Wenn der Schlauch mal ein spontanes Update braucht, der Speichenmagnet 404 anzeigt oder die Kette disconnected, dann brauchen selbst die Fahrer der smartesten E-MTBs ein bisschen Nachhilfe in Sachen Outdoor Workshop. Diese Tipps solltet ihr kennen, bevor es auf Tour geht.

Klar, das E-Mountainbike trägt euch ohne Probleme höher, schneller und weiter. Aber das Uphill-Pedalieren im Chuck-Norris-Mode macht den Komponenten hart zu schaffen. Mit anderen Worten: Gerade E-MTBs sind noch häufig prädestiniert für Pannen und Defekte – aber halb so wild. Hier ein paar Tipps, um die 5 häufigsten Pannen auch in der Wildnis zu beheben.

Erste wichtige Voraussetzung für die Trail-Side-Repair ist definitiv das richtige Multitool. Alle relevanten Inbus- und Torx-Schlüssel sowie ein Kettennietendrücker gehören ins Sortiment! Hier können wir das Crank Brothers F15 empfehlen. Was noch ins Tourengepäck gehört, erfahrt ihr im Folgenden.

Das muss mit!

Ohne diese Ersatzteile solltet ihr nicht auf Tour starten:

  • Multitool
  • Kettenschloss
  • Ersatzschlauch
  • Schaltauge
  • Speichenmagnet
  • Luftpumpe
  • ggf. Reifen-Plug
  • ggf. Co2 Kartusche (25g)
  • ggf. Reifenflicken

1. Platter Reifen

Der Klassiker überhaupt: Ihr denkt nichts Böses und plötzlich ist der Reifen platt! Gerade beim E-Mountainbike tritt diese Panne aufgrund des hohen Gewichts häufig auf.
Jetzt gibt es vier Möglichkeiten, um das Bike wieder fit zu machen: Flicken, neuer Schlauch, Reifen-Plug oder die Rambo-Methode. Die einfachste und schnellste Übergangslösung ist sicher der Reifen-Plug, er funktioniert aber nur bei Tubeless. Dazu stopft ihr einfach das Loch mithilfe des Plugs und hofft, dass die Dichtmilch ihren Job erfüllt.

Zweite Möglichkeit: der Ersatzschlauch. Mit Sicherheit die nachhaltigste Variante. Achtet nur darauf, dass ihr nicht den extraleichten Marathonschlauch einpackt – sonst könnte es sein, dass der gleich bei der nächsten Wurzel wieder schlappmacht. Und wer nicht gerade seine Müsliriegel und Bananen für 5 Schläuche opfern will, sollte immer zusätzlich eine Packung Flicken an Bord haben.

Der gute alte Flicken ist die günstigste und umweltfreundlichste Methode, um wieder Druck auf den Reifen zu kriegen. Das Prozedere kennt ihr sicher: die Stelle ums Loch aufrauen, Vulkanisierungsgel auftragen, kurz warten, Flicken drauf und fertig. In 8 min kann’s weitergehen.

Letzte Hoffnung für alle, die auf den nächsten 50 km keinen Flicken, keinen Reifen-Plug und keinen Schlauch auftreiben können: einen Knoten machen! Ja, einfach den Schlauch an der Stelle mit dem Loch zerschneiden und wieder zusammenknoten. Für die nächsten paar Kilometer wird’s schon noch reichen.

Die Gefahr von Platten sinkt bei tubeless montierten Reifen deutlich, ein absolut sinnvolles Upgrade! So montiert ihr eure Reifen am E-Mountainbike tubeless

2. Kettenriss

Uuuuh … böses Foul. Wer auf einen Kettenriss nicht gut vorbereitet ist, kann direkt nach Hause laufen. Dabei sind die Ersatzteile, die man für dieses kleine Malheur dabeihaben muss, winzig. Das Kettenschloss ist die schnellste, einfachste und sauberste Methode. Ihr kriegt es schon für ein paar Euro und es kann ohne großen Aufwand zwei Kettenglieder miteinander verbinden. Achtet nur darauf, dass dieses Schloss auch auf eure Kette passt, 8-fach, 11-fach und so weiter.

