteller des Bikes, welche Variante zum Einsatz kommt. Nur selten hat der Kunde die Wahl zwischen verschiedenen Akkukapazitäten. Der 800-Wh-PowerTube von Bosch wiegt etwa 3,9 kg und bietet mit 205 Wh/kg die höchste Energiedichte im Bosch-Portfolio, was auch in unserem Vergleichstest einen der Spitzenplätze einnimmt. Es gibt jedoch Systeme, wie das des DJI-Motors, deren Akkus eine noch höhere Energiedichte aufweisen.
Der 600-Wh-Akku ist mit ca. 3,0 kg fast 900 g leichter als der 800-Wh-Akku. Beide Akkus nutzen 2170-Zellen, die leistungsstärker sind und mehr Energie speichern können. Zudem sind beide Bosch PowerTube-Akkus DualBattery-fähig, wodurch zwei Akkus – oder ein Akku und der 250-Wh-Bosch-PowerMore-Range-Extender – gleichzeitig verwendet werden können, um die Reichweite zu maximieren. Der Bosch-Range-Extender wird am Unterrohr montiert und bietet einen entscheidenden Vorteil: Er entlädt den Strom gleichmäßig aus Hauptakku und Extender, im Gegensatz zu einigen anderen Systemen, wie zum Beispiel beim Shimano EP801, die erst den Hauptakku leeren und dann auf den Range Extender zurückgreifen. Dies sorgt für eine schonendere Entladung, niedrigere thermische Belastung und stabilere Temperaturen, was die Lebensdauer beider Akkus verlängert.
Interessant für Bike-Hersteller: Der PowerTube 800 und der PowerTube 600 sind in ihrer Länge identisch, was die Integration beider Varianten in das gleiche Bike-Modell erheblich vereinfacht. Der einzige Unterschied liegt in der Dicke der Akkus, sodass Hersteller entweder ein angepasstes Akkucover verwenden oder ein dickeres Unterrohr konzipieren können, in das beide Akkus ohne Veränderungen am Cover passen.
Geladen wird mit dem standardmäßigen 4A-Ladegerät, das den großen Akku in etwa 2,6 Stunden auf 50 % lädt. Für günstigere Modelle kommt das etwas langsamere 2A-Ladegerät zum Einsatz, das weniger Leistung bringt und mehr als doppelt so lang für 50 % Akkustand benötigt. Der schnellere 4A-Charger lässt sich aber für 129 € im Webshop nachkaufen.
Das Bosch-Motorsystem lässt sich über verschiedene Bedieneinheiten steuern, die je nach Einsatzzweck oder Vorlieben des Bike-Herstellers flexibel ausgewählt werden können – vorausgesetzt, sie sind mit dem Bosch Smart System kompatibel. Für sportlichere E-MTBs ist die kabellose Bosch Mini Remote besonders beliebt. Sie ermöglicht das Einstellen der Unterstützungsstufe über Plus- und Minus-Tasten und aktiviert Funktionen wie die Schiebehilfe, Hill Hold sowie die neue Hill-Start-Funktion – dazu später mehr. Ergänzend dazu, wird der System Controller im Oberrohr verbaut, mit dem sich das E-MTB einschalten lässt und der ebenfalls die Unterstützungsstufen in vier Schritten anzeigt. Diese werden in unterschiedlichen Farben dargestellt, die auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut erkennbar bleiben. Neben der Mini Remote stehen weitere Bedieneinheiten wie die LED-Remote und das Purion 200 zur Verfügung, die trotz eines etwas klobigen Designs mit durchgehend hochwertiger Qualität und einfacher Bedienbarkeit punkten.
Übersicht über das Motorsystem bieten die verschiedenen Displays, darunter das Kiox 300, Kiox 500 und Intuvia 100. Für sportliche Fahrer wurde das kompakte 1,6″ Purion 400 neu vorgestellt, das ebenfalls Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Akkustand und Distanz übersichtlich anzeigt. Wer nach dem Kauf eines E-Bikes eine neue Remote oder ein Display nachrüsten möchte, kann Modelle wie die LED-Remote, Kiox 300, Kiox 500 oder den SmartphoneGrip (eine Smartphone-Halterung) wählen. Diese können entweder selbst eingebaut und über die eBike Flow-App konfiguriert oder von einem autorisierten Bosch-Händler installiert werden.
