„Das NDURO Pro setzt neue Maßstäbe in der gesamten E-Mountainbike-Industrie. Ästhetik, Design, German Engineering und Funktion wurden hier zur Spitze getrieben. […] Wir sind begeistert!“ Dieses Fazit hatten wir 2013 nach dem weltweit ersten Test des Haibike XDURO NDURO Pro gezogen. Mittlerweile sind über zwei Jahre vergangen und das Rad erhielt sein erstes Update.

Haibike XDURO NDURO Pro 2016 | Gewicht: 22,1 kg | Preis: 6.999 €
Haibike XDURO NDURO Pro 2016 | Gewicht: 22,1 kg | Preis: 6.999 €

Kein anderes Bike hat die Entwicklung der E-Mountainbikes so stark beeinflusst wie das Haibike XDURO NDURO 26 2014. Nicht nur für uns war es ein Augenöffner, als wir im Herbst 2013 das Bike im Rahmen des Design & Innovation Award exklusiv testen konnten. Nein, es war eine Revolution für die gesamte Bike-Industrie, die in den Folgejahren allmählich das Potenzial der E-Mountainbikes erkannte und seitdem mit zahlreichen Neu-Entwicklungen, Innovationen und unterschiedlichsten Antriebs-Konzepten den Markt belebt. Kurz: In den letzten zwei Jahren hat sich einiges getan. Und genau an diesem Punkt stellt sich die Frage: Wie gut und zeitgemäß ist das Haibike XDURO NDURO 2016?

Haibike XDURO NDURO Pro on the trails

Ehre, wem Ehre gebührt: Das Haibike XDURO NDURO hat den Weg für moderne E-Mountainbikes bereitet und auch unsere redaktionelle Ausrichtung grundlegend beeinflusst. So haben wir kurz nach dem Test im Jahre 2013 unser Logo überarbeitet und das Magazin deutlich trailorientierter ausgerichtet.

Haibike XDURO NDURO Pro action shot

Im traditionellen Mountainbike-Segment haben sich, insbesondere durch die Erkenntnisse aus dem Enduro-Mountainbike-Rennsport, die Geometrien und Technologien in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Eine Entwicklung, die sich teilweise auch im E-Mountainbike-Bereich abgezeichnet hat.

Haibike XDURO NDURO Pro action shot 2

Entsprechend kommt das neue NDURO Pro mit einigen Updates. Optisch fällt Kennern die bessere Akku-Integration (Step-in Battery Concept) auf sowie die Tatsache, dass das Bike nun auf 27,5″-Laufrädern rollt.

Länger, flacher und aggressiver – drei Attribute, welche die Geometrie des neuen Haibike treffend beschreiben: So ist im Vergleich zum Vorgängermodell bei unserem Testbike in Rahmengröße Medium (45 cm) das Oberrohr 10 mm und der Radstand 18 mm länger geworden, was die Laufruhe insbesondere bei Highspeed erhöhen soll. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass das 27,5″ große Laufrad im Hinterbau mehr Rahmenfreiheit benötigt. So wurden die Kettenstreben um 7 mm länger und sind nun insgesamt 460 mm lang. Damit sind sie immer noch sehr kompakt und erlauben eine gute Agilität. Zudem ist das Steuerrohr 20 mm kürzer geworden, um die durch das 27,5″-Vorderrad erhöhte Front zu nivellieren. Darüber hinaus wurde der Sitzwinkel um 0,5° steiler.

Haibike XDURO NDURO Pro cable routing

Bei der Ausstattung gibt es auch einige wichtige und interessante Updates. Der größte Unterschied findet sich beim Antrieb. Der neue Bosch Performance CX-Mittelmotor ist das Maß der Dinge. Dass Haibike obendrein serienmäßig nun einen 500-Wh-Akku statt 400-Wh-Akku verbaut, sorgt für noch längeren Fahrspaß, auch wenn dies einer der Faktoren ist, der den Preis des 2016er Modells um 500 € auf 6,999 € erhöht.

Haibike XDURO NDURO Pro chain guide

Bissig und standfest sind die verbauten hydraulischen MAGURA MT 7-Scheibenbremsen, welche die Avid X.0 Trail des Vorgänger-Modells ersetzen. Beim Fahrwerk setzt der Schweinfurter Hersteller an der Front weiterhin auf eine FOX 36-Federgabel mit 180 mm Federweg, allerdings nicht mehr auf das Talas-Modell mit Absenkfunktion, sondern auf die FLOAT-Factory-Version, die durch ihren weniger komplexen Aufbau eine bessere Performance liefert. Am Heck verbaut Haibike nun einen potenten RockShox Vivid Air R2C-Dämpfer, der sogar im Downhill-Worldcup zum Einsatz kommt und ebenfalls 180 mm Federweg bereitstellt.

Haibike XDURO NDURO Pro rear suspension Fox 36 on the Haibike XDURO NDURO Pro Magura MT7 on the Haibike XDURO NDURO Pro

Wer die Geometrie an seinen Fahrstil anpassen möchte, kann über das Cane Creek-Angleset den Lenkwinkel um +/- 1° verstellen (Winkelversatz im Lieferumfang enthalten). Für den Traileinsatz ist die Standard-Einstellung unserer Meinung nach optimal.

