Eurobike 2016 News

Weltneuheit: ABS-System fürs E-Bike von BrakeForceOne

Was am Auto längst Alltag ist und zusehendes auch bei Motorrädern Einzug hält, erscheint am E-MTB wie Zukunftsmusik: ein Anti-Blockier-System, kurz ABS, um das Blockieren der Räder bei starken Bremsmanövern zu verhindern. Doch die Tüftler des schwäbischen Bremsen-Spezialisten BrakeForceOne lassen sich nicht so leicht entmutigen und zeigen auf der EUROBIKE das erste ABS fürs E-Bike! Wir haben es uns angeschaut und zeigen euch, was die Weltneuheit zu bieten hat.

Moderne Scheibenbremsen sind kräftiger denn je und speziell an schweren E-MTBs ist man froh über jedes bisschen Bremspower, das man kriegen kann. Doch gerade Einsteiger sind mit den bissigen Wurfankern oft überfordert und schwere Stürze können die Folge sein. Hier soll das ABS ins Spiel kommen und dem Fahrer durch clevere Elektronik mehr Sicherheit auf der Straße und im leichten Gelände bieten.

Hinter Glas: Das ABS von BrakeForceOne konnte auf der EUROBIKE noch nicht getestet werden, ließ sich aber bereits an einem Muster-Rahmen bestaunen.
Hinter Glas: Das ABS von BrakeForceOne konnte auf der EUROBIKE noch nicht getestet werden, ließ sich aber bereits an einem Muster-Rahmen bestaunen.

Doch wie funktioniert das System? Im Grunde ganz simpel: Ein Drehzahlsensor am Bremssattel erkennt, wenn das Rad zu blockieren droht, und sendet ein Signal an den ABS-Aktuator, der die Bremskraft entsprechend reguliert. Durch den Eingriff des Aktuators sollen sowohl das Blockieren der Räder als auch Überschläge wirkungsvoll verhindert werden. Das System wiegt gerade einmal 250 g pro Rad und ist beliebig am Bike positionierbar. Die folgende Grafik gibt einen guten Überblick über die einzelnen Bestandteile des Systems.

ABS-System-fuers-E-Bike-von-BrakForceOne-0134

Das ABS kann mittels Can-Bus-Schnittstelle in das Bord-Netz des E-Bikes integriert werden und bezieht den nötigen Strom vom Hauptakku. Das Display informiert über Eingriffe des ABS und erlaubt das Umschalten zwischen den zwei Modi City und Offroad bzw. das Abschalten des Systems. Neben dem Aufspielen von Software-Updates lassen sich auch Fahrdaten über das Display auslesen, die zur umfassenden Diagnose dienen können. So erkennt das System etwa, wenn Luft in der Hydraulik ist oder wenn Bremsbeläge verschlissen oder verschmutzt sind. Mit welchen Motoren das System kompatibel sein wird, ist noch nicht bekannt, doch man ist nach eigenen Angaben mit allen großen Herstellern in Kontakt.

Der Aktuator fürs Vorderrad wird an den Standrohren der Gabel befestigt.
Der Aktuator fürs Vorderrad wird an den Standrohren der Gabel befestigt.
Am Hinterrad befindet sich der Aktuator an der Kettenstrebe, könnte aber zukünftig auch in den Rahmen integriert werden.
Am Hinterrad befindet sich der Aktuator an der Kettenstrebe, könnte aber zukünftig auch in den Rahmen integriert werden.

Zunächst wird das ABS nur mit der hauseigenen H2O-Bremse kompatibel sein, der einzigen hydraulischen Scheibenbremse am Markt, die mit Wasser als Bremsflüssigkeit arbeitet. Künftig könnte sich das System aber auch mit weiteren Bremsen kombinieren lassen. Für 2017 wird es noch mit einigen E-Bike-Herstellern eine Testrunde geben, bevor das ABS ab Januar 2018 in den Handel kommt. Bestellt werden kann es bereits Ende 2017, es wird sowohl eine Vorderrad-Variante als auch eine Vorder- und Hinterrad-Variante geben.

Neben dem innovativen ABS hatte BrakeForceOne eine weitere wichtige Mitteilung im Rahmen der Messe zu machen: Die Tübinger werden künftig eng mit MAGURA kooperieren und an gemeinsamen Projekten arbeiten. Von der örtlichen Nähe – MAGURAs Sitz in Bad Urach ist gerade einmal 30 km von Tübingen entfernt – und der ähnlichen Mentalität versprechen sich die beiden Firmen viele Synergie-Effekte. BrakeForceOne betont jedoch, dass man weiter eigenständig bleiben wird. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was die Kooperation in der Zukunft bringen wird!

Unser Eindruck

Respekt! BrakeForceOne beweist mit dem ABS für E-Bikes echten Pioniergeist und demonstriert, zu was ein kleines, starkes Team in der Lage sein kann. Das System wirkt durchdacht und schon jetzt sehr ausgereift. Klar ist jedoch auch, dass das ABS in seiner jetzigen Form vor allem für City- und Trekking-E-Bikes ein Thema ist. Doch das tut der Faszination keinen Abbruch. Die Diagnose-Tools versprechen einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor und tragen dazu bei, dass die Bremsen stets in einwandfreiem Zustand sind. Vielleicht werden diese Technologien ja in wenigen Jahren gang und gäbe sein?

Weitere Informationen auf der BrakeForceOne Website.


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