Testbericht | CUBE Elite Hybrid HPC SLT 29

Sechs Herzschläge später ist mein Puls bereits auf 180. Jede Muskelfaser in meinem Körper spannt sich an. Feuchter Atem kommt stoßweise aus meinen nach Luft ringenden Lungen. Das AC/DC-Gitarrensolo klingt in meinen Ohren, dringt in meine Beine, die sich in schnellem Rhythmus mitbewegen.

» I looked round «
» And I knew there was no turning back «

Verdammt. Wo bin ich hier? Das Rockkonzert ist komplett eskaliert. Mit harmlosen 132 Schlägen pro Minute war ich gestartet. Niemals hätte ich erwartet, dass ein iPhone, ein E-Bike und ich so eine explosive Mischung ergeben könnten.

Bislang war ich der Überzeugung, dass Sicherheit und Komfort bei einem normalen E-Mountainbike stets an erster Stelle stehen sollten. Aber, nun ja: Das 6.000 € teure CUBE Elite Hybrid ist eben kein normales E-Mountainbike …

Der schicke Carbonrahmen, die edle RockShox RS-1 Upside-Down-Federgabel mit Carboncasting, SRAM’s sündhaft teure XX1-Schaltung, eine pornöse Carbonkurbel und superbissige MAGURA MT8-Scheibenbremsen mit Carbonhebeln. Dieses Bike ist nicht nur verdammt leicht und schnell, sondern versprüht auch puren Sexappeal. Das Auge fährt schließlich mit! Im Falle des CUBE Elite Hybrid auch ganz schön schnell. Denn dieses Bike ist auf maximales Gewichtstuning ausgelegt. Die schmalen 29″-Laufräder aus dem Hause DT Swiss gepaart mit leichtläufigen Schwalbe-Reifen sorgen für grandiose Beschleunigungswerte.

» Sound of the drums «
» Beatin’ in my heart «

Mit dem 250 Watt Bosch Performance Cruise-Mittelmotor geht es mit kraftvoller Unterstützung bis 25 km/h vorwärts. Auch wenn man sich zum Pendeln oder für schnelle Feierabendrunden eine 45-km/h-Version wünschen könnte, geht das leichte CUBE auch so ordentlich nach vorne. Mit einem rekordverdächtigen Gewicht von 16,9 kg erzeugt das Elite Hybrid einen wahren Geschwindigkeitsrausch und überzeugt mit einem ausgewogenen und superflinken Handling. Die 100-mm-Federgabel an der Front bügelt Unebenheiten auf jeder Forststraße oder leichten Trails souverän platt, die MAGURA MT8-Bremsen sorgen für erstklassige Verzögerungswerte – was besonders bei Geschwindigkeitsenthusiasten für Sicherheit sorgt. Denn: Wer später bremst, ist länger schnell! Und das ist mit diesen Stoppern kein Problem.

» My mind raced «
» And I thought what could I do «
» And I knew «
» There was no help, no help from you «

Wird das Gelände gröber, werden die Trails steiler und verwinkelter, sollte man sich bewusst sein, dass einem die technischen Finessen des Elite Hybrid hier nicht weiterhelfen. Die kompromisslos auf Vortrieb und Gewicht getrimmte Ausstattung eignet sich nicht für aggressive Trailfahrten. Die kleinvolumigen 2,25″-Reifen auf den schmalen Felgen, die fehlende Teleskopsattelstütze und die nicht vorhandene Federung am Heck (denn die bringt nicht nur Sicherheit bergab, sondern auch sehr viel Traktion in technischem Gelände bergauf) bieten recht wenig Komfort und Sicherheitsreserven.

» I was shakin’ at the knees «
» Could I come again please? «

Ist einem klar, wofür dieses Bike geschaffen wurde, dann gibt es kein Halten mehr. Mit
zitternden Knien beende ich meine schnelle Feierabendrunde. Meine Adern pulsieren wie das Schlagzeug-Solo des letzten Titels. Außer Atem und doch mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht. Meine Gedanken kreisen. Mein einziger Wunsch: den Replay-Button meiner AC/DC-Playlist drücken.

» Broke all the rules, played all the fools «
» Yeah, yeah, they, they, they blew our minds «

Spezifikationen:

Rahmen: HPC Twin Mold Monocoque Technology, 29 ARG
Gabel: Rock Shox RS-1
Bremsen: MAGURA MT-8

Antrieb: SRAM XX1

Preis: 5999,00 €
Gewicht: 16,9 kg

Fazit

Für 6.000 € bietet CUBE mit dem Elite Hybrid ein exzellentes E-Mountainbike mit stimmigem Gesamtkonzept und (Herz-)Rasen inklusive. Die edle Ausstattung, die schicken Details und die tadellose Fahrperformance auf weniger technischen Trails machen das Bike fast schon zum Schnäppchen (relativ!). Wir sind begeistert! Dennoch: Wer nicht nur Rock’n’Roll hören, sondern auch in rockig-technischem Gelände unterwegs sein will, sollte sich nach einem Fully mit dicken Reifen, Teleskopsattelstütze und mehr Federweg umsehen. Schließlich fährt man mit dem Formel-1-Ferrari ja auch keine Straßenrallye – auch wenn man dort AC/DC hören kann.

Mehr Informationen gibt es unter cube.eu.

Text: Robin Schmitt Bilder: Christoph Bayer

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