Labortests

Moderne Scheibenbremsen sind unglaublich kraftvoll und bieten wahnsinnige Bremskraft, selbst beim Hebelzug mit nur einem Finger. Um Schwächen sichtbar zu machen, mussten wir die Modelle an ihre Grenzen bringen, was auf den Trails nicht ohne den Einsatz des eigenen Lebens zu bewerkstelligen ist. Wir führten unseren Test in Hopes Entwicklungslabor in Barnoldswick durch, wo wir jede Bremse mit einem speziellen Kraftmesser unter die Lupe nahmen und alle Parameter mit klinischer Genauigkeit dokumentierten.

“Kraft ist nichts ohne Kontrolle” – Pirelli

Sensoren maßen die Temperatur beim Bremsen an den Belägen, den Scheiben und am Bremssattel, während wir die Bremskraft der kreischenden und heiß laufenden Bremssysteme analysierten. Vorurteile und Befangenheiten wurden beiseite gewischt und Schwächen ohne Gnade offengelegt. Wir testeten die Bremsen mit den serienmäßigen Belägen, den empfohlenen 180-mm-Scheiben und einem Hebeldruck von 50 Nm.

Das Protokoll

Nach einem Warmup von 60 Umdrehungen simulierte der Computer wiederkehrende, harte Bremszyklen von 30 auf 15 km/h, die den normalen Fahrbetrieb widerspiegelten und uns erlaubten, Kraft und Verzögerung zu messen. Danach füllte sich die Luft mit einem beißenden Geruch, als wir aufs Ganze gingen. Die Bremsen glühten rot und begannen, Funken zu sprühen, als sie mehrmals von 45 km/h auf null abgebremst wurden – ein brutaler Test, der Rückschlüsse auf das Fading ermöglichte und zeigte, wie hitzebeständig die Bremssättel sind.

Bremsmodell Durchschnittliche Bremskraft in Nm Verzögerung bei 30–15 km/h (Sekunden) Verzögerung bei 45–0 km/h (Sekunden) 45–0 % Fade
Hope Tech 3 E4 organic 101,0 1,3 6,5 23 %
Magura MT4 81,3 2,0 7,9 19 %
Magura MT5 110,1 1,2 7,6 17 %
Shimano Saint 116,0 1,2 7,0 21 %
Shimano Deore XT 91,0 1,6 6,2 7 %
Shimano XTR 94,5 1,6 6,2 8 %
SRAM Guide Ultimate 76,8 2,0 8,1 19 %
SRAM Guide RE 112 1,3 7,1 32 %

Ergebnis des Labortests

Zusammen mit den rauchenden Bremsscheiben und verbrauchten Belägen lagen auch die Testergebnisse auf der Werkbank. Im Testlabor lieferte die Shimano Saint mit knapp 120 Nm die meiste Power und beeindruckende Verzögerungswerte. Nicht weit dahinter landeten die SRAM Guide RE und die MAGURA MT5. Die MAGURA besitzt noch geringeres Fading, doch im realitätsnahen 30–15 km/h-Test leisteten sich beide keine Schwächen. Eine Überraschung war sowohl die Shimano XT als auch XTR, die beide trotz lediglich zweier Bremskolben durchgängige hohe Leistung ohne Fading boten!

Gesinterte oder organische Bremsbeläge?

Diese Frage stellt sich vermutlich jeder, wenn er neue Beläge kauft. Um mehr zu wissen, spannten wir eine Hope Tech 3 E4 auf den Prüfstand, jeweils einmal mit gesinterten und einmal mit organischen Belägen und jedes Mal mit neuen Scheiben. Die organischen Beläge brachten im Normalbetrieb (30 auf 15 km/h) höhere Bremskraft und schnellere Verzögerung, dafür zeigten gesinterte Beläge im heißen Test (45 auf 0 km/h) eine durchgängigere Leistung und weniger Fading. Wenn euch Bremskraft und geringes Quietschen wichtig sind, solltet ihr zu organischen Belägen greifen. Bei schweren Fahrern und langen Abfahrten empfehlen wir aufgrund ihrer konstanteren Performance gesinterte Beläge.

E-MOUNTAINBIKE-Pro-Tipp: Für das optimale Setup montiert organische Beläge in Front und gesinterte am Heck.

Bremsmodell Durchschnittliche Bremskraft in Nm Verzögerung bei 30 – 15 km/h (Sek.) Verzögerung bei 40 – 0 km/h (Sek.) 45 – 0 % Fade
Hope Tech 3 E4 organisch 101,0 1,3 6,5 23 %
Hope Tech 3 E4 gesintert 92,0 1,5 4,7

Test auf dem Trail

Kraft ist nichts ohne Kontrolle, denn ein Reifen kann nur so viel Bremskraft auf den Trail bringen, bis er den Grip verliert und ins Rutschen gerät. Eine gute Bremse lässt euch gut dosiert genau so viel Bremskraft generieren, dass es nicht zum Drift kommt. Um herauszufinden, welche Bremse das am besten leisten kann, fuhr unser sechs Mann starkes Testteam jede Bremse für mehrere Monate. Ob Ausfahrten auf den Hometrails in Schottland oder liftgestützte Abfahrten in den Alpen, wir brachten die Bremsen ans Limit!