Die E-Mountainbike-Szene steckt noch in ihren Kinderschuhen, das ist jedoch kein Grund, keine Verantwortung zu übernehmen. Eine Story über kindlichen Enthusiasmus, spießige Verantwortung und nasse Höschen.

Kein Tuning mehr? „Langweilige Spießer“ werden einige von euch jetzt sicherlich denken. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir absolut nicht die Typen für Moralapostel-Vorträge sind. Wir meinen es lieber gleich ernst:

„Brichst du Gesetz, bricht dir Polizei die Beine. Ich wähl 110, dann lernst du, was ich meine.“

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Jan Böhmermann mag mit dieser Zeile aus „Ich hab Polizei“ zwar etwas anderes gemeint haben, aber Recht hat er dennoch: Wir (E-)Mountainbiker tragen eine große Verantwortung und sollten uns an bestimmte Regeln halten. Alles andere könnte uns das Genick brechen – und zwar nicht auf dem Trail.
Das gilt für die Industrie-Insider genauso wie für Rennpiloten und Hinz und Kunz. Es folgen die Brennpunkte, die zu einem ernsthaften Problem unserer Szene werden könnten.

1.Tuning

Geschwindigkeit und Tuning reizen jeden Menschen und die Verlockung ist groß, das eigene E-Bike etwas schneller zu machen. Dennoch zeigen die aktuellen Entwicklungen und hitzigen Diskussionen, dass wir die Finger von jeglichem Motor-Tuning am E-Mountainbike lassen sollten. Zumindest dann, wenn wir E-Mountainbikes auch in Zukunft noch legal genießen wollen.

Die Gefahren liegen auf der Hand: Höhere Geschwindigkeit bedeutet höhere Gefahren auf dem Trail.

Unberechenbares Risiko: Wer insbesondere im Wald auf Singletrails und Forstwegen deutlich schneller unterwegs ist als andere Radfahrer, wird zum unberechenbaren Risiko, wenn andere Waldnutzer die Geschwindigkeit des modifizierten Fahrzeugs nicht mehr einschätzen können. Das birgt Konfliktpotenzial auf persönlicher sowie rechtlicher Ebene, sobald Behörden und Politik von dem flächendeckenden Problem Wind bekommen.

Garantie-Verlust: E-Mountainbikes sind nicht bloß Mountainbikes mit Motoren, sondern nach Gesetzeslage Fahrzeuge. Wer seinen Motor tunt, wird selbst zum Hersteller und damit erlischt die Garantie des eigenen Bikes sowie – noch viel dramatischer – der Versicherungsschutz im Schadensfall.

Nein, mit dieser Ausgabe wollen wir nicht den Teufel an die Wand malen, aber weltweit sorgen E-Mountainbikes nicht nur für das Florieren der Branche, sondern stellen auch ein extrem sensibles Thema dar, das vor allem eines braucht: Akzeptanz. Und für Akzeptanz muss man Vorurteile abbauen und sich an Regeln halten.

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2. Regeln und Trailknigge

Dazu gehören das Einhalten des Trail-Knigges und ein rücksichtsvolles Benehmen gegenüber anderen Wegenutzern und der Natur. Auch deshalb, weil immer mehr Radfahrer auf den Trails unterwegs sind. Statt dem Ego freien Lauf zu lassen, sollte man höflich sein und überlegen, was (E-)Mountainbiker in einem guten Licht darstellt. Fahrt immer auf Sicht und gewährt Fußgängern und Wanderern Vorrang!

3. Verantwortung und das richtige Produkt

45 km/h schnelle oder noch schnellere E-Mountainbikes mögen sich gut verkaufen. Aber klar ist auch, dass nicht jeder Käufer dem Hinweis folgt, „man möge nur auf Privatgelände oder im Straßenverkehr mit Zulassung“ mit diesen Bikes fahren. Als nachhaltig agierender Hersteller sollte man sich überlegen, was der Kunde tatsächlich mit dem Produkt machen wird und was das wiederum für Auswirkungen auf die Branche hat. Kommt es zu generellen Verboten wegen Tuning oder Speed-Pedelecs auf Trails, sinkt der Umsatz genauso wie das Interesse, überhaupt noch zu „E-Mountainbiken“ – denn wer will schon illegal unterwegs sein?

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Aus diesen Kinderschuhen sollten wir mittlerweile herausgewachsen sein. Schließlich hat jeder, der sich auf ein E-Mountainbike setzt, eine größere Verantwortung gegenüber sich und seinen Mitmenschen. Die Herausforderung liegt nun darin, das richtige Maß an Verantwortung in diesem „Spaßbereich“ zu finden. Ansonsten ruft jemand tatsächlich noch unsere Freunde mit den drei Nummern und es folgt nach langen Diskussionen in der Politik die Überregulierung des Segments. Und dann heißt es in Zukunft:

„Du hast ein Problem?
Ich hab Polizei.
Du hast nasses Höschen, ich hab Polizei.
Brichst du Gesetz, nimmt dir Polizei das Bike.
Lässt du getuntes E-Bike von der Leine,
Ich wähl 110, dann lernst du was ich meine.“

(freie Interpretation nach Jan Böhmermann)


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Words: Robin Schmitt Photos: Noah Haxel

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.