Die Kiox-Modelle bieten zudem eine grundlegende Navigationsfunktion, die über die kostenlose eBike Flow-App mit Routen gefüttert und nach der Fahrt ausgewertet werden kann. Darüber hinaus bietet die übersichtliche App praktische Features wie eBike Lock zum Sperren der Antriebseinheit und eBike Alarm zur Diebstahlsicherung. Letzteres ist allerdings nur mit dem Connect-Modul und einem kostenpflichtigen Flow+-Abo, das nach zwölf kostenfreien Monaten ca. 40 € jährlich oder knapp 5 € monatlich kostet, nutzbar.
Besonders praktisch: Über die eBike Flow-App lassen sich die Unterstützungsmodi, einschließlich der Leistungsabgabe des maximalen Drehmoments und der Reaktionsdynamik, sowie die verschiedenen Displays individuell anpassen. Im Vergleich zu anderen Systemen wie bei Shimano und Specialized bietet Bosch zwar umfangreiche Anpassungen, hat aber weniger Feineinstellungen als z. B. die Mission Control App von Specialized, die eine Mikroabstimmung der Leistung in 10-%-Schritten ermöglicht. Shimano bietet mit der E-TUBE-App ebenfalls einige Anpassungsoptionen und die Möglichkeit, zwei verschiedene Profile zu erstellen. Trotzdem bietet die eBike Flow-App umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten, die es ermöglichen, das Fahrverhalten des Motors präzise auf individuelle Bedürfnisse und unterschiedliche Geländearten abzustimmen. Das gesamte Bosch-System ist zudem mit weiteren Produkten wie dem neuen ABS Pro und der Bosch eShift-Automatikschaltung kompatibel, die jedoch vom Bike-Hersteller selbst vorab installiert werden müssen und nicht nachrüstbar sind.
Der Bosch Performance Line CX Gen 5 im Test – Perfekter Uphill-Flow oder Kampf gegen die Konkurrenz?
Startet man mit dem Bosch Performance Line CX Gen 5, stehen vier Unterstützungsstufen zur Wahl: ECO, Tour+, eMTB und Turbo. Während der ECO-Modus darauf ausgelegt ist, auf langen Fahrten den Akku zu schonen, bieten Tour+ und eMTB als dynamische Fahrmodi mehr Unterstützung, die sich automatisch an den Pedalinput anpasst. Der Tour+-Modus bietet dabei eine sanftere Unterstützung von 140 % bis 270 % – ideal für gleichmäßiges Fahren auf Forstwegen oder leichten Trails. Der eMTB-Modus hingegen eignet sich mit einer Unterstützung zwischen 140 % und 340 % besonders für technische und steile Uphills.
Dank der Extended-Boost-Funktion reagiert der Motor besonders feinfühlig auf den Pedalinput des Fahrers im eMTB-Modus und hilft dabei, Hindernisse wie Wurzeln oder Steinkanten einfacher zu überwinden: Sanfte Pedaltritte werden fein dosiert unterstützt, während kräftigere Tritte einen spürbaren, aber gut kontrollierbaren Schub liefern. Für maximale Leistung bringt der Turbo-Modus mit 340 % Unterstützung pure Antriebskraft, die sich jedoch auch im Stromverbrauch widerspiegelt.
Auf flachen Asphalt- oder Schotterstraßen bringt der Bosch Performance Line CX Gen 5 den Fahrer schnell an die 25-km/h-Grenze, wo der Motor aufgrund gesetzlicher Vorgaben abschaltet, die Unterstützung jedoch sanft ausfadet und nicht abrupt endet. Während der Motor im unteren Geschwindigkeitsbereich kräftig beschleunigt, erreicht er jedoch schneller ein Leistungsplateau. Verglichen mit dem DJI Avinox, der seine mechanische Leistung auf bis zu 750 Watt steigert, flacht die Leistungskurve des Bosch CX bereits knapp über 500 Watt ab. Dieser Unterschied zeigt sich deutlich in den Laborwerten und ist in der Praxis durch eine weniger starke Unterstützung bei höheren Geschwindigkeiten spürbar.
Der Fokus von Bosch liegt auf einem natürlichen Fahrgefühl, das die schwäbischen Motorenhersteller mit dem Slogan „Uphill Flow” bewerben. Dabei geht es darum, den Flow einer Abfahrt auch auf den Anstieg zu übertragen. Genau so fühlt sich der Bosch Performance Line CX Gen 5 auch auf Uphills an: Der Motor arbeitet harmonisch und bietet kraftvolle Unterstützung, die sich intuitiv an den Fahrstil anpasst.
In kniffligen Kletterpassagen zeigt sich jedoch im Vergleich zum DJI Avinox eine Schwäche: Während der DJI eine größere Trittfrequenz-Bandbreite in einem Gang erlaubt, verlangt der Performance Line CX , dass man seine moderate Lieblingstittfrequenz zwischen 70 und 90 Umdrehungen pro Minute einhält, um die volle Unterstützung zu erhalten. Gerade auf steilen, technisch anspruchsvollen Abschnitten ist das jedoch nicht möglich und führt häufig zu Gangwechseln, um die nötige Unterstützung zu bekommen. Hier zeigt sich der DJI Avinox überlegen, der selbst bei suboptimaler Trittfrequenz weiterhin stabil unterstützt.
Trotzdem bringt Bosch mit neuen Features nützliche Ergänzungen, die sich auf dem Trail positiv bemerkbar machen. Während beispielsweise der GIANT SyncDrive Pro2-Motor beim Anfahren im Power-Modus oft sehr heftig einsetzt, sorgt Bosch mit der neuen Hill-Start-Funktion dafür, dass man an steilen Stellen sanft und kontrolliert wieder in Schwung kommt. Zusätzlich erleichtert die Schiebehilfe das Schieben des Bikes auf steilen Anstiegen und das E-MTB wird mit der Hill-Hold-Funktion vor einem Zurückrollen gehindert.
Akustisch fällt der Bosch CX ebenfalls positiv auf: Selbst bei hoher Kadenz bleibt der Motor mit einem sanften Summen dezent im Hintergrund, das in den niedrigeren Modi nahezu unhörbar wird, ähnlich wie bei den Modellen DJI Avinox und Shimano EP801. Auch bergab hat Bosch nachgebessert: Das störende Klappern, das beim Bosch CX Gen 4 oder auch noch beim aktuellen Shimano EP801-Motor während der Abfahrt zu hören ist, wurde komplett eliminiert und dadurch das Fahrgefühl deutlich verbessert. Bosch hat hierfür den internen vom externen Antriebsstrang getrennt und den Motor dadurch auch auf ruppigen Trails deutlich leiser gemacht. Nice!
Fazit zum Bosch Performancen Line CX Gen 5
Der Bosch Performance Line CX Gen 5 ist eine gelungene Weiterentwicklung des CX Gen 4. Mit sinnvollen Verbesserungen hat Bosch gezielt Schwächen des Vorgängers behoben. Damit bleibt der Bosch CX Gen 5 ein kraftvoller und verlässlicher Motor, der mit starker Unterstützung überzeugt. Aufgrund leichter Schwächen in suboptimalen Gängen auf technischen Anstiegen kann er sich den Podiumsplatz jedoch nicht sichern, ist aber dank der hohen Anpassbarkeit des Smart Systems und dem besten globalen Servicenetzwerk DIE sichere Wahl für viele E-Mountainbiker und somit unser klarer Kauftipp.
Tops
- leise in der Abfahrt
- kraftvolle Unterstützung
- sensibles Ansprechverhalten im eMTB-Modus
- dichtes Service-Netzwerk
Flops
- schwächelt bei suboptimalen Kadenzen in technischen Anstiegen
Für mehr Informationen besucht bosch-ebike.com
Das Testfeld
Einen Überblick über unseren großen E-Bike-Motoren-Vergleichstest erhaltet ihr hier
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Words: Benedikt Schmidt Photos: Mike Hunger, Benedikt Schmidt, Manfred Schmitt