Die Vorzeige-Bike-Region Finale Ligure hat schon einige Radsportgrößen hervorgebracht und gilt als Pionier für den Bike-Tourismus. Wir haben ein besonderes Juwel auf einem terrassierten Hügel zwischen Olivenhainen besucht: die Rose di Pietra. Die reizvolle Kombination aus Bio-Bauernhof, Biker-Unterkunft und Shuttle-Service war als Ausgangspunkt für Test Runs, Shuttle-Trips und zahlreiche Touren mit über 30 Bikes mehr als ideal.

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Finale Ligure – würde man es frei übersetzen, hieße es unter Bikern einfach nur: Bike-Mekka. Das 5 km weiter südlich gelegene Pietra Ligure steht häufig im Schatten des großen Bruders – zu Unrecht, wie wir finden. Nicht umsonst war Pietra schon Austragungsort von EWS-E (mittlerweile EDR-E), der Königsklasse von E-Mountainbike-Rennen. Denn hier sind neben knackigen Abfahrten auch extrem anspruchsvolle Uphills zu finden. Zwischen Oktober und März herrschen hier meist Premium-Bedingungen, wodurch es gerade auch Sportler, die sich dem Wintersport entziehen, an die ligurische Küste südlich von Genua zieht. So auch unser ganzes Team, um im Januar für 3 Wochen ganze 30 E-Mountainbikes zu testen. Damit das nicht nur gelingt, sondern auch das italienische Dolce Vita Platz hat, muss die Location und die Infrastruktur passen. Infrastruktur – also Trails, Shuttles, Cafés und Restaurants – bietet neben der Bike-Hauptstadt Finale nämlich auch der kleinere Nachbar Pietra. Vor allem wenn es um E-Bikes geht.

Mekka

(ˈmɛkə)
Substantiv

Wird verwendet, um einen Ort, eine Institution oder ein Gebiet zu beschreiben, das als Zentrum oder Brennpunkt für eine bestimmte Aktivität oder ein bestimmtes Interesse gilt – und dadurch eine besondere Bedeutung und starke Anziehungskraft besitzt.
Beispiel: Ein Mekka für Radfahrer

Warum aber pilgert man dorthin? Wegen der Trails? Wegen dem Wetter? Der Infrastruktur? Bei Finale sind wir uns einig: Es ist nicht nur eine Mischung aus alledem, sondern vor allem das Lebensgefühl vor Ort. Dort, wo alle die gleiche Leidenschaft teilen: biken.

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Dolce Vita auf zwei Rädern – Zwischen Tomaten, Trails und ligurischer Leichtigkeit

Was ist das hier? Gewächshäuser. Bio-Hof. Agriturismo. Flow School. Shuttle Service. Oder wie Martino das Rose di Pietra nennt: „Ein Ort für alles, was das Leben schön macht.“ Dolce Vita eben. Wir befinden uns in einem großen Gewächshaus am Hang von Pietra Ligure. Die Bungalow-Unterkünfte stehen auf denselben Terrassen wie die Gewächshäuser. Trotz ein paar eingeworfener Scheiben werden alle noch für den Obst- und Gemüseanbau betrieben – außer eben dem großen, direkt am Ende der Hofeinfahrt: Im riesigen gläsernen Aufenthaltsraum für Gäste befinden sich Kunstobjekte, Loungemöbel und der einladende Essbereich samt Küche. Und jetzt, da wir hier sind, auch über 30 Bikes und eine Menge Ersatzteile und Equipment. Aber wie ist die Rose di Pietra entstanden und was hat den Ort zu dem gemacht, der er jetzt ist?

Die Anfänge von Rose di Pietra

Die Geschichte des Agriturismo beginnt lange bevor die ersten Mountainbikes über die Trails der ligurischen Alpen rollen. Schon in den 1950ern pflanzte Opa Giuseppe ein paar Pfirsichbäume an. Später kamen Rosen dazu – die heutigen Namenspaten der Rose di Pietra.

Nicolò, der Sohn von Giuseppe und Vater von Martino, hat das Gesamtbild verändert: Aus den Rosen werden Tomaten, aus Tomaten bald ein Biohof mit allem, was dazugehört: Gewächshäuser mit Bio-Obst, alten Sorten und neuen Ideen. Und irgendwann ein kleiner Laden – die Bottega di Rose di Pietra – mitten im Dorf, in dem alles nach liebevoller Handarbeit schmeckt. Hier bekommt jeder Marktgänger, Hipster und Hobbykoch große Augen. Geschmackvoll präsentiert, traditionell und hip zugleich, gibt’s von Bio-Gemüse bis ausgewählten Craft Beer-Sorten alles, was das Herz begehrt.

