Im Rahmen einer exklusiven Sneak-Peak hat uns Bosch in Reutlingen ihre Neuheiten für das Modelljahr 2017 vorgestellt, darunter das neue Bosch Purion Display und den Compact Charger. Der deutlich wachsende E-Mountainbike-Markt fordert auch von Branchen-Primus Bosch einige wichtige wie spannende Neuerungen – der Performance CX-Motor bleibt jedoch gleich.

Claus Fleischer stellt die neuen Produkt-Linien vor.
Claus Fleischer stellt die neuen Produkt-Linien vor.

Bosch Purion Bordcomputer

Mit dem neuen Purion-Bordcomputer stellt Bosch ein minimalistisches Display vor, das zugleich als Remote-Steuergerät dient. Mit nahezu identischer Funktionalität wie das große, bewährte Intuvia-Display will sich der Konzern nun an Performance-orientierte E-Biker richten, die eine pragmatische wie kompakte Lösung suchen. Das Purion-Display wird auf der linken Seite montiert, wo sich aufgrund der 1-fach-Schaltung kein Schalthebel befindet.

Das Purion-Display ist vor allem für sportliche Fahrer konzipiert, die ein kompakteres Display wünschen.
Das Purion-Display ist vor allem für sportliche Fahrer konzipiert, die ein kompakteres Display wünschen.
Der Abstand zwischen Controller und Bremshebel wurde deutlich gesteigert, damit genügend Platz zwischen Display und Klemmschelle der Bremse bleibt.
Der Abstand zwischen Controller und Bremshebel wurde deutlich gesteigert, damit genügend Platz zwischen Display und Klemmschelle der Bremse bleibt.

Über die doppelt belegten Plus- und Minus-Tasten lassen sich die Unterstützungsstufen einstellen (Off, Eco, Tour, Sport, Turbo). Drückt man die Minus-Taste länger, kann man durch die Informationsanzeige navigieren und sich Geschwindigkeit, Gesamtkilometer, Reichweite und Distanz anzeigen lassen. Drückt man die Plus-Taste länger, kann man das Licht an- oder ausschalten. Zudem zeigt das Purion-Display an, wann der nächste Service-Check beim Fachhändler bevorsteht – vorausgesetzt, der Händler/Hersteller hat diese Funktion voreingestellt.

Das Purion fällt deutlich kleiner als Nyon und Intuvia aus, ist direkt am Lenkergriff montiert trotzdem noch relativ groß.
Wir konnten das Bosch Purion-Display bereits in der Praxis im alpinen Gelände der Schweiz testen. Die Ergonomie überzeugt leider nicht auf voller Länge.
Wir konnten das Bosch Purion-Display bereits in der Praxis im alpinen Gelände der Schweiz testen. Die Ergonomie überzeugt leider nicht auf voller Länge.

Unser Eindruck zum Purion-Display:

Der Bosch Performance CX-Antrieb ist in Kombination mit der neuen SRAM EX1-Schaltung das Maß der Dinge, wenn es um sportlich-aggressives Fahren geht. Allerdings hat bis dato die exponierte Position des Intuvia-Bordcomputers für Kritik unter E-Mountainbikern gesorgt (und auch für verkratzte Displays). Der neue Purion-Bordcomputer verbessert mit seinem kompakteren Design deutlich die Handhabung und verringert das Beschädigungsrisiko im Falle eines Sturzes. Über die Größe des Purion kann man streiten, Fakt ist jedoch: Im direkten Vergleich zu Shimano oder Lösungen, wie man sie bei ROTWILD findet, ist das Purion noch immer recht groß und schafft auch nicht das gleiche Maß an Ergonomie und Bedienungsfreundlichkeit. Parallel zur Bosch-Präsentation in Reutlingen konnten wir das Purion-Display bereits in Flims in der Praxis testen.
Im Testverlauf drehten wir das Display relativ stark nach hinten, um eine einigermaßen natürliche Daumenbewegung beim Betätigen der Plus-Taste zu erreichen. Im Vergleich zum neuen Purion-Remote fühlt sich der bisherige Remote-Hebel des Intuvia-Displays ergonomischer an, zumal die organischere Bauform und die definierteren Tasten-Druckpunkte auch für ein besseres Handling sorgen. In summa geht die Ergonomie des neuen Purion-Remotes in Ordnung, allerdings trüben die eckigen Kanten und steilen Tasten-Winkel den Gesamteindruck. Positiv hervorzuheben ist, dass das Display aus jedem Winkeln gut ablesbar ist.

