Edle, schnelle und sportliche Produkte sind meist in einer Farbe erhältlich: Schwarz. Und so verwundert es uns nicht, dass auch das neue ROTWILD R.E1+ ebenfalls nur in dieser einen Farbe zu haben ist. Denn zumindest auf dem Papier macht es einen edlen, schnellen und sportlichen Eindruck. Wie es sich fährt, erzählen wir euch in diesem ausführlichen Fahrbericht.

Das Rotwild R.E1+ FS 27,5 musste sich im alpinen Gelände rund um Garmisch Partenkirchen beweisen.
Das ROTWILD R.E1+ FS 27.5 musste sich im alpinen Gelände rund um Garmisch-Partenkirchen beweisen.

Insgesamt drei Modelle umfasst die aktuelle ROTWILD E-Mountainbike-Produktpalette und alle drei Bikes basieren auf einem unmotorisierten Pendant. Auch das R.E1+ hat nicht nur optisch einiges mit dem R.E1 ohne Plus gemein und orientiert sich auch in der Ausstattung und Geometrie nah an seinem Schwestermodell.

Rotwild bietet das R.E1+ FS 27,5 in nur zwei Rahmengrößen und einer Ausstattungsvariante zum Preis von 6.999 € an.
ROTWILD bietet das R.E1+ FS 27.5 in nur zwei Rahmengrößen und einer Ausstattungsvariante zum Preis von 6.999 € an.

Der Rahmen

In Sachen Formsprache ähnelt das Hybrid-Modell stark dem bereits seit Längerem erhältlichen R.E1. Es verfügt ebenfalls über einen stehend montierten Dämpfer, der über den Viergelenk-Horst-Link-Hinterbau angelenkt wird. Der Rahmen wird von ROTWILD in zwei Größen (M & L) angeboten, was besonders für kleine Fahrer ein Problem darstellt. Fahrer unter 170 cm Körpergröße werden kaum auf dem R.E1+ Platz finden und müssen sich aktuell mit dem R.Q1+ begnügen. Mit einem Tapered Steuerrohr, einer Steckachse von 142×12 mm und einer 180-mm-PM-Bremsaufnahme verfügt der Rahmen über alle aktuell gängigen Standards.

Während der Hauptrahmen aus Aluminium gefertigt ist, wurde die Integrated Power Unit (IPU) in ein Carbon-Bauteil integriert.
Während der Hauptrahmen aus Aluminium gefertigt ist, wurde die Integrated Power Unit (IPU) in ein Carbon-Bauteil integriert.

Die Ausstattung

Bei einem Blick auf die Ausstattungsliste wird klar: Die Dieburger haben ihre Hausaufgaben gemacht. Der breite Lenker, der kurze Vorbau und die Teleskopsattelstütze überzeugen ebenso wie die hochwertigen DT Swiss-Laufräder oder der SRAM 1×11-Antrieb. Eine FOX 36 FLOAT Factory-Federgabel und ein FOX FLOAT X-Dämpfer – beides jeweils das Topmodell ihrer Klasse – bilden das edle Fahrwerk. Gebremst wird das Rad von einer Shimano XT-Bremse, die die Verzögerung über Continental Trail King-Reifen auf den Boden überträgt.

Die Fox 36 Float Factory-Federgabel begeistert mit hervorragender Funktion und hoher Steifigkeit.
Die FOX 36 FLOAT Factory-Federgabel begeistert mit hervorragender Funktion und hoher Steifigkeit.
Die Shimano XT-Bremsen konnten auf langen Abfahrten nicht überzeugen. Zu frühes Fading und fehlenden Biss notierten die Tester auf dem Protokoll.
Die Shimano XT-Bremsen konnten auf langen Abfahrten nicht überzeugen. Zu frühes Fading und fehlenden Biss notierten die Tester auf dem Protokoll.
Ebenfalls nicht ganz zufrieden waren sie auch mit der Performance der Continental Trail King-Reifen. Ein noch stärker profilierter Reifen mit größeren Pannenschutz wäre wünschenswert.
Ebenfalls nicht ganz zufrieden waren sie auch mit der Performance der Continental Trail King-Reifen. Ein noch stärker profilierter Reifen mit größerem Pannenschutz wäre wünschenswert.
Die restliche Ausstattung bot jedoch keinen Grund zur Beanstandung und begeistert mit hervorragender Funktion.
Die restliche Ausstattung wie beispielsweise der SRAM X01-Antrieb bot jedoch keinen Grund zur Beanstandung und begeisterte mit hervorragender Funktion.

Der Antrieb

ROTWILD-typisch kommt auch beim R.E1+ ein Brose-Antrieb mit 250 W Leistung und bis zu 90 Nm Drehmoment zum Einsatz. Der Akku verfügt über 461 Wh Kapazität, was in unserem Praxistest für über 2.000 Höhenmeter lange Anstiege ausgereicht hat – ein phänomenales Ergebnis! Selbst unter permanenter Nutzung der höchsten Unterstützungsstufe war an einem warmen Sommertag (28°) bei unserem rund 85 kg schweren Testfahrer nach über 1.000 Höhenmetern noch ein Viertel der Akkukapazität vorhanden. Allerdings muss erwähnt werden, dass der Motor nach 25 min bzw. 700 Höhenmetern unter Volllast für rund 3 min die Leistung reduzierte, um ein Überhitzen der Elektronik zu verhindern. Ein bald verfügbares Softwareupdate soll laut ROTWILD dieses „Problem“ aber beheben.

Ein Hauptvorteil des Brose-Antrieb: seine kompakte Bauform.
Ein Hauptvorteil des Brose-Antriebs: seine kompakte Bauform.

Unser Fahreindruck

Zuerst die Fakten vorweg: Mit einer Körpergröße von 180 cm hat unser Testfahrer Christoph auf dem R.E1+ in der Rahmengröße L Platz genommen. Daraus resultiert durch die lange Oberrohrlänge von 615 mm eine leicht gestreckte, aber äußerst komfortable Sitzposition. Dank des steilen Sitzwinkels und des zentralen Schwerpunkts hat man auch bei steilen Anstiegen stets genügend Druck auf dem Vorderrad. Im Uphill schiebt der Motor kraftvoll, aber weniger dominant als manche Konkurrenzmodelle vorwärts. Die Abstufung ist sinnvoll gewählt. Speziell der Cruise-Modus, der anfangs von erfahrenen E-Bikern als zu schwach empfunden wurde, konnte im Laufe des Tests überzeugen. Er richtet sich vor allem an Fahrer, die auch einmal mit nicht motorisierten Freunden fahren oder bergauf einfach langsam pedalierend die Landschaft genießen wollen.

Auf ausgesetzten Trails ist kein Platz für Fahrfehler!
Auf ausgesetzten Trails ist kein Platz für Fahrfehler!

Wirklich herausragend sind die für ein E-Mountainbike extrem kurzen Kettenstreben von lediglich 445 mm Länge. Sie sind es, die dem Rad trotz des langen Hauptrahmens und des flachen Lenkwinkels von 66° ein sehr agiles Handling verleihen. Gleichzeitig liegt das ROTWILD R.E1+ mit seinen 170 mm Federweg extrem satt auf dem Trail und bügelt sämtliche Unebenheiten souverän weg. Speziell bei Highspeed vermittelt es viel Sicherheit und begeistert mit hoher Laufruhe. Besonders aktive und aggressive Fahrer werden sich jedoch etwas mehr Feedback vom Untergrund und Support im mittleren Federwegsbereich wünschen. Um dies zu erreichen, kann sowohl am Dämpfer als auch der Federgabel durch Spacer die Größe der Luftkammer angepasst werden – ein Vorgang, der nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nimmt und kein tiefgehendes Fachwissen erfordert.

Fahrspaß garantiert – das Rotwild E1+ FS 27.5 lässt sich für ein E-Mountainbike verhältnismäßig leicht aufs Hinterrad ziehen.
Fahrspaß garantiert – das ROTWILD E1+ FS 27.5 lässt sich für ein E-Mountainbike verhältnismäßig leicht aufs Hinterrad ziehen.

Egal was die Trails während unseres Tests bereithielten, das ROTWILD E1+ meisterte es souverän. Einzig die Continental Trail King-Reifen und die Shimano XT-Bremsen werden dem Potenzial des Bikes nicht gerecht und beschneiden die Abfahrtsperformance durch Fading, Platten und fehlenden Grip. Wer richtig Gas geben möchte, dem empfehlen wir ein Upgrade auf eine Vierkolben-Bremse und griffigere Reifen.

Rotwild E1 Hybrid Testbericht (7 von 20)

Schnelle Richtungswechsel sind mit dem R.E1+ kein Problem. Im Gegenteil, sie lassen sich mit dem ROTWILD sogar sehr spielerisch vollziehen. Egal ob enge Kehre oder weit gezogene Kurve, die Balance stimmt und das Rad lässt sich sehr präzise und gutmütig navigieren, worauf auch der breite Lenker und kurze Vorbau sicher Einfluss haben.

Das Rotwild R.E1+ ist eines der potentesten E-Bikes auf dem Markt!
Das Rotwild R.E1+ ist eines der potentesten E-Bikes auf dem Markt!

Fazit:

Zugegeben: Den Preis von 6.999 € als günstig zu bezeichnen, wäre unangebracht. Dennoch kommen wir nicht umher, dem R.E1+ ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu attestieren. Die überwiegend stimmige Ausstattung, das herausragende Handling und die hohe Verarbeitungsqualität machen das ROTWILD zu einem der besten E-Mountainbikes auf dem Markt. Wie lange es sich an der Spitze behaupten kann, wird sich zeigen: Schließlich wurden erst kürzlich einige spannende neue Räder präsentiert.

Wer noch mehr über das Rotwild E1+ FS27.5 erfahren möchte besucht: rotwild.de

Text & Bilder: Christoph Bayer


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