160 Mio. €: So hoch fiel die Entschädigungsleistung der deutschen Versicherer für Fahrraddiebstähle im Jahr 2023 aus – neuer Negativrekord! Damit ihr nicht auch Teil der Diebstahlstatistik werdet, bietet Bosch das ConnectModule und das Flow+ Abo an. Wir haben den GPS-Tracker und den Premium-Service für euch getestet.

Die Zahl der gemeldeten Fahrraddiebstähle nahm in den letzten Jahren zwar nicht zu, aber die Schadenshöhe steigt dennoch an. Das soll unter anderem daran liegen, dass sich Fahrraddiebe auf hochwertige Räder spezialisiert haben. Teure E-Bikes werden immer häufiger zum unrechtmäßigen Objekt der Begierde.

Für alle E-Bikes mit einem Bosch Smart System bietet der schwäbische Motorenhersteller nun den eigenen Ortungsdienst mit entsprechender Hardware an. Das Bosch ConnectModule ist ein kleines Ortungsgerät mit integriertem Bewegungssensor, einem GPS-Tracker und einem Mobilfunkmodul (LTE & NB-IoT). Für das Nachrüst-Kit verlangt Bosch 139 €, bei Online-Händlern ist es jedoch bereits ab 100 € zu haben. Zusätzlich zum einmaligen Anschaffungspreis werden laufende Kosten für den Flow+ Service fällig, denn das ConnectModule überträgt seine Position über das Mobilfunknetz. Dadurch funktioniert es etwa im Vergleich zu Apple AirTags unabhängig davon, ob sich gerade ein Apple-Nutzer in der Nähe befindet. Der Mobilfunknetzbetreiber will aber auch entsprechend entlohnt werden. Nach einem kostenlosen Probejahr schlägt das Folgejahr mit 39,99 € zu Buche, oder man wählt ein monatlich kündbares Abo für 4,99 € pro Monat. Wir haben den elektronischen Wachhund für euch getestet.

Bosch ConnectModule | Gewicht: 40 g | Preis: Nachrüst-Kit ConnectModule 139,00 € einmalig, Flow+ 39,99 € jährlich / 4,99 € monatlich | Hersteller-Website

Die Installation des Bosch ConnectModule

Die erste Hürde beim Einbau des ConnectModule ist die Auswahl der passenden Variante. Es gibt zwei Modelle, eines für E-Bikes mit Bosch Performance Line CX- und Cargo Line-Motoren, und eines für Performance Line-Antriebe. Die Modelle weisen unterschiedliche Halteplatten auf, die jeweils nur zum entsprechenden Motor passen. In den meisten Fällen wird das ConnectModule direkt am Motor befestigt. Hat der Bike-Hersteller jedoch bei seinem individuellen Motor-Cover den Platz für das Modul nicht berücksichtigt, muss es an einer anderen Stelle im Rahmen untergebracht werden.

Dem kompakten Bosch Performance Line SX-Motor fehlt die Befestigungs-Option komplett, dennoch lässt sich oft noch eine freie Ecke im Unterrohr finden – z. B. zwischen Akku und Motor –, in der das ConnectModule Platz hat.

Das ConnectModule besitzt zwei Kabelanschlüsse, um sich in die Verbindung vom Motor zum Display oder vom Motor zur Steuereinheit einzuklinken. Dafür liegt dem Nachrüst-Kit ein kurzes Kabel bei. Ihr müsst also selbst kein Kabel trennen.
Ein Ende geht zum Motor, das andere zur LED-/Purion 200-Remote, dem System-Controller oder einem Kiox 300/500-Display – je nachdem, was an eurem E-Bike gerade verbaut ist. Habt ihr eine Kabel-Remote und ein Kiox-Display am Bike, wandert das ConnectModule in die Kabelverbindung vom Motor zum Display. Dem Nachrüst-Kit liegt noch ein Gummistöpsel bei, der mit dem oberen Ende des ConnectModule sowie dem CX-Motor bündig abschließt und einen festen Sitz unter dem Cover garantiert.

Wenn unter dem Motor-Cover genug Platz für das Modul vorhanden ist, gestaltet sich die Installation kaum schwieriger, als den Elektrogrill im Garten mit einer Kabeltrommel an der Wohnzimmer-Steckdose anzuschließen. Hat euer Bike-Hersteller jedoch den Motor mit einem individuellen Cover zu sehr verbaut, sollten ungeübte Schrauber einen Umweg über den Bosch-Händler einlegen und sich helfen lassen.

