FLYER, Klappe die Dritte. Wir haben uns das Uproc3 ganz bewusst bis zum Schluss aufgehoben und zuerst die beiden Extreme der E-Mountainbike-Reihe des Schweizer Herstellers getestet: das 160-mm-Fully Uproc6 und das Hardtail Goroc. Denn so ist der Rahmen perfekt abgesteckt und wir können ziemlich gut herausfinden, ob das Uproc3 denn wirklich die goldene Mitte der drei Modelle ist oder eben nur ein Bike, das zwar alles ein bisschen, aber nichts so richtig kann.

Das FLYER Uproc3 in der 8.70-Ausstattungsvariante für 5.499 € ist wie seine Brüder in schlichtem Schwarz/Grau mit dezenten Farbakzenten gehalten.
Das FLYER Uproc3 in der 8.70-Ausstattungsvariante für 5.499 € ist wie seine Brüder in schlichtem Schwarz/Grau mit dezenten Farbakzenten gehalten.
Drauf losfahren, entdecken – ist das Uproc3 der universelle Weggefährte?
Drauf losfahren, entdecken – ist das Uproc3 der universelle Weggefährte?

Das Display des Bosch Performance-Motors zeigt mittlerweile 650 km. Gar nicht mal so wenig für einen Test. Der Grund ist einfach: Das FLYER Uproc3 8.70 wurde von unseren Testern gerne und dementsprechend viel gefahren. Kein Wunder, mit den 130 mm Federweg der RockShox Revelation-Federgabel sowie dem Monarch RT-Dämpfer ist es bestens für die Wälder rund um unsere Redaktion gewappnet. Auch die restliche Ausstattung lässt keine schlechte Laune aufkommen. Die Shimano XT-Schaltung funktioniert gewohnt einwandfrei und die XT-Bremse verfügt mit einer 200-mm-Scheibe vorne über ausreichend Bremskraft. Das Cockpit kann mit einem angenehm breitem Lenker (760 mm) und hochwertigen Ergon-Griffen glänzen und das Hinterteil findet bequem Platz auf einem Sattel derselben Marke. Das Uproc3 steht, genau wie das Goroc-Hardtail auf 27,5″ großen, mit Schwalbe Nobby Nic bestückten DT Swiss M1600 Spline 2-Laufrädern, deren leiser Freilauf einen bergab auch mal die Geräusche der Natur genießen lässt.

Shimano XT-Schaltwerk und -Bremsen mit dicker 200-mm-Scheibe vorne. Klasse: der nahezu unhörbare Freilauf des DT Swiss M1700-Laufradsatzes.
Shimano XT-Schaltwerk und -Bremsen mit dicker 200-mm-Scheibe vorne. Klasse: der nahezu unhörbare Freilauf des DT Swiss M1700-Laufradsatzes.
Bosch-Motor der Performance-Line mit der von FLYER selbst entwickelten, schlagfesten Abdeckung. Dank der nach oben verlegten Kettenstreben hat die Kette trotz des kleinen Blatts des Bosch-Motors keine Chance zu klappern.
Bosch-Motor der Performance-Line mit der von FLYER selbst entwickelten, schlagfesten Abdeckung. Dank der nach oben verlegten Kettenstreben hat die Kette trotz des kleinen Blatts des Bosch-Motors keine Chance zu klappern.
Der Hinterbau mit dem RockShox Monarch RT-Dämpfer funktioniert hervorragend und schluckt zuverlässig alles, was der Trail zu bieten hat.
Der Hinterbau mit dem RockShox Monarch RT-Dämpfer funktioniert hervorragend und schluckt zuverlässig alles, was der Trail zu bieten hat.
Und solange man es nicht gnadenlos übertreibt und das Uproc3 in den Gefilden seines Endurobruders Uproc6 wildern lässt, bietet die Revelation-Gabel eine ähnlich gute Performance.
Und solange man es nicht gnadenlos übertreibt und das Uproc3 in den Gefilden seines Endurobruders Uproc6 wildern lässt, bietet die Revelation-Gabel eine ähnlich gute Performance.

Auf Wald- und Schotterwegen bietet das Uproc3 viel Komfort, ohne ineffizient zu wirken. Wer will, kann zusätzlich den Dämpfer und die Federgabel blockieren. Allerdings ist das mit einem spürbaren Traktionsverlust verbunden und empfiehlt sich daher nur auf asphaltierten Anstiegen. Bergab überzeugt das Rad durch die enorme Laufruhe und vermittelt so ein großes Maß an Sicherheit und Kontrolle. Unterstützt wird dieser Eindruck durch den breiten Lenker und die standfesten Bremsen.

Mit 5.499 € ist das Uproc3 für die gebotene Ausstattung und Qualität definitiv nicht überteuert. Dennoch gibt es einen kleinen Makel: Die Teleskopsattelstütze befindet sich leider auf der Aufpreisliste – und wir haben sie dann doch sehr oft vermisst.

