Bayern – das sind doch die, die immer Lederhosen tragen, massig Bier trinken und Schnitzel essen, oder? Vorurteile gegen Bayern gibt es viele, Ex-Freeride-Profi Andi Wittmann wollte dem Wahl-Kalifornier Richie Schley aber beweisen, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt – mit dem E-Mountainbike.

Bis vor Kurzem war für Andi Wittmann kein Sprung zu groß, kein Trail zu steil, kein Drop zu hoch, dann änderte sich nach einem Sturz für ihn alles. Er brach sich beide Füße im Rahmen einer Dirtjump-Show. Stürzte aus fünf Metern Höhe ungebremst auf den Boden. Ein Jahr später sitzt er wieder auf dem Bike, einem E-Mountainbike, und erkundet damit seine Heimat von einer ganz anderen Seite. Bei dieser Tour hat er Begleitung von Richie Schley, einem kanadischen Prorider, der ebenfalls schon auf unzähligen Covern war, mehr als die halbe Welt bereist hat und seit einigen Jahren in seiner Wahlheimat Kalifornien lebt. Bevor es für Richie zu einem Termin nach Norddeutschland geht, hat er noch ein paar Stunden Zeit. Genug, um mit Andi eine entspannte Tour zu unternehmen und bei grandioser Kulisse Mittag zu essen.

Das Gebiet rund um die Kampenwand ist ein riesiger Abenteuerspielplatz.

Jahrelang haben die beiden Profis Berge vor allem mit Shuttles und Bergbahnen erklommen. Im Fokus stand immer die Abfahrt. Jetzt treten sie auch bergauf in die Pedale – und haben dabei auch noch Spaß! Der Reitweg, der sich vom beschaulichen Bergort Aschau im Chiemgau zur Kampenwand hinaufzieht, ist mit dem E-Mountainbike ein echter Spaßtrail. Mit bis zu 18 km/h fliegt man förmlich über den Kalkstein-Pfad und wird erst von einer engen Spitzkehre gebremst. Sie zu meistern ist die Challenge. Hier zählen für die Jungs nicht dicke Eier wie in der Vergangenheit, sondern viel Gefühl und die Wahl der richtigen Unterstützungsstufe. Andi und Richie sind über die Phase hinaus, in der sie sich beweisen müssen und in der nur die Action zählt. Im Freeride-Rausch des „Schneller, Größer, Weiter“ haben sie fast verlernt, wie schön es sein kann, einfach nur ein paar Stunden lang die Natur zu genießen.

Was das Chiemgau von vielen anderen bayerischen Voralpenregionen unterscheidet, ist die extrem hohe Dichte an Almen und Berggasthöfen. Bereits nach wenigen Hundert Höhenmetern kann man sich an der Kampenwand auf kulinarische Entdeckungstour begeben. Highlights sind dabei die Maisalm, die an lauen Sommerabenden auch zum BBQ einlädt, ebenso wie die Gori-Alm, auf der sich der charmante Hüttenwirt Paul nicht nur um das Wohl seiner Gäste, sondern auch um das seiner Tiere kümmert. Alles dort verkaufte Fleisch kommt aus eigener Haltung – voll bio, voll regional, voll geil und deshalb der perfekte Ort für die geplante Mittagspause.

Brotzeit ist die schönste Zeit!

Weil die Gori-Alm auf halber Höhe liegt, gibt es von hier aus einige Möglichkeiten für die weitere Tourenplanung: weiter bergauf Richtung Bergstation oder Steinlingalm, oder zurück Richtung Tal über einen der Trails. Andi und Richie entscheiden sich erst für das eine, dann für das andere – geht ja dank E-Mountainbike ruckzuck. Wer gerne eine längere Tour unternehmen möchte, dem bieten sich in der Region ebenfalls unzählige Möglichkeiten. Eine große Auswahl an Routen, vor allem auf Forststraßen, findet man auf dem Portal Outdooractive. Wer es gern etwas anspruchsvoller mag, orientiert sich anhand einer Wanderkarte.

Bayerische Awesomeness! Grüne Wiesen, blauer Himmel, grauer Fels.

Nach dem schnellen Schnappschuss von einer Kuh und einem Panoramabild vom Chiemsee nehmen die beiden die letzten Tiefenmeter in Angriff. Statt über Bergwiesen geht es nun unterhalb der Baumgrenze weiter. Der zum Teil etwas ausgesetzte und ausgespülte Trail hat es ganz schön in sich – genau das Richtige für die beiden Profis. „Yeah, that was awesome“, sagt Richie zum Abschluss, bevor er in seinen SUV steigt und sich auf die Autobahn begibt. Ohne Tempolimit geht es für ihn Richtung Norden. Das sorgt zwar je nach Geschwindigkeit auch für Adrenalin, macht aber, wenn wir ehrlich sind, nicht halb so viel Spaß wie E-Mountainbiken.


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