Dass es Fahrräder mit elektronischer Unterstützung gibt, hat sich inzwischen rumgesprochen. Dass es aber auch vollgefederte Mountainbikes mit Elektromotor gibt, ist hingegen bisher noch nicht so bekannt. Und hier scheiden sich auch die Geister. Gut oder schlecht, notwendig oder nicht, cool, modern und trendy oder einfach nur peinlich? Es gibt viele Meinungen aber was ist nun Tatsache und was Gerücht?

Haibike Hardtail eQ Xduro FS 26 RC Test Erfahrungsbericht_-2

Etwa 12 Jahre war ich alt, als ich anfing regelmäßig mit Freunden Mountainbike zu fahren. Nach nur wenigen Wochen war ich vom Virus infiziert und saß nun täglich auf meinem Bike. Immer längere Touren und extremere Trails wurden gefahren. Auch dem Bereich Mountainbike Trial waren meine Freunde und ich nicht abgeneigt und wir übten fleißig Tricks wie Stoppie, Bunny hop und co. Das dabei gewonnene Gefühl für das Sportgerät kamen uns auch in den anderen Disziplinen zugute. Nach etwa sieben Jahren in denen wir nahezu 365 Tage im Jahr auf dem Bike saßen lebte sich die Bike-Clique auseinander und da alleine fahren nur halb so viel Spaß macht, hatte mein GT Timberline FS recht bald ausgedient und verstaubte in der Garage. Andere Hobbys ersetzten das Biken und mit der Zeit wurde ich immer mehr zur Couchpotatoe…

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Es heisst „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“. Das scheint nicht nur bei zwischenmenschlichen Bekanntschaften der Fall zu sein, sondern auch bei einer alten Liebe. 2011 – Das Jahr in dem ich begann als freier Grafikdesigner für die Jungs von
41 Publishing feine Magazine zu gestalten. Ab sofort war ich wieder täglich von dem Thema Mountainbike umgeben. Etwa zehn Jahre hatte ich mich nicht mehr damit beschäftigt. So richtig konnte der Funke nicht überspringen. Ich hatte Spaß am Gestalten der Magazine, aber dennoch fiel es mir schwer mich wieder mit dem Sport zu identifizieren und zu dem alten „Biken macht Laune-Gefühl“ zurück zu kehren.

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Das sollte sich ändern als ich das HAIBIKE eQ Xduro SL 26″ zum Testen bekam. Insgeheim dachte ich, es würde eh nur bei mir im Keller verstauben, da ich noch die ganzen Quälereien im Kopf hatte die der ENDURO-Sport so mit sich bringt. Doch weit gefehlt. Ich war positiv überrascht wie viel Spaß mir das Fahren mit diesem Bike macht. Sein, im Verhältnis zu einem konventionellen Mountainbike, doch sehr hohes Gewicht von 21,3 Kilo merkt man nicht wirklich. Es wird von einem Bosch Mittelmotor Classic+ mit 36 Volt und 250 Watt angetrieben. Damit ist man ausreichend motorisiert um mit wenig Kraftaufwand auch sehr steile Passagen ohne in den Stand gehen zu müssen hoch zu kommen. Natürlich nur gemäß dem Fall man stellt auf dem Bosch Intuvia Multifunktionsdisplay mit Bedienelement am linken Lenker die volle Kraftunterstützung ein. Denn diese kann beliebig variiert werden von „OFF“, wo das eMountainbike mit reiner Muskelkraft bewegt wird (Was bei dem bereits angesprochenen Gewicht nur bei Geradeaus- und Abwärtspassagen zu empfehlen ist), über „ECO“, „TOUR“, „SPORT“ und TURBO“, ist der Motor zuschaltbar. In der höchsten Stufe unterstützt der Motor mit voller Leistung bis 25 km/h.

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Dennoch ist hier zu beachten, dass auch der beste Akku nicht ewig hält. So ist bei längeren Touren haushalten angesagt. Wer die ganze Zeit auf voller Unterstützung fährt wird sich dabei erwischen wie er alle 30 Sekunden auf die Batterieanzeige schaut und hofft, dass der Ladebalken sich nicht weiter minimiert hat. So hält ein voller Akku selbst im permanenten TURBO-Modus eine Strecke von ca. 40 bis 50 Kilometer durch. Ist er dann gänzlich leer gefahren, braucht es mit dem mitgelieferten Ladegerät ca 2-3 Stunden um wieder eine volle Ladeanzeige zu haben. Den Ladestatus sieht man mit Hilfe von kleinen LED-Lichtern an der Seite des Akkus.

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Von langjährigen, eingefleischten Mountainbikern bekommt man hier überraschend viel negative Resonanz. So ein Hilfsmotor sei was für Rentner, es würde dem Biken die Seele rauben und es wäre so doch gar nicht mehr anstrengend und bei dem Gewicht auch kein normales Fahren mehr möglich. Nun hierzu kann ich nur sagen: Weit gefehlt liebe Leute. Meine kräftiger gewordenen Oberschenkel sprechen da eine ganz andere Sprache. Denn auch ein eMountainbike ist kein Motorrad und es bedarf Muskelschmalz um es nach vorne zu bewegen. Und dank der kompakten Form des Akkus und des gut ausbalancierten Schwerpunkts, kann man das Haibike eQ Xduro FS SL 26″ wie ein herkömmliches Mountainbike durch die anspruchsvollsten Strecken zirkeln.

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Das Haibike ist ein vollwertiges Fully und mit seinem Fox Float CTD BV LV Dämpfer und einer Rock Shox Recon Silver Air Gabel mit 120mm Federweg will es oft und gerne die Trails heruntergejagt werden.

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Als Resume nach nun knapp 500 Kilometern Testfahrt kann ich sagen, dass sich das HAIBIKE sehr hochwertig anfühlt. Alles wirkt solide und gut durchdacht. Das Shimano SLX M 675 Shadow Plus zickt nur selten und man schaltet bei Bedarf seine 10 Gänge mit nur wenigen Aussetzern flüssig durch. Davon könnte es allerdings ein wenig mehr geben. Denn wer im zehnten Gang schneller als 35 km/h fahren will, muss ziemlich schnell treten um das Tempo zu halten. Im Großen und Ganzen haben die eMountainbikes durchaus ihre Daseinsberechtigung. Als Neu- oder Wiedereinsteiger ist der Griff zu einem guten, elektrisch unterstützten Mountainbike wie dem HAIBIKE eQ Xduro FS SL 26″ sicherlich nicht die verkehrte Wahl. Aber auch für Leute die das Bergab lieber mögen als das Bergauf, ist dies sicherlich eine Überlegung wert.

Text: Christian Lämmle | Fotos: Christian Lämmle / Robin Schmitt


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