Wie auch beim Uproc6 befindet sich der Lagerpunkt des Hinterbaus noch vor dem hinteren Ende des Motors, wodurch die Kettenstreben kurz gehalten und dem Rad so trotz hoher Laufruhe eine gehörige Portion Agilität implantiert werden konnte. Das Uproc3 macht richtig viel Spaß und motiviert definitiv, jeden noch so kleinen Trail mitzunehmen – müsste man dafür nicht jedes Mal haltmachen, um den Sattel abzusenken.

Eine Teleskop-Sattelstütze gibt es zwar in der Aufpreisliste. Serienmäßig ist aber ein starres Modell verbaut – ein Upgrade, das wir wirklich jedem Fahrer empfehlen.
Eine Teleskop-Sattelstütze gibt es zwar in der Aufpreisliste. Serienmäßig ist aber ein starres Modell verbaut – ein Upgrade, das wir wirklich jedem Fahrer empfehlen.
Die Züge verlaufen im Inneren des Rahmens. Hier lässt sich auch das Kabel der Teleskopsattelstütze verlegen.
Die Züge verlaufen im Inneren des Rahmens. Hier lässt sich auch das Kabel der Teleskopsattelstütze verlegen.

Auch im gröberen Geläuf der Alpen hat sich das Uproc3 tapfer geschlagen. Der Hinterbau arbeitet einwandfrei, spricht feinfühlig an und stellt bereitwillig den benötigten Federweg zur Verfügung. Auch wiederholte schnelle Schläge bringen ihn so schnell nicht aus der Ruhe. Ein versierter Fahrer im schwierigen Gelände oder schwerere Personen würden sich eine etwas stärkere Progression wünschen, aber bevor das relevant wird, ist die Gabel schon früher am Limit. Denn die RockShox Revelation und die recht schmalen Reifen konnten ab und an nicht mehr so richtig mithalten und waren etwas überfordert – eine RockShox PIKE wäre hier sicher eine gute Alternative. Das ist jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau, denn wir haben das Uproc3 wirklich die fiesesten Steinfelder hinuntergejagt, in denen es eigentlich nichts mehr zu suchen hat.

Entdecker-Modus an! Das Uproc3 lässt einen auf jeden Fall nirgends im Stich.
Entdecker-Modus an! Das Uproc3 lässt einen auf jeden Fall nirgends im Stich.
Schönen Trail gefunden? Ab geht’s!
Schönen Trail gefunden? Ab geht’s!
Auf Sicht ins Unbekannte? Auch kein Problem, das Uproc3 gibt jederzeit genügend Selbstvertrauen und Sicherheit.
Auf Sicht ins Unbekannte? Auch kein Problem, das Uproc3 gibt jederzeit genügend Selbstvertrauen und Sicherheit.
Auch wenn manche Trails dann doch in einer Sackgasse enden ...
Auch wenn manche Trails dann doch in einer Sackgasse enden …
Dann halt erst einmal eine Pause und die Natur genießen.
Dann halt erst einmal eine Pause und die Natur genießen.
Und weiter geht’s!
Und weiter geht’s!

Das FLYER Uproc3 ist zusammengefasst ein Bike zum einfach Losfahren und spontan alles Machen. Egal was einem vor die Räder kommt, das Uproc3 ist dafür bereit und bietet gleichzeitig viel Komfort, Sicherheit und vor allem Spaß. Mit ihm kann man sowohl gemütlich und entspannt dahincruisen als auch genauso gut zackig und sportlich die Trails entlangjagen.

Ausstattung

Federgabel: Rock Shox Revelation
Dämpfer: Rock Shox Monarch RT
Schaltung: Shimano XT
Bremse: Shimano XT
Motor: Bosch Performance 36 V/250 Watt
Gewicht: 21 kg
Preis: 5.499 €

Fazit:

FLYER sind definitiv „on fire“! Das Uproc3 ist das absolut gelungene Verbindungsstück zwischen seinem potenten Endurobruder Uproc6 und dem straffen Hardtail Goroc. Punkten kann es genau wie diese beiden mit seiner durchdachten, hochwertigen Ausstattung und dem sicheren, soliden Fahrverhalten. Und auf die Frage, für wen und was das Uproc3 am besten geeignet ist, findet sich ehrlich gesagt nur eine Antwort: für alle und (fast) alles! Es ist komfortabel und angenehm entspannt auf Touren und kann dennoch mit Spaßpotenzial und hoher Sicherheit auf den Trails glänzen. Berufspendler werden an dem Bike genauso viel Spaß haben wie Wochenend-Trailbiker. Und wenn man ihm unbedingt etwas ankreiden möchte, dann bleibt da wirklich nur die nicht serienmäßige Teleskop-Sattelstütze. Natürlich wird, wer in den Alpen wohnt und hauptsächlich grobe Trails fährt, zum großen Bruder Uproc6 greifen und wer auf seinen Strecken minimalen Trailanteil hat, dem wird das Goroc genügen. Aber das Uproc3 stellt das perfekte universelle Mittel zwischen beiden dar. Alles in allem: drei Bikes – drei Volltreffer.

Text: Max-Philipp Schmitt Bilder: Klaus Kneist


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