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Aber nicht nur in der Bottega gibt’s frisches Gemüse, auch beim Frühstück in der Unterkunft kommen die Zutaten direkt vom Acker auf den Tisch. Die Tomaten? Vom Feld hinterm Haus. Der Spinat? Eben noch gegossen. Die Eier? Direkt aus dem Freilandgehege. Und das Brot? Von Oma – perdono, Nonna – selbst gebacken. Von Bananen- und Vollkornbrot bis klassisches Weißbrot kommt alles backfrisch aus dem Ofen. Egal ob im Pyjama oder riding-ready mit Knie- und Ellenbogenschonern – hier muss man sich nicht unwohl fühlen, sondern kann sich an den Tisch setzen, wie man in den Tag startet.

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Die Flow School – Shuttle Service und Fahrtechnik-Schule

Papa Nicolò kümmert sich mit Hingabe um die Pflanzen und Früchte auf dem Agriturismo, doch er kann ein weiteres Juwel aufzeigen: Nicolò hat einige der anspruchsvollsten EDR-E Uphill-Trails gebaut! Sein Sohn Martino knüpft hier an und widmet sich vor allem den Downhill-Tracks rund um Monte Grosso. Außerdem hat Martino die Flow School gegründet mit dem klaren Ziel, Gästen das echte Finale-Feeling zu geben. So starten die Trails in perfekter Landschaft entweder direkt hinterm Haus mit einem knackigen E-Bike-Uphill oder per Shuttle in der gesamten Region. Also frühstücken, Helm auf, losrollen. Zur Auswahl stehen zwei Uphill Trails: Die einfache Option ist nach der Unterkunft benannt – und bereits sie ist nicht zu unterschätzen. Will man eine echte Herausforderung im Uphill, wählt man Sugheri. Bergab führen vom Hausberg Monte Grosso fünf Trails: Acquedotto, Ruote di Pietra, Vaixella, Spillover und Cuore di Cervo. Die letzten beiden sind besonders empfehlenswert: Während sich Spillover überwiegend flowig mit kleinen Sprüngen und Wellen in Richtung Abendsonne den Berg hinunterschlängelt, verlangt Cuore di Cervo mit seinen vielen Felsbrocken und spitzen Steinfeldern deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Wer lieber analog unterwegs sein möchte, lädt sein Bike auf den Hänger und fährt mit Martinos Team im Land Rover Defender Offroad ins Hinterland – dort ist das Klima zudem milder. Mit der Rose di Pietra als Ausgangspunkt bietet die Flow School etliche Touren an, von Finale-Klassikern über Backcountry bis zum privaten Guiding. Will man noch Fahrtechnik erlernen oder seine Skills erweitern, kann man hier auch gleich einen Fahrtechnik-Kurs buchen. So kommt auf den Trails rund um Pietra und Finale Ligure genauso wie auf dem Agriturismo ein richtiges Wohlfühl- und Entdecker-Erlebnis auf.

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Rose di Pietra ist kein Riesen-Resort, kein Boutique Hotel für Insta-Shoots und keine Hochglanzmagazin-Edelbude. Stattdessen ist es ein Ort, an dem Geschichten entstehen und Erinnerungen bleiben. Beim Frühstück unterm Glasdach oder mit After-Ride-Bier mit blutigen Schienbeinen. Trotz Monster-Vergleichstest kam Dolce Vita in der Rose di Pietra für uns nie zur kurz. Das sagt mehr als jedes highly performte Insta- oder Magazinfoto.

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  • Lage: Rose di Pietra liegt am Fuße des Monte Grosso, rund 5 km südlich von Finale Ligure bzw. 80 km südwestlich von Genua. Von Stuttgart ist es ca. 8 Autostunden entfernt.
  • Unterkunft: Es gibt zwei unterschiedlich große Appartements und vier identische Bungalows für jeweils bis zu vier Personen.
  • Beste Reisezeit: Von September bis Juni liegen für die Trails meist die besten Bedingungen vor und die Temperaturen sind mild. Im Hochsommer kann es oft zu heiß sein, wodurch die Trails auch sehr staubig werden.
  • Service: Shuttle Service, Fahrtechnik-Kurse, Lademöglichkeit und Platz, um Bikes sicher abzustellen, Hühner, Ziegen u.v.m.
  • Lunch-Tipp: Ristorante il Capanno in der Nähe der Ranzi-Trail-Area mit sagenhaftem Blick in die ligurische Landschaft

Mehr Informationen: rosedipietra.com


Words: Julian Schwede Photos: Julian Schwede