So montiert ihr ein Kettenschloss

  • defektes Kettenglied mit Kettennieter entfernen
  • Kettenschloss einsetzen (Laufrichtung beachten)
  • vorsichtig die Kettenlänge bei leichten Gängen überprüfen
  • ggf. Schaltwerksanschlag hineindrehen, um einen Defekt zu verhindern

3. Schaltauge verbogen/Schaltwerk kaputt

Auf Tour ist es auch ein mieser Fail, wenn das Schaltwerk den Geist aufgibt. Anzeichen dafür? Rattern, die Gänge gehen nicht mehr, die Kette springt. Was ist passiert? Meistens hat sich das Schaltauge bei einem Sturz oder bei Steinkontakt leicht verbogen oder ist sogar gebrochen. Das Beste, was einem da passieren kann, ist ein passendes Ersatzschaltauge im Rucksack. Das neue Auge lässt sich mit zwei bis drei Inbusschrauben ganz easy montieren. Weiter geht’s!

Jetzt der Advanced-Tipp, falls das Ersatzschaltauge zu Hause auf der Werkbank liegt: Schaltwerk komplett abbauen, Kette kürzen und auf Singlespeed umschalten. Im Prinzip geht es darum, die Kette so weit zu kürzen, dass sie ohne Schaltauge zwischen Kettenblatt und Ritzel einen stabilen Lauf hat. Damit die Kette nicht unnötig hin- und herflattert oder gar reißt, muss der Hinterbau ruhiggestellt werden. Der Dämpfer-Lockout und sehr viel Luft im Dämpfer sind die Lösung. So verändert sich der Abstand zwischen Ritzel und Kettenblatt nicht mehr. Krasse Trails kann man damit auf jeden Fall knicken, aber es reicht für einen vorsichtigen Ride, um aus der Patsche zu kommen.

So demontierst du dein Schaltwerk:

  • Kette am Kettenschloss öffnen/ggf. aufnieten
  • Schaltzug entfernen, Schaltwerk abschrauben
  • Fahrwerk verhärten/aufpumpen
  • Kette mit gerader Kettenlinie auflegen
  • überschüssige Kettenglieder entfernen
  • Kette mit Kettenschloss wieder verschließen

4. Speichenmagnet weg

Kleines Teil, große Wirkung. Damit ihr nicht den Waldboden auf den letzten 100 m absuchen müsst, empfiehlt es sich, auf JEDER Tour einen Ersatzspeichenmagneten dabeizuhaben. Die Montage ist denkbar einfach. Neuen Magnet mit geringem Abstand zum Sender an eine Außenspeiche schrauben. Im Idealfall war auch der alte Magnet nur leicht verdreht.

5. Verglaste Bremsbeläge

„Höher, schneller, weiter“ heißt auch: mehr bremsen. Und wenn bei der enormen Hitze die Beläge irgendwann verglasen, muss auch hier schnell gehandelt werden. Einfach die Beläge ausbauen (vorher checken, ob sie noch heiß sind!) und die Glasschicht mit etwas Rauem an- bzw. wegschmirgeln. Z. B. mit der Schotterstraße oder dem Schmirgelpapier aus der Flickenschachtel.

Auf geht’s! Mit diesen 5 Tipps, den richtigen Tools und den passenden Ersatzteilen an Bord seid ihr bestens gerüstet für die nächste große Tour. Und damit es auch eine richtige Höher-Schneller-Weiter-Tour wird, haben wir für euch hier auch noch 11 Tipps zusammengestellt, mit denen ihr die Akku-Reichweite erhöhen könnt.


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Words: Sven Günzel Photos: Christoph Bayer