Barcelona ist bekannt für die Flaniermeile La Rambla, die nach über 130 Jahren immer noch nicht fertig gestellte Kirche La Sagrada Familia oder den traditionsreichen FC Barça. Aber geile Trails zum Biken?

Meine Kollegen und Kumpels konnten es kaum glauben, als ich einen Bike-Trip in der katalanischen Küstenstadt vorschlug. Mein Versprechen: feinste Trails, atemberaubende Aussichten und ein kulturelles Afterride-Angebot, auf das selbst die hippsten Berliner neidisch wären. Ach ja, und dazu Sonne, Strand und Meer …

Klingt nach Paradies? Auf jeden Fall – das ist es aber nur dann, wenn man als Tourist oder Neuling auch die Schattenseiten und Gefahren der Weltmetropole kennt. Doch dazu später mehr.

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Vergesst den Reiseführer!

Es ist immer das gleiche: Besucht man als Tourist eine Stadt, schaut man häufiger in den Reiseführer als auf die Straße und hakt die scheinbaren „Must-Sees“ ab, dabei hat Barcelona weitaus mehr zu bieten als Gaudí, Tapas und Fiesta. Unzählige Subkulturen, Kreativszenen und das neuste In-Viertel findet man kaum in den traditionellen Reiseführern und den Flair einer Stadt lernt man nicht in den touristischen Hotspots kennen, sondern eher im Café um die Ecke – oder mit den Locals.

Wir vertrauten deshalb auf unseren Freund und Barcelona-Local Philip. In jungen Jahren ist er von Deutschland nach Barcelona gezogen und hat sich seine Existenz in der Traummetropole aufgebaut. Heute führt er drei „natural“ Eistee-Läden im Zentrum Barcelonas: Refresca Tea. Selbst ein enthusiastischer Biker und Kumpel von Freeride-Legende und Red Bull Rampage-Gewinner Andreu Lacondeguy, war er der perfekte Guide für diesen Trip.

"Das Problem: Aus der Stadt hier hinauf kommen."
Das Problem: Aus der Stadt hier hinauf kommen.”

Dass sich Großstadt und Biken prinzipiell nicht ausschließen, zeigt Barcelona auf immer wieder beeindruckende Weise. Die Stadt ist am Hang gebaut und bietet einige topografische Besonderheiten. Vom Strand und Meer aus zieht sie sich gen Norden die Hänge des Tibidabo-Berges hinauf. Das macht die Orientierung einfach. Egal wo man sich in der Stadt befindet – folgt man den Straßen bergab, weiß man im Großteil aller Fälle, dass es hier in Richtung Meer und zum unteren Stadtzentrum geht. Doch zurück zum Tibidabo: Hier befindet sich groteskerweise nicht nur eine Kirche im neugotischen Stil direkt neben einem Riesenrad, hier liegt auch der Startpunkt für einige spektakuläre wie anspruchsvolle Trails.

Der Tibidabo ist ein Ort der Freiheit und Besinnung für die Einheimischen. Auf dem Gipfel schwören sich unzählige Paare ewige Treue und genießen den Ausblick über die Stadt. Sportler besiedeln die Collserola, den Park auf dem Tibidabo, und entfliehen damit den stickigen Fitnessbuden, um mit den modernsten Gadgets – Highend-Bikes oder feinste Trailrunning-Ausrüstung – ihr Workout-Pensum zu schaffen.

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Das Problem: Aus der Stadt hier hinauf kommen. 20 Minuten durch den dichten Verkehr der Stadt, stets bergauf – mit dem normalen Bike eine zähe Angelegenheit im Trubel der Stadt. Mit dem E-Mountainbike hingegen beginnt der Spaß schon in der Stadt, wo sich Passanten mit neugierigen Blicken über die Leichtigkeit wundern, mit der wir die Straßen erklimmen!

Und mit jedem Meter, den man erklimmt, wird nicht