Glücklicherweise gehen immer mehr Hersteller dazu über, ihre Bosch E-Bikes bereits ab Werk mit einem ConnectModule zu bestücken, wie beispielsweise das Canyon Strive:ON oder das Moustache J.

Als letzten Schritt müsst ihr in der Bosch Flow-App den Flow+ Service aktivieren und euch mit eurem E-Bike verbinden. Dann sollte die neue Funktion unter eBike Lock & Alarm aktivierbar sein.

Habt ihr ein Flow+ Abo abgeschlossen und das ConnectModule installiert, könnt ihr in der Flow-App die neuen Lock & Alarm-Funktionen aktivieren.

Die eBike Alarm-Funktionen des Bosch ConnectModule

Die eBike Lock-Funktion ist bereits ab Werk Teil eines jeden Bosch Smart System-Antriebs. Mit der eBike Lock-Funktion wird der Motor beim Ausschalten gesperrt und kann nur durch das Smartphone oder ein Kiox-Display wieder entsperrt werden. Die eBike Lock-Funktion ist eine Grundvoraussetzung für die neu hinzugekommenen eBike Alarm-Funktionen und muss daher aktiviert sein.

Mit eBike Alarm stoßen Ortungsfunktionen sowie die Alarm- und Benachrichtigungs-Funktionen hinzu. Ein neues Feature ist die „Parkposition“. Hat man nach einer durchzechten Nacht ein Taxi nach Hause genommen und kann sich nicht mehr daran erinnern, wo man gestern zuletzt war und das E-Bike abgestellt hat? Dann kann man in der Flow-App auf die Adresszeile unter dem gespeicherten E-Bike klicken und bekommt den letzten bekannten Standort mitgeteilt.

Ey Mann, wo is’ mein E-Bike? Hätten Jesse „Dude“ und Chester „Sweet“ eine Flow-App für ihr verlorenes Auto besessen, wäre die Pubertätsklamotte aus dem Jahr 2000 deutlich kürzer ausgefallen. Die Flow-App zeigt auf der Startseite den Status des eigenen Bikes (Geschützt) und einen Adresshinweis an.
Hey Dude, hier ist mein E-Bike. Mit der Parkposition-Funktion sendet das ConnectModule seinen Standort an die Flow-App des Besitzers weiter, auch wenn sich kein Dieb am E-Bike zu schaffen gemacht hat. Für vergessliche Parker mit schwachem Orientierungssinn wäre es noch schön, wenn man direkt aus der App eine Navigation zum Bike starten könnte.

Das funktioniert auch, wenn ihr im gestrigen Delirium nach der linken Ausfahrt im Kreisverkehr gesucht habt und dabei solange Kreise gedreht habt, bis der E-Bike-Akku leer war. Dafür besitzt das Bosch ConnectModule einen eigenen 650-mAh-Akku.

Dieser Akku lädt sich selbstständig über den Haupt-Akku auf. Das passiert nicht nur dann, wenn das E-Bike eingeschaltet ist. Das ConnectModule kann auch das E-Bike aus dem Standby aufwecken und eine sogenannte Service Charge vornehmen. Laut Bosch findet das bei ausgeschalteten E-Bikes alle 4–14 Tage statt. Den Ladestand der ConnectModule-Batterie könnt ihr in der eBike Flow-App einsehen.

Hat man in der Flow-App den Bike-Alarm aktiviert, folgt auf eine verdächtige Bewegung im ausgeschalteten Zustand ein schnelles Piepen. Der Alarm klingt wie ein PKW-Einparkassistent, wenn man nur noch 5 cm bis zur Stoßstange des Hintermanns frei hat. Außerdem geben die LEDs an der Remote eine verräterische Lightshow von sich, und das Display zeigt „eBike gesperrt“ an. Gelegenheitsdiebe könnten dadurch bereits abgeschreckt werden.

Lässt sich ein abgebrühter Dieb durch die audiovisuellen Signale jedoch nicht beirren, startet das ConnectModule die zweite Stufe des Alarmtons. Dann springt für circa 1 Minute ein etwas lauteres Hupen an, das nach einer PKW-Alarmanlage klingt. Es ist aber bei weitem nicht so schrill und so laut wie am PKW: In Zeiten, in denen Jugendliche bewaffnet mit Boomboxen am Lenker den Stadtpark unsicher machen, sorgt das Alarmhupen kaum dafür, die Zivilcourage von Passanten zu entfachen und sie zum Einschreiten zu bewegen.

