Während 29″-Laufräder den unmotorisierten Mountainbike-Markt gerade ordentlich aufmischen, sind sie bei E-MTBs noch eine echte Rarität. Mit dem Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano bekommt der exklusive Club der potenten 29er E-MTBs jetzt einen spannenden Neuzugang. Doch das Bike hat außer den großen Laufrädern noch einiges mehr zu bieten.
Der 10-fache Downhill-Weltmeister Nicolas Vouilloz ist inzwischen Projektleiter für Forschung und Entwicklung bei Lapierre und so ist es wenig verwunderlich, dass die neuen E-MTBs eng an die unmotorisierten Lapierre-Modelle angelehnt sind. Die Ziele bei der Entwicklung des neuen Lapierre E-MTBs waren klar gesteckt, das Bike sollte über einen integrierten Akku verfügen und trotzdem die bekannte Overvolt-DNA behalten. Herausgekommen ist das Overvolt AMi Shimano, ein komplett neu entwickeltes E-MTB mit einigen sehr interessanten Besonderheiten. Das neue Bike gibt es in zwei Versionen, mit 160 mm Federweg und 27,5+ Laufrädern und mit 140 mm und 29″-Rädern, wir haben uns Letztere genauer angeschaut.
Das Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano im Detail
Das auffälligste Merkmal des neuen Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano sind ohne Zweifel die 29″-Laufräder. Bei unmotorisierten Mountainbikes sind die großen Laufräder aktuell in aller Munde, 29er E-Mountainbikes mit viel Federweg gibt es bisher jedoch kaum. Die Vorteile liegen auf der Hand: 29″-Laufräder rollen leichter über Hindernisse und halten die Geschwindigkeit besser als kleinere Räder – Eigenschaften, die auch einem E-Mountainbiker in die Karten spielen. Mit griffigen Reifen zwischen 2,4″ und 2,6″ ist der Grip dabei kaum weniger als mit fetten 2,8″-Schlappen auf 27,5″.
Die zweite Besonderheit ist der integrierte 500-Wh-Akku mit Snake Power Technology. Anders als bei herkömmlichen Akkus sind die Zellen nicht in einem einzelnen Gehäuse, sondern auf 6 kleinere Blöcke verteilt, die mit flexiblen Gelenken verbunden sind. Das ermöglicht ein steiferes Unterrohr mit einer 70 % kleineren Öffnung im Vergleich zum integrierten Shimano-Akku. Der Akku ist zudem 20 % kleiner als die Shimano-Lösung, trotz gleicher Kapazität. Der Akku kann sowohl einzeln als auch über eine Ladebuchse am Bike geladen werden.
Im Gegensatz zum bekannten OST+ Hinterbau setzt Lapierre beim Overvolt AMi 29 Shimano auf einen neuen Vier-Gelenk-Hinterbau mit tief sitzendem Dämpfer. Das soll nicht nur den Schwerpunkt senken, sondern das Fahrwerk auch besser von Bremseinflüssen entkoppeln. Eine völlig neue Kinematik soll zudem für eine bessere Gewichtsverteilung sorgen und ein sattes und aktives Federungsverhalten ermöglichen. Angenehmer Nebeneffekt des integrierten Akkus: Der Hauptrahmen bietet Platz für einen Flaschenhalter. Die Ausstattung und Lackierung sind noch nicht 100% Serie, bei unserem Testbike handelt es sich noch um einen Prototypen.
Geometrie des Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano
Auch in Sachen Geometrie ist das Overvolt AMi 29 Shimano von Lapierres unmotorisierten Mountainbikes inspiriert. Der Shimano-Motor ermöglichte es den Entwicklern, die Kettenstrebenlänge trotz der großen 29″-Laufräder auf relativ kurzen 460 mm zu halten. Die restliche Geometrie entspricht weitestgehend den gängigen Werten eines modernen 29er-Trailbikes, der Lenkwinkel fällt mit 67° nicht übermäßig flach aus, der Sitzwinkel befindet sich mit 75,5° am steileren Ende des Spektrums.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 400 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Oberrohr | 580 mm | 610 mm | 635 mm | 660 mm |
Lenkwinkel | 66 ° | 66 ° | 66 ° | 66 ° |
Sitzwinkel | 73 ° | 73 ° | 73 ° | 73 ° |
Kettenstrebe | 460/470 mm | 460/470 mm | 460/470 mm | 460/470 mm |
BB Drop | -5 mm | -5 mm | -5 mm | -5 mm |
Reach | 395 mm | 422 mm | 444 mm | 466 mm |
Stack | 606 mm | 616 mm | 625 mm | 634 mm |
Uphill mit dem Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano
Wir hatten die Gelegenheit, das Lapierre Overvolt AM 729i Shimano ausgiebig auf den abwechslungsreichen Trails um den französischen Skiort Valberg zu testen. Die Sitzposition fällt sehr ausgewogen aus, mit 183 cm passte das Testbike in Größe L wie angegossen. Bereits auf den ersten Metern Forstweg ist das Rollverhalten der 29″-Laufräder spürbar, das Overvolt AMi 29 hält die erreichte Geschwindigkeit deutlich länger als die kleineren 27,5″-Räder. Doch das Overvolt AMi ist viel zu schade für die Schotterstraße und so führte uns der Weg weiter auf einen schmalen Singletrail.
Der steile Sitzwinkel sorgt für viel Druck auf der Front, das Vorderrad bleibt auch in steilen Abschnitten jederzeit gut beherrschbar und hebt trotz der relativ kurzen Kettenstreben nicht ab. Wenn der Trail etwas technischer wird, spielen die 29″-Laufräder ihre Stärken erst richtig aus und rollen spürbar leichter über kleine Stufen, Wurzeln und andere Hindernisse. Diese Eigenschaften machen das Overvolt AMi 29 Shimano zu einem wahren Kletterkünstler, das Bike fühlt sich sichtlich wohl auf kniffligen Anstiegen. Der Shimano-Motor überzeugt wieder einmal mit seinem natürlichen Fahrverhalten und trägt seinen Teil zum sehr guten Gesamtkonzept bei.
Downhill mit dem Lapierre Overvolt AMi 29 Shimano
Oben angekommen, verlief der Trail zunächst auf einer sanften Wiese, bevor es über ruppige Steinfelder und fiese Steilstücke weiterging. Im vergangenen Jahr war die Strecke Teil der Enduro World Series, doch das Overvolt AMi 29 nimmt anspruchsvollen Trails den Schrecken. Auch auf der Abfahrt bieten die großen Laufräder viele Vorteile. Ist das Bike erst mal auf Speed, lässt sich die Geschwindigkeit sehr gut halten und man pedaliert weniger als gewohnt. Durch den moderaten Lenkwinkel und die 2,6″-Reifen bleibt das AMi dabei immer noch verspielt und spritzig, lediglich bei sehr engen Kehren erfordert es etwas mehr Körpereinsatz als 27,5er-Bikes. Erst in den ruppigsten Abschnitten wünschten wir uns etwas mehr Federweg und einen flacheren Lenkwinkel, doch das hätte wiederum Auswirkungen auf die hervorragenden Uphill-Eigenschaften.
Die Testbikes sind noch Vorserie und die verbauten Dämpfer waren noch nicht final auf den Hinterbau abgestimmt. Doch bereits mit dem Grund-Tune bot das Fahrwerk des Overvolt AMi 29 wenig Anlass zur Kritik. Die Kinematik verfügt über eine relativ hohe Endprogression, sodass es trotz 30 % SAG keine harten Durchschläge gab. Wir hätten uns lediglich etwas mehr Support im mittleren Federwegsbereich gewünscht. Insgesamt verwöhnt das neue Lapierre-Heck den Fahrer mit sanftem Ansprechverhalten und viel Traktion.
Das Overvolt AM 729i liegt genau in der Mitte der Modellpalette, die Ausstattung ist dementsprechend funktional gewählt. Die FOX 34 verrichtete ihren Dienst zwar ohne Murren, doch wir begrüßen die Entscheidung, das Bike in der Serie mit einer steiferen FOX 36 auszustatten. Neu sind die Schwalbe Nobby Nic in 2,6″, die mit ihrer steiferen Apex-Karkasse deutlich besser funktionieren als bisherige Versionen – wir hätten uns an einem Bike dieses Kalibers allerdings noch griffigere und stabilere Reifen gewünscht. SRAMs Guide RE hielt das Overvolt bergab im Zaum und bot mit den großen 200er-Bremsscheiben vorne und hinten jederzeit gute Power und Dosierbarkeit. Die finalen Spezifikationen und Preise waren zum Testzeitpunkt noch nicht bekannt.
Fazit
Bereits letztes Jahr präsentierte Lapierre mit dem Overvolt AM Carbon ein radikales E-MTB, doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, legen die Franzosen ordentlich nach. Das Overvolt AMi 29 ist nicht nur das erste Shimano-E-MTB von Lapierre, sondern auch eines der ersten potenten 29er am Markt. Die großen Laufräder können in der Praxis voll überzeugen und liefern damit ordentlich Zunder für die Debatte um die beste Laufradgröße. Wer ein E-MTB für anspruchsvolles Gelände sucht, sollte sich das Overvolt AMi 29 Shimano auf jeden Fall genauer anschauen – es spielt in der obersten Liga.
Mehr Infos findet ihr auf der Lapierre Website
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