Federgabel: Fox 36 Float Factory, 180mm
Dämpfer: Rock Shox Vivid Air R2C
Motor: Bosch Performance CX
Batterie: Bosch Power Pack 500
Bremsen: Shimano MT7 203/180
Schaltung: Shimano X01
Sattelstütze: Kind Shox LEV-DX
Vorbau: Thomson Elite X4
Lenker: Thomson Downhill Alu
Reifen: Mavic Crossmax Quest, 27,5×2,4″
Laufräder: Mavic Crossmax XL Pro LTD
Gewicht/Größe: 22,1 kg / Größe M
Preis: 6.999 €

Der Fahreindruck

Im Vergleich zum Vorgänger-Modell sitzt man merklich sportlicher auf dem Bike. Kombiniert mit dem satten wie schluckfreudigen Fahrwerk und dem breiten Cockpit kann man es bergab damit ordentlich knallen lassen und es bietet große Reserven für den normalen Anwendungsgebrauch. Der recht hohe Overstand verringert jedoch das subjektive Sicherheitsgefühl, insgesamt fühlt sich der Fahrer damit eher über dem Bike als in das Bike integriert. So wirkt das Handling – bei aktiver Fahrweise – nicht 100 % souverän.

Haibike XDURO NDURO Pro on the trails

Wie sagt man so schön: Power ist nichts ohne Kontrolle. Ersteres liefert der kraftvolle Bosch Performance CX-Motor zur Genüge. Doch leider schafft es die optisch brillante, aber sehr spezielle Mavic Crossmax XL Pro LTD Laufrad-Reifenkombination nicht, diese Power voll auf den Trail zu bekommen. Insbesondere der schmal profilierte Hinterradreifen wird im Matsch, in losem Geröll oder bei steilen Anstiegen zum limitierenden Faktor. Zudem würde ein Laufradsatz mit breiteren Felgen für ein stabileres Fahrverhalten sorgen. Lediglich auf staubtrockenen mediterranen Strecken mit hartem Untergrund weiß der Reifen zu überzeugen. Das Fahrwerk hingegen ist erste Sahne und lässt sich – entsprechendes Know-how vorausgesetzt – optimal auf jegliche Streckenkonditionen anpassen. Die 180 mm Federweg spürt man dem Bike im Uphill kaum an, auch im direkten Vergleich zu E-Mountainbikes mit weniger Federweg. Schließlich relativiert und kompensiert der Motor geringe Effizienz-Unterschiede. Dank der überarbeiteten Front bringt man mehr Druck auf das Cockpit, sodass das Vorderrad auch bei steilen Anstiegen den Kontakt zum Boden hält und nicht steigt.

Haibike XDURO NDURO Pro cockpit

Auch die übrige Ausstattung überzeugt mit tadelloser Performance. Ein Lob gilt den bissigen wie standfesten MAGURA MT 7-Bremsen, die jeder Tester als wahren Bremsanker beschreiben würde.

Geometrie des Haibike XDURO NDURO PRO

Größe 43cm 45cm 47cm 49mm
Lenkwinkel 65.5 ° 65.5 ° 65.5 ° 65.5 °
Sitzwinkel 73 ° 73 ° 73 ° 73 °
Oberrohrlänge 560 mm 585 mm 610 mm 635 mm
Steuerrohrlänge 115 mm 120 mm 125 mm 130 mm
BB Drop 15 mm 15 mm 15 mm 15 mm
Kettenstrebenlänge 460 mm 460 mm 460 mm 460 mm
Radstand 1163 mm 1189 mm 1215 mm 1240 mm
Stack 605 mm 609 mm 614 mm 618 mm
Reach 375 mm 399 mm 422 mm 446 mm

Fazit

Nach wie vor ist das Haibike XDURO NDURO Pro ein beeindruckendes Bike, das durch die Geometrie-Updates eine wichtige Modellpflege erhalten hat. Von 500 Testkilometern auf Trails und in Bikeparks in ganz Europa zeigte es sich ziemlich unbeeindruckt.

Dennoch muss der ePerformance-Pionier Haibike weitere wichtige Maßnahmen durchführen, um mit der rasanten Entwicklung des Marktes mit zahlreichen neuen Playern und Technologien Schritt zu halten. Mit dem Haibike Design Center Munich haben die Schweinfurter einen wichtigen Schritt in die Zukunft unternommen, um gemeinsam mit dem Entwicklungsteam Themen wie Plus-Reifen, Digitalisierung, Geometrie-Optimierung sowie Integration voranzutreiben. Und hoffentlich auch die riesige, teils Verwirrung stiftende Modellpalette reduzieren. Denn das XDURO NDURO Pro 2016 zeigt, dass 180 mm Federweg – dank Motor und entsprechender Geometrie – keine Abstriche in der Uphillperformance bedeuten müssen.

Mehr Infos zum Bike erhaltet ihr auf der Haibike Website

Text: Robin Schmitt Bilder: Christoph Bayer


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.