Interessanterweise verfügt das ConnectModule selbst über keinen Lautsprecher, sondern macht sich den Lautsprecher des Motors zunutze. Gelingt es dem Dieb, den Akku schnell genug zu entfernen, verstummt der Alarm sofort.

Wer die abschreckende Wirkung des Alarms in Frage stellt und keine Aufmerksamkeit durch einen Fehlalarm auf sich ziehen will – der auch durch einen ungeschickten Rempler ausgelöst wird –, der kann die Alarmtöne deaktivieren. Der Diebstahlschutz bleibt dennoch aktiv und fungiert als stiller Alarm.

Registriert das E-Bike im geschützten Zustand Bewegungen, sendet es eine Benachrichtigung an das Smartphone. Verändert sich dann noch der Standort, wird der Tracking-Modus aktiviert. Dann sendet das ConnectModule in kurzen Abständen seinen Standort an das Smartphone und zeichnet zudem einen Bewegungsverlauf auf, sodass man auch die Route des Diebes nachverfolgen kann.

Der kommt nicht weit! Sobald sich das geschützte E-Bike in Bewegung setzt, sendet das ConnectModule in kurzen Zeitabständen den eigenen Standort und zeichnet auch einen Bewegungsverlauf auf.

Im Tracking-Modus ist das ConnectModule laut Bosch so konzipiert, dass es bis zu einer Woche lang Positions-Aktualisierungen liefern kann. Um den Akku zu schonen, werden Standort-Aktualisierungen nur dann abgeschickt, wenn auch Bewegungen verzeichnet werden. Wird es in einer Tiefgarage ohne Empfang stark bewegt, wird solange versucht, eine Verbindung herzustellen, bis wieder Empfang besteht.

Hat man vor, mit dem E-Bike zu verreisen, lässt sich der Transport-Modus aktivieren. Das E-Bike bleibt weiterhin durch die eBike Lock-Funktion geschützt, aber alle Alarm- und Tracking-Funktionen sind vorübergehend deaktiviert. Das bedeutet, dass Bewegungen keine Benachrichtigungen hervorrufen und keine Standortaktualisierungen übertragen werden.

Ironischerweise wählt Bosch für den Transport-Modus ein Flugzeugsymbol, wo doch so gut wie keine Airline E-Bikes mit an Bord nimmt, zumindest nicht mit Akku. Ist der Transport-Modus aktiviert, werden keine Benachrichtigungen und (Fehl)-Alarme ausgelöst.

Das Dumme daran ist, dass man den Transport-Modus nur in Bluetooth-Reichweite mit dem Smartphone wieder deaktivieren kann, aber nicht aus der Ferne. Wird das E-Bike vom Heckgepäckträger an der Autobahnraststätte oder aus dem Fahrradabteil im Reisezug gestohlen, während man kurz aufs stille Örtchen verschwindet, dann lässt es sich nicht mehr orten. Daher sollte man den Transport-Modus immer deaktivieren, wenn man das E-Bike auch nur für kurze Zeit unbeaufsichtigt lässt.

Das Fazit zum Bosch ConnectModule und dem Flow+ Service

Einfacher als mit dem ConnectModule war es noch nie, ein Bosch E-Bike mit einem GPS-Tracker samt Mobilfunkmodul auszurüsten. Und dank der Integration in das Bosch Smart System fällt die Funktionalität höher aus als bei vergleichbaren Drittanbieter-Lösungen. Das Beste ist aber, dass erste Bike-Hersteller bereits mitziehen und den elektronischen Diebstahlschutz ab Werk verbauen. Eine klare Empfehlung unsererseits, auch wenn der recht leise Alarm und die fehlende Remote-Unterstützung im Transport-Modus leicht sauer aufstoßen.

Tops

  • stiller Alarm
  • relativ einfach nachrüstbar
  • erste Hersteller verbauen das ConnectModule bereits in Serie

Flops

  • Alarmton zu leise
  • Tracking lässt sich nicht aus der Ferne aktivieren
  • keine dedizierte Anbauposition am Bosch Performance Line SX-Motor

Für mehr Infos, besucht bosch-ebike.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Antonia Feder

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …