Sie sind dick, teuer und kontrovers: SUVs prägen das Bild der Metropolen und Vorstädte wie kaum ein anderes Auto. Das Gefühl von Überlegenheit, Sicherheit und Prestige hat den Geländewagen für den urbanen Alltag domestiziert. Jetzt erobern E-MTBs die Innenstädte und entwickeln sich zu einem der angesagtesten Statussymbole.
SUV-E-Mountainbikes gehören zu den größten Trends 2020. Seit wir den Begriff 2016 erstmals im E-Bike-Bereich eingeführt haben, wurde er für viele unterschiedliche Bikes und Einsatzbereiche verwendet, teils missverstanden und teils weiterentwickelt. In diesem Kapitel klären wir darüber auf, was E-SUVs sind und was nicht.
Hybride aus Rolex und Sportgerät
Das Bedürfnis, sich darzustellen, sich zu profilieren und sich mit etwas zu identifizieren gibt es nicht erst seit den Selbstdarstellungsorgien auf Instagram, sondern seit Beginn der Menschheit. Wie viel das mit der Realität zu tun hat, ist dabei zweitrangig. Schließlich gilt: Ein gelungener Auftritt ist ein gelungener Auftritt. Dazu gehört es, den richtigen Ton, die richtigen Accessoires und die richtige Symbolik zu verwenden.
Dabei hat sich die Sprache der Statussymbole über die Jahre verändert. Natürlich sind da noch immer die modernen Klassiker: breit bereifter SUV, Rolex am Handgelenk oder sündhaft teure Sneaker. Aber viele Statussymbole werden immer subtiler: Die „nachhaltige“ Patagonia-Jacke, der „nachhaltige“ Detox-Urlaub im Fünfsternehotel oder Radfahren sind in modernen Gesellschaften en vogue. In den letzten Jahren haben sich Bikes vom reinen Sportgerät zum Statussymbol gewandelt, das von vielen Top-Managern und Unternehmern genauso genutzt wird wie von klimabewussten Pendlern und allen dazwischen. Schließlich sind unsere Bikes häufig weit mehr als nur teuer. Wenn man ihre Funktion kurz beiseitelässt, sind sie vor allem Symbole für unseren Lebensstil und damit Symbole für immaterielle Güter: nämlich für unsere Leidenschaft, unsere ideelle Überzeugung und unser ökologisches Gewissen. Und diese Leidenschaft wollen immer mehr Menschen in ihrem Alltag ausleben und zeigen. Wer bislang mit einer G-Klasse in die City fuhr, der kann den gleichen Effekt heute mit gewissen Bikes erzielen – Fixies sind out, dafür vermitteln klassische Retro-Bikes, sportliche Rennräder und moderne wie innovative E-Mountainbikes beste Street-Credibility. Mittlerweile haben breite Gesellschaftsschichten ein Bewusstsein für exklusive und besondere Bikes entwickelt.
Wer kann, der kann – und das hat mehr als rationale Gründe
Während viele Geländewagen bei der Entwicklung zum SUV ihren Charakter verloren haben, gilt die Mercedes G-Klasse nach wie vor als echt sowie authentisch und ist bei erfolgreichen Unternehmern, Rappern und Safari-Rangern gleichermaßen beliebt. Nicht anders ist es bei einigen E-Mountainbikes.
Viele moderne E-Mountainbikes sind geradezu prädestiniert für den urbanen Einsatz. Bei Schlaglöchern, Bordsteinkanten oder in brenzligen Situationen bieten sie deutlich mehr Sicherheitsreserven als City-(E-)Bikes, ermöglichen auch Ausflüge auf unbefestigten Wegen und versprühen deutlich mehr Prestige und Flair vor der Eisdiele. Ganz zu schweigen von dem guten Gewissen, das sie mit sich bringen, da das E-Bike deutlich ökologischer ist als jedes Auto.
Dazu gehört es, den richtigen Ton, die richtigen Accessoires und die richtige Symbolik zu verwenden
Manche mögen argumentieren, dass der Rollwiderstand der dick profilierten Reifen ja deutlich höher ist als der von City-Bikes, doch die können wir beruhigen: Der Motor unterstützt ungeachtet der Reifen so oder so nur bis zum gleichen Tempolimit, und wer geht schon im urbanen Alltag ans Limit der Akkukapazität? Vermutlich keiner, es sei denn man wohnt in der Megametropole Los Angeles und möchte die rund 70 km vom nördlichen zum südlichen Ende der Stadt in einem Stück fahren. Oder man wohnt in San Francisco und möchte an den 42 Hügeln unbedingt so viele Höhenmeter sammeln, bis der Akku in die Knie geht.
Modelle wie das in Deutschland von Hand geschweißte NICOLAI G1 EBOXX E14 sind perfekte Beispiele für E-SUVs: Sie bieten Prestige, Performance, große Sicherheitsreserven und je nach Bedarf auch viele clevere Features für den Alltag. Perfekt passende Schutzbleche, klapperfreie Ständer, integrierte Lichter, geländetaugliche Gepäckträger und -taschen – damit sind solche Bikes nicht nur der Traum eines jeden Pendlers, sondern lassen auch das Herz von unserem guten Kumpel und Fotografen Oliver höher schlagen. Er steht seit jeher auf G-Klassen und jetzt auch auf das G1 von NICOLAI. Bei unserem Fotoshooting hat er es sich nicht nehmen lassen, das wortwörtlich in die Tat umzusetzen.
Die alte Sau mit neuem Namen?
Um ihr Bike alltagstauglich zu machen, rüsten viele Leute selbst nach. Wichtig ist zu verstehen, dass die SUV-E-Mountainbikes, von denen wir hier sprechen, weit mehr sind als Bastellösungen für den Alltag, an die man ein billiges Schutzblech und Licht dran klatscht. Aktuell findet man noch viele selbst gebaute Frankenstein-Bikes mit optisch und technisch unpassenden Schutzblechen, falsch montierten Schlössern, Gepäckträgern oder sonstigen Accessoires Marke Eigenbau, die teilweise ein Sicherheitsrisiko darstellen. E-SUVs sehen nicht nur besser aus, sie funktionieren oftmals auch deutlich besser.
Mittlerweile werden selbst viele Trekking- und Pendler-Bikes als SUVs bezeichnet, wobei – leider – lediglich eine alte Sau mit neuem Namen durchs Dorf getrieben wird. Das ist in etwa so, als würde man einen VW Golf plötzlich als Sportwagen bezeichnen nur weil man ihn tiefergelegt und breite Reifen aufgezogen hat. Manch ein Hersteller tut das, für die Entwicklung des Segments und vor allem die persönliche Zufriedenheit der Kunden ist dieses Vorgehen jedoch alles andere als zuträglich.
Mit einem SUV-E-MTB macht es richtig Spaß, durch die City zu cruisen. Verglichen mit einem Studenten-Drahtesel oder einem Auto hat man ein vollkommen neues Fahrgefühl: Man ist flexibel, hat stets genug Power, wird kreativ in der Routenplanung, nimmt Abkürzungen und findet häufig direkt an seinem Lieblingscafé einen Parkplatz.
Onroad ist das neue Offroad: In der City gelten andere Regeln als auf dem Trail
Genauso wie man mit seinem teuren Auto in manch einer Stadt besser ins Parkhaus fährt, so ist das Thema Diebstahlschutz auch bei teuren E-Bikes präsent. In dieser Hinsicht wird das Thema Connectivity noch deutlich an Bedeutung gewinnen, sowohl bei der Navigation als auch bei smarten Tracking- und Diebstahlsicherungssystemen – für Letzteres bietet Riese & Müller bereits exzellente Lösungen an. Weitere Infos rund um das Thema Diebstahlsicherung und digitale Technologien die euer Bike sicherer machen, findet ihr in dieser Ausgabe. Außerdem haben wir einen weiteren Artikel über Service, Connectivity und smarte Softwarelösungen für euch.
Wie bei jedem E-Mountainbike-Kauf sollte man sich auch bei E-SUVs darüber im Klaren sein, wie und wo man das Bike einsetzen möchte. Dazu gehören Themen wie die notwendige Akkukapazität genauso wie die Frage nach der nötigen Ausstattung. Beachten sollte man auch das meist hohe Gesamtgewicht der SUV-E-Mountainbikes – eine Garage oder ein leicht zugänglicher Abstellraum zu Hause ist fast schon Pflicht!
Haibike FLYON XDURO AllMtn 10.0
Haibike hat mit der FLYON-Serie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des SUV-Trends geliefert. Das Haibike FLYON XDURO AllMtn 10.0 bildet hierbei die technologische Speerspitze mit der besten Balance aus Trailperformance und Prestige. Optisch ist das Bike ein echter Hingucker mit seiner muskulösen Formsprache und auch seine technischen Features machen Eindruck: die integrierte Lichtanlage an Front und Heck, das eigene Motor-Design und das bis ins Detail umgesetzte Farbkonzept. Mit den 120 Nm Drehmoment gewinnt der TQ FLYON-Motor jedes Kräftemessen am Berg. Der super starke Motor verleiht dem Rad ein einzigartiges Fahrgefühl bergauf. Mit ihm erlebt man einen völlig neuen Beschleunigungsrausch! Trotz über 28 kg Gewicht ist das Handling im Geländeüberraschend ausgewogen, bergab liegt das Rad sehr satt und sicher auf dem Trail. Bike-Design und Zusatzfeatures sind durchweg durchdacht, limitierende Faktoren sind je nach Fahrertyp und Fahrweise nur das geringe zulässige Gesamtgewicht und die Akkukapazität von 630 Wh.
NICOLAI G1 EBOXX E14 mit Explorer-Kit
Das NICOLAI G1 EBOXX E14 ist eines der radikalsten E-Mountainbikes am Markt. Nicht nur seine Geometrie ist extrem, auch seine Optik ist martialisch. Alles an dem Bike von Kalle Nicolai und seinem Team ist ein Statement deutscher Ingenieurskunst. NICOLAI bietet das neue G1 EBOXX in zwei Basis-Ausstattungsvarianten an: einmal als E14-Version mit elektronischer 14-Gang-Rohloff-Schaltung und einmal als QLFINE-Version mit Kettenschaltung, wobei beide Varianten sich in der Ausstattung fast komplett individualisieren lassen. Doch damit nicht genug! Für 920 € gibt es das Explorer-Kit dazu, das dieses Bike für den urbanen Einsatz genauso rüstet wie für Waldabenteuer mit Gepäck – Stichwort Overnighter. Das Kit umfasst Schutzbleche, Lichtanlage, ein Schloss, Seitenständer sowie einen Gepäckträger und ORTLIEB-Packtaschen. Weitere Zusatzoptionen wie ein PowUnity GPS-Tracker lassen sich ebenfalls ab Werk verbauen. Prinzipiell habt ihr die Wahl zwischen fünf Standard-Rahmengrößen von S bis XXL. Für echte Individualisten gibt es jedoch die Möglichkeit, den Rahmen nach Maß anfertigen zu lassen und das Farbkonzept des Rahmens zu personalisieren. Das fertige Traum-Bike kann man entweder direkt bei NICOLAI abholen, inkl. Firmenrundgang und Bike-Setup, oder man lässt es sich fast fertig montiert in der coolsten Bike-Box der Welt nach Hause schicken. Dank einer Zuladung (Fahrer und Equipment) von 150 kg ist das NICOLAI auch eine exzellente Wahl für schwere Biker.
Riese & Müller Superdelite GT Touring GX
„Zu allem bereit“ – die Beschreibung des Superdelite GT fällt seitens Riese & Müller sehr kurz aus, doch sie sagt alles. Wir würden uns das Bike des deutschen Premium-Herstellers in der Ausstattungsvariante Touring mit GX-Bereifung, FOX-Luftfahrwerk und RX Connect kaufen. Das von einem Bosch Performance CX angetriebene Bike hat einige Besonderheiten: Der integrierte Doppelakku liefert mit 1.000 Wh ordentlich Reichweite, das RX Connect-System bietet GPS-Tracking und Premium-Versicherungsschutz mit Wiederbeschaffungsservice im Diebstahlsfall. Hinzu kommen die hochwertige Lichtanlage, erstklassige Schutzbleche und ein Gepäckträger, der Teil der gefederten Masse ist. Damit ist das Bike die beste Option für alle, die Wichtiges zu transportieren haben. Für alle, die vor allem auf Straßen unterwegs sind und längere Strecken zurücklegen möchten, empfiehlt sich die S-Pedelec-Variante (mit 45 km/h), die Riese & Müller unter dem Namenszusatz HS anbietet. Das Superdelite wurde nicht als Performance-E-MTB konzipiert, sondern primär für der Allround-Einsatz in der Stadt und in gemäßigtem Gelände. Im Online-Konfigurator kann man das Superdelite GT auch mit Bosch eBike ABS-System bestellen, muss dann allerdings auf das FOX-Fahrwerk und die GX-Offroad-Bereifung verzichten.
Die Rolle der E-MTBs und ihre potenziellen Anwendungsgebiete verändern sich rasant. Wir setzen neue Impulse und helfen, den Durchblick zu bewahren. Eines ist dabei sicher: Die Zukunft des E-MTBs ist spannender denn je! Unsere E-MOUNTAINBIKE Evolutionstheorie gibt diesem Artikel und allen weiteren der New Generation Serie ihren Kontext, sorgt für neue Perspektiven und einen weiteren Horizont.
Weitere Artikel der Serie sind: die Ära der E-SUVs, das neue Fahrgefühl mit Light E-MTBs, das Potenzial von Offroad-Cargo-Bikes, unser Offroad-Tiefeinsteiger-Vergleichstest, Connectivity und Software-Lösungen, die neue Generation Z, und unser Handbuch zur Vererbung der Bike Leidenschaft an die Kids.
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Words & Photos: Robin Schmitt