Die wichtigste Frage für die meisten E-Mountainbiker ist die maximale Reichweite. Dabei solltet ihr euch eher fragen, welches E-MTB-Akku-Konzept passt zu mir? Hier findet ihr die bekanntesten und (noch) weniger bekannten Akku-Lösungen im Überblick.

Der ersten Fragen, die ihr euch stellen solltet ist: „Wie fahrt ihr mit dem E-MTB bzw. wie wollt ihr fahren? So findet ihr am besten raus, welches Akku-Konzept zu euch passt. Fahrt ihr hauptsächlich in den stromsparenden Modi oder lieber mit voller Power? Wie sieht es mit eurem Gewicht aus? Zu Menschen jenseits der 90 kg passt ein anderes Akku-Konzept als zu 60-kg-Fliegengewichten. Wie lange sind eure Touren im Extremfall und wie viele Höhenmeter fahrt ihr dabei? Je nach Einsatzbereich ergeben modulare Konzepte, in den Rahmen integrierte Akkus oder externe Akkus auf dem Unterrohr am meisten Sinn.

Das Standardsystem

Interne Akkus sind mittlerweile Standard bei E-MTBs. Die Vorteile der internen Akkus sind vor allem die Optik und meist auch die Option, einen Trinkflaschenhalter im Rahmendreieck zu montieren. Unsere Erfahrung sowie die Ergebnisse unserer Leserumfrage zeigen: Häufig braucht man gar nicht mehr als die je nach Modell verbauten internen Akkus mit 500 bis 750 Wh Kapazität.

Für wen geeignet?
Grundsätzlich für alle. Fahrer, die sehr lange Touren planen, sehr viele Höhenmeter pro Ride fahren, sehr schwer oder durchweg im höchsten Unterstützungsmodus unterwegs sind, können jedoch ans Reichweiten-Limit kommen.

Tops

  • ausgewogenes Handling
  • kann ideal in das Rahmenkonzept integriert werden
  • meist Trinkflaschen-Halterung im Rahmendreieck möglich
  • Design dank optimaler Integration

Flops

  • keine

Kosten

  • keine

Der Wechselakku

Wechselakkus sind die einfachste Ergänzung zum Standard-System für mehr Reichweite.

Für wen geeignet?
Wer oft im Bikepark oder Trail-Center ist, kann seinen Akku schnell in der Mittagspause wechseln und den anderen in dieser Zeit wieder laden. Für gelegentliche lange Touren oder für einen Alpencross kann man den Ersatz-Akku in speziellen E-Bike-Rucksäcken mit Rückenprotektor transportieren, muss hier aber das Zusatzgewicht am Rücken in Kauf nehmen.

Tops

  • hohe Flexibilität
  • keinerlei Einschränkungen des Bike-Handlings
  • ermöglicht häufig schnelles Wechseln
  • bietet ausreichend Akku-Kapazität

Flops

  • bei Transport im Rucksack: ungünstiges Zusatzgewicht am Rücken und nicht am Bike
Die Fazua Battery 250 besitzt zwar nur 252 Wh Akkukapazität, mit einem Gewicht von gerade mal 1,4 kg lässt sich ein Wechselakku jedoch einfach im Rucksack mitnehmen.

Kosten

  • Specialized 700 Wh: 1.300 €
  • Bosch PowerTube 625 Wh (vertikal/horizontal): 899 €
  • Bosch PowerTube 500 Wh (vertikal/horizontal): 759 €
  • Fazua Battery 250, 252 Wh: 418 €
  • Fazua Battery 250X, 252 Wh: 429 €
  • Shimano BT-E8010, 504 Wh: 589 €
  • Shimano BT-E8035, 504 Wh: 669 €
  • Shimano BT-E8036, 630 Wh: 799 €

Das Dual-Battery-System

Das Dual-Battery-System erweitert das Standardsystem um einen modularen Zusatz-Akku. Der integrierte Standard-Akku mit 500–630 Wh Kapazität wird mit einem optionalen, meist externen Zusatz-Akku (250–500 Wh) kombiniert, der sich am Unterrohr des Bikes anbringen lässt. Zum Einsatz kommt dieses System z. B. bei SIMPLON, Orbea, Norco, GIANT. Bei E-MTBs, wie z. B. dem Riese & Müller Superdelite, die ihren Fokus auf lange Touren legen, kommen auch Konzepte mit zwei im Rahmen integrierten Akkus zum Einsatz. Auch bei diesem Konzept lässt sich der zweite Akku entnehmen. Der dadurch entstandene Platz kann als Stauraum genutzt werden und das E-Bike mit nur einem Akku gefahren werden.