Bosch Compact Charger

Als weitere News stellt Bosch das neue Ladekabel Compact Charger vor, das leichter und kompakter ist als das Standard-Ladegerät und für Flexibilität auf Touren sorgen soll. Die Vorteile beschreibt Bosch mit 200 g Gewichtsersparnis und 40 % weniger Volumen.
Da das Ladegerät keine Lüftungsschlitze aufweist, soll es zudem unempfindlich gegen Staub sein. Der Compact Charger ist mit allen Bosch-Produktlinien kompatibel – der Active Line, Performance Line und Performance Line CX sowie mit Akkus der Classic+ Line (in Kombination mit dem Charger Adapter). Dabei sollte man sich jedoch bewusst sein, dass mit der Gewichtsersparnis ein fast doppelt so langer Ladevorgang einhergeht (statt 3,5 h braucht eine Voll-Ladung mit dem Compact Charger rund 6,5 h).

Der Compact Charger im Vergleich zum Standard-Ladegerät.
Der Compact Charger im Vergleich zum Standard-Ladegerät.

Bosch Nyon Update

Auch der vor zwei Jahren eingeführte Bordcomputer Nyon hat ein Update erhalten. Nachdem einige Kinderkrankheiten der Anfangszeit mit diversen Updates geheilt wurden und letztes Jahr ein größerer Speicher für mehr Karten eingeführt wurde, erweitert Bosch nun die Konnektivität und Funktionalität – was ein Garmin überflüssig machen soll. So ist mit der neusten Version nicht nur der GPX-Import, sondern auch -Export möglich. Zudem wurden Gaming- und Social-Media-Komponenten eingeführt, um die User-Experience dynamischer und „sozialer“ zu gestalten. Dazu hat das Web-Portal ebike-connect.com einen neuen Anstrich bekommen und bietet vielfältige Infos und Diagramme zur Auswertung der eigenen Fahrten – z. B. der prozentuale Anteil jeder angewählten Unterstützungsstufe während der Fahrt. Die Benutzeroberfläche des Web-Portals erinnert an GarminConnect und Strava – damit macht Bosch deutlich, dass sie selbst ein großes Interesse daran haben, eine eigene Community aufzubauen. Eine Konkurrenz also? In gewissem Maße schon, andererseits bietet das Web-Portal mit der Möglichkeit, die Fahrdaten des Motors auszulesen, ein Alleinstellungsmerkmal und könnte damit eine praktische All-in-One-Alternative zu Garmin und Strava werden.

Ein interessantes Feature des neuen Nyon ist die topographische Reichweiten-Berechnung, so berechnet der Bordcomputer nun auch das Höhenprofil in die Reichweitenkalkulation mit ein. Über den Algorithmus werden zudem Parameter wie aktueller Unterstützungsmodus und Fahrerleistung miteinbezogen. Das Resultat ist eine spiegelei-förmige Fläche, die den Reichweitenradius mit dem aktuellen Batterienstand auf dem Display anzeigt. Dies ist ein erster wichtiger Schritt, um Nyon intelligenter zu machen und vom Informationslieferanten zum mitdenkenden Assistenten zu machen, wie man es bereits von der Specialized Mission Control-App kennt. Die Boot-Time zum Hochfahren des Bordcomputers beim Einschalten des Nyon ändert sich mit der neuen Version nicht.

Der Nyon Bordcomputer wurde um einige Funktionen erweitert. Gleiches gilt für das Bosch E-Bike-Connect-Portal, das mit überarbeitetem Frontend und Social-Funktionen einen großen Schritt macht. Ein neuer Strava-Konkurrent?
Der Nyon Bordcomputer wurde um einige Funktionen erweitert. Gleiches gilt für das Bosch E-Bike-Connect-Portal, das mit überarbeitetem Frontend und Social-Funktionen einen großen Schritt macht. Ein neuer Strava-Konkurrent?
Stefan Schlie bei der Präsentation der neuen Produkte.
Stefan Schlie bei der Präsentation der neuen Produkte.

Bosch DualBattery

Eine gute Nachricht für alle Langstrecken-E-Biker: Bosch führt die DualBattery für den OEM-Markt ein. Über einen Y-Kabelbaum lassen sich so zwei Batterien parallel verwenden. Im Aftermarket ist dies aktuell nicht erhältlich, da diese Modifikationen im Rahmen der aktuellen Rechtslage nicht möglich sind.

Die DualBattery sieht zwar einfach aus, kann unter Umständen aber viel verändern!
Die DualBattery sieht zwar einfach aus, kann unter Umständen aber viel verändern!

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Words & Photos: Robin Schmitt

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.