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Fahreigenschaften und Einsatzbereich der E-Mountainbikes in unserem Vergleichstest – im Detail erklärt

„Welches Bike ist das richtige für mich?“ Um euch die Beantwortung der Frage leichter zu machen, haben wir den umfangreichen E-MTB-Vergleichstest 2021 mit den 25 spannendsten Bikes des Jahres durchgeführt. Hier findet ihr alles, was ihr über unser Bewertungssystem wissen solltet.

„Für wen ist dieses Bike gemacht?“ Diese Frage steht bei all unseren Tests im Vordergrund und mit unseren Bewertungsgrafiken der Bikes wollen wir das klar visualisieren.

Fahreigenschaften – wie fährt sich das Rad?

Auch wenn wir uns verdammt viel Zeit und Aufwand sparen könnten, indem wir ein Bike pauschal mit einer absoluten Note wie „sehr gut“ oder „super“ beurteilen würden – es entspräche einfach nicht der Realität. Uns ist wichtig, den Charakter eines jeden Bikes darzustellen. Schulnoten zu vergeben, erachten wir dabei als den falschen Weg, weil es die komplexe Realität stark vereinfacht und ihr nicht gerecht wird. Ein Bike kann nicht einfach nur „sehr gut“ oder „super“ sein, da jedes Modell mit seinen Fahreigenschaften für einen bestimmten Einsatzzweck besser, für einen anderen weniger geeignet ist. Zudem sind wir der Überzeugung, dass jeder Leser bzw. Biker – also ihr – unterschiedliche Ansprüche und Vorlieben hat und für sich selbst erkennen muss, welches Rad zu ihm passt und welches nicht. Alles andere wäre irreführend und nicht nur unfair gegenüber einigen Herstellern, sondern würde euch auch bevormunden.

Aus diesem Grund lauten die zentralen Fragen, die wir uns bei jedem Vergleichstest stellen: „Für wen ist dieses Bike das richtige? Und für wen nicht?“ Diese Fragen wollen wir mit jedem Test beantworten und euch damit eine klare Empfehlung geben. Damit ihr schnell erkennen könnt, ob ein Rad zu euch passt, visualisieren wir die Fahreigenschaften der Bikes am Ende eines jeden Tests. Hier erklären wir euch, was die einzelnen Punkte aussagen.

Gute E-Mountainbikes schaffen es, vermeintlich widersprüchliche Fahreigenschaften in sich zu vereinen, sodass sie z. B. sowohl verspielt als auch laufruhig sein können. Je höher das Rating ist, umso besser ist das Rad in diesem Bereich. Trotz des Ratings ist es jedoch wichtig, auch den Text zum Bike zu lesen – dort sind die Charaktereigenschaften detailliert erklärt. Das Fahrverhalten der Bikes visualisieren wir mit einer Skala von 0–10.

Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes.

Die einzelnen Eigenschaften kurz erklärt

Agilität (träge – verspielt)

Wie verhält sich das Rad auf dem Trail bergauf wie bergab? Wie leichtfüßig fährt sich das Rad? Wie agil ist es in Kurven? Wie viel Fahrspaß vermittelt es in engen Sektionen und wie schnell setzt es Richtungswechsel um?

Laufruhe (nervös – laufruhig)

Ist das Rad bei hohen Geschwindigkeiten spurstabil? Bleibt es auch in anspruchsvollen Sektionen kontrollierbar? Wie sicher ist es auf verblockten Trails? Laufruhe ist eine Kombination aus einer gelungenen Geometrie, gutem Fahrwerk und einer durchdachten Ausstattung.

Handling (fordernd – ausgewogen)

Hier geht es vordergründig darum, wie ausgewogen das Bike ist und wie es sich manövrieren lässt. Gutmütige Räder erfordern wenig Körpereinsatz vom Fahrer und sind sehr berechenbar. Ist ein Rad fordernd, muss man als Fahrer viel „arbeiten“, um z. B. in Kurven ausreichend Druck und damit Grip am Vorderrad aufzubauen. Erfahrene Fahrer können allerdings auch mit fordernden Bikes sehr viel Spaß haben.

Fahrspaß (langweilig – lebendig)

Wie lässt sich ein Grinsen wissenschaftlich messen? Hier geht es vor allem um das Fahrwerk und Handling. Wie viel Pop hat das Fahrwerk? Wie direkt gibt das Bike den Input vom Fahrer weiter und wie dynamisch und lebendig fährt es sich?

Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich nur auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes.

Motor-Feeling (digital – natürlich)

Wie fühlt sich der Motor im Bike an: Ist er stürmisch und kennt gefühlt nur die Fahrstufen Vollgas oder aus? Wie leicht lässt er sich mit dem Pedaldruck kontrollieren? Wie lange schiebt er nach? Wie gut lässt er sich vor Kanten beschleunigen? Wie ist die Geräuschentwicklung? Ein besonders natürlicher Motor faded sanft ein und aus. Auch der Übergang an der 25 km/h-Marke ist bei ihm kaum feststellbar. Obendrein liefert er seine maximale Power über ein breites Trittfrequenzspektrum.

Motor-Power (schwach – stark)

Mit welchem Bike ziehst du die Konkurrenz an einer steilen Rampe ab? Auch wenn Bike-Marken den gleichen Motor verbauen, kann es sein, dass die Bewertung in dieser Hinsicht pro Bike unterschiedlich ausfällt. Dies kann daran liegen, dass der Motor anders abgestimmt ist oder im Gesamtkonstrukt des Bikes (Fahrwerk, Reifen etc.) schwächer oder stärker ist als in einem anderen Bike.

Preis-Leistungs-Verhältnis (schlecht – sehr gut)

Die Preis-Leistung messen wir nicht anhand von Excel-Tabellen oder der Ausstattung eines Bikes. Uns geht es um die Performance auf dem Trail und die Benefits, die man als Fahrer von einem Bike und seiner Ausstattung erhält. Was nützen die besten Teile, wenn sich das Rad am Ende nicht gut fährt? Auch teure Bikes, die aber nur eine vergleichsweise günstige Ausstattung haben, können eine sehr gute Preis-Leistung besitzen – vorausgesetzt, sie überzeugen im Gelände. Gleichzeitig können vermeintlich preiswerte Bikes mit guten Komponenten hier schlecht abschneiden, wenn sie auf dem Trail nicht überzeugen.

Exemplarisch hier zwei Ratings mit einer kurzen Beurteilung:

Das SIMPLON Rapcon Pmax überzeugt in allen Lebenslagen. Trotz hoher Laufruhe ist es ein verspieltes Bike, mit einem ausgewogenen sowie gutmütigen Handling. Trotz einem Kaufpreis von knapp 11.200 € hat es aufgrund seiner hervorragenden Trail-Performance und seines breiten Einsatzbereichs und der technischen Features ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF hingegen schafft es nicht, gegensätzliche Fahreigenschaften wie Agilität und Laufruhe miteinander zu vereinen. Trotz schickem Rahmen, gutmütigem Handling, großem 726-Wh-Akku und dem durchschnittlichem Preis kann die Preis-Leistung aufgrund der Fahr-Performance und schlechten Verarbeitungsqualitäten nicht überzeugen.

Der Einsatzbereich des Bikes

Wir sind der Überzeugung, dass E-Mountainbikes sich nicht anhand ihres Federwegs oder ihrer Geometrie in klassische Kategorien einteilen lassen. Dafür sind die meisten Bikes einfach zu vielseitig: Dank ihrer Motorpower können sie genauso gut für lange Touren als auch anspruchsvolle Downhills geeignet sein. Die besten Allrounder brillieren in mehreren Einsatzbereichen.

Forstweg

Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.

Flowtrail bergauf

Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.

Flowtrail bergab

Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.

Technischer Singletrail bergauf

Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.

Technischer Singletrail bergab

Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.

Downhill-Strecken

Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.

Exemplarisch hier zwei Ratings mit einer kurzen Beurteilung

Der Einsatzbereich des SIMPLON Rapcon Pmax ist riesig. Es brilliert ebenso auf langen Touren wie auf dem Singletrail bergauf und bergab. Auch Ausflüge in richtig ruppiges Terrain machen mit ihm echt Spaß.
Seine Stärken kann das STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF am besten auf Touren und auf Flowtrails bergauf ausspielen. Bergab muss es sich auf flowigen und ruppigen Strecken fast dem kompletten Testfeld geschlagen geben. Die Abstimmung des Fahrwerks sowie die schlecht gewählte Ausstattung lassen auf Trails jeglicher Art wenig Fahrspaß aufkommen.

E-Mountainbikes entwickeln sich rasend schnell. Noch vor einigen Jahren hatte ein großer Teil der Bikes massive Defizite in Sachen Ausstattung und Geometrie. Viele der E-Mountainbikes aus unserem aktuellen Vergleichstest stehen klassischen Mountainbikes in Sachen Trail-Tauglichkeit in nichts mehr nach. Dementsprechend ändern sich natürlich auch unsere Erwartungen und Voraussetzungen an das beste E-Mountainbike des Jahres. Deshalb unterliegt die Bewertung des Einsatzbereichs wie auch der Fahreigenschaften einem konstanten Wandel und kann nicht eins zu eins mit den Bewertungen des Vorjahres verglichen werden.


Solltet ihr noch weitere Fragen zum Rating haben, schreibt uns einfach eine Mail an hello@ebike-mtb.com


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