Für wen geeignet?
Dual-Battery-Systeme sind ideal für schwere Fahrer und alle, die häufig sehr lange Touren unternehmen. Auch für Touren ohne Lade-Infrastruktur oder den Alpencross sind sie perfekt geeignet.

Tops

  • je nach Bauart gibt es ohne Zusatz-Akku keinerlei Einschränkungen gegenüber Standardsystem
  • einige Bikes verfügen über eine Trinkflaschen-Halterung, solange der Zusatz-Akku nicht verbaut wird
  • extreme Kapazitäten mit 1.250 Wh möglich

Flops

  • Zusatz-Akku verändert das Handling meist stark
  • bei manchen Herstellern verschandelt die Halterung für den externen Zusatz-Akku die Optik

Kosten

  • Orbea: 719 € für PowerPack 500 + 199 € für Battery Mount
  • SIMPLON: 950 € Akku + 130 € Halterung
  • Norco: 499 €
  • GIANT:. 479,90 €

Light-E-MTB

Light-E-MTBs revolutionieren den Markt und sorgen für ein vollkommen neues Fahrgefühl – für ambitionierte Trail-Piloten genauso wie für viele Touren- und Alltagsfahrer. Es geht dabei um eine Kombination zahlreicher Faktoren: Dazu zählen das Motor- und Akkukonzept mit einer verminderten maximalen Motorleistung, guter Dosierbarkeit und einem natürlichen Fahrgefühl. Zudem bieten sie einen größeren Spielraum beim Rahmendesign und der Geometrie. Zusammen mit dem geringen Gewicht entsteht so ein Gesamtpaket mit einem völlig neuen Fahrgefühl und Handling. Die bei Light-E-MTBs im Rahmen integrierten Akkus besitzen mit 252 Wh bis 375 Wh im Schnitt nur die halbe Kapazität, die ein E-Bike mit Standardsystem hat. Das heißt aber nicht, dass sie nur die halbe Reichweite haben. Durch die meist geringere Motorunterstützung und das geringere Gewicht sind mit vielen Light-E-MTBs ähnlich lange Touren wie mit einem E-Bike mit Standard-Akku möglich, dafür fordert das Light-E-MTB aber mehr Körpereinsatz.

Für wen geeignet?
Light-E-MTBs sind für alle geeignet, die ein leichtfüßiges und agiles E-MTB suchen. Auch für besonders leichte Fahrer und alle diejenigen unter euch, die meist im stromsparenden Eco-Modus unterwegs sind, kann ein Light E-MTB interessant sein. Und auch analoge Mountainbiker, die mehr Trails fahren und beim Erklimmen der Gipfel weniger leiden wollen, ohne auf das gewohnte agile Handling bergab zu verzichten, können mit leichten E-Mountainbikes ideale Gefährten finden.

Der FAZUA Evation-Antrieb hat 2018 den Grundstein für die Kategorie der Light-E-MTBs gelegt.
ROTWILD greift für ihr R.X375 ULTRA Light-E-MTB auf einen Shimano EP8-Motor mit 375-Wh-Akku zurück.

Tops

  • ausgewogenes und natürliches Handling
  • geringe Einschränkung beim Rahmendesign
  • besonders leicht
  • meist Trinkflaschen-Halterung im Rahmendreieck möglich
  • Gutes Design dank optimaler Integration

Flops

  • oft geringere Motorunterstützung

Kosten

  • keine

Der Range Extender

Der Range Extender zählt zu den modularen Akku-Konzepten und ist eine Unterart des Dual-Battery-Konzepts. Er erweitert die Akkukapazität von Light E-MTBs und Bikes mit einem kleinen, fest verbauten Akku. Er kann entweder wie der FOCUS T.E.C. Pack in eine am Rahmen verschraubte Halterung angesteckt werden oder findet, wie z. B. beim Specialized Levo SL, im Flaschenhalter Platz. Per Stromkabel wird der Zusatz-Akku direkt an den Ladeport des E-Bikes angeschlossen. Durch den Range Extender sind Bikes mit kleinem Hauptakku – teils fest verbaut, wie z. B. am Orbea Rise – auch für längere Touren gerüstet. Die Bandbreite an Akku-Kapazität eines Range Extenders reicht von 160 Wh bis zu 378 Wh.

Für wen geeignet?
Der Range Extender ist das passende Akku-Konzept für alle, die mit nur einem E-Bike sowohl schnelle Feierabendrunden drehen als auch gelegentlich längere Touren mit mehr Höhenmetern bewältigen wollen. Ohne Zusatzbatterie besitzt dieses Akku-Konzept alle Vorteile der leichtfüßigen Light-E-MTBs, mit der Zusatzbatterie eignet sich das E-Bike auch für längere Touren.

Kosten

  • Orbea Range Extender 252 Wh: 499 €
  • Specialized SL Range Extender 160 Wh: 369,90 €
  • FOCUS T.E.C. Pack 378 Wh bei 2020-Modellen mit T.E.C. Pack System inbegriffen

Tops

  • ohne Zusatz-Akku oft besseres und leichtfüßigeres Handling als die Standardsysteme mit 500–700 Wh Kapazität
  • kein unnötiges Gewicht bei kurzen Strecken
  • Flexibilität

Flops

  • Zusatz-Akku blockiert den Platz des Flaschenhalters
  • interner Akku nicht bei allen Systemen entnehmbar – Laden nur im Bike möglich

Das Schnellladegerät

Die meisten Motoren-Hersteller bieten neben den Standard-Ladegeräten auch kleinere Ladegeräte und größere Schnellladegeräte an.

Für wen geeignet?
Schnellladegeräte sind optimal zum Laden im Trailcenter, Bikepark oder auf langen Touren. Wir haben unsere Bikes schon in der Pizzeria, auf der Berghütte und im Bikepark geladen, aber Achtung – nicht überall wo es Strom gibt, ist das Laden auch möglich oder erwünscht 😉 Wermutstropfen: Schnellladegeräte sind wesentlich größer als reguläre Ladegeräte und wiegen entsprechend mehr im Rucksack. Weitere Infos findet ihr in unserem Artikel über Schnellladegeräte.

Je nach Hersteller gibt es große Unterschiede bei der Geschwindigkeit des Ladevorgangs – gerade bei Bosch und Shimano verstehen wir das „schnell“ in „Schnellladegerät“ nicht. Hier muss man sich überlegen, ob einem das etwas schnellere Laden den Aufpreis wert ist. Bei Shimano, Bosch und Giant spart man gegenüber dem jeweiligen Standardgerät ca. 1,5 h, um den 500-Wh-Akku vollständig zu laden. Bei TQ gewinnt man sogar 1 h 40 min beim kompletten Laden eines 630-Wh-Akkus.

  1. TQ 10-A-Schnellladegerät: ca. 80 % in 1 h bei 630 Wh
  2. Giant Fast-Charger: ca. 60 % in 1 h bei 500 Wh
  3. Bosch Fast Charger: 40 % in 1 h, bei 500 Wh
  4. Shimano STEPS EC-E8004: 80 % in 3 h bei 630 Wh

Tops

  • keinerlei Einschränkungen
  • weniger Mehrgewicht als ein Zusatz-Akku im Rucksack

Flops

  • zusätzliches Gewicht muss auf einer Tour getragen werden
  • Schnellladen beeinträchtigt unter Umständen die Lebenszeit der Akkus
  • bei manchen Schnellladegeräten steckt „schnell“ leider nur in der Produktbezeichnung

Kosten

  • Shimano STEPS EC-E8004: 174,95 €
  • Bosch Fast Charger: 169 €
  • GIANT Smart-Charger: 179,90 €
  • TQ 10-A-Schnellladegerät: 349 €

Diese und viele weitere spannende Erkenntnisse stammen von dem größten E-MTB-Test in der Geschichte von E-MOUNTAINBIKE. Wenn ihr wissen wollt, welches aktuell das beste E-MTB ist und worauf es bei einem E-Mountainbike wirklich ankommt, dann schaut hier vorbei.


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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Valentin Rühl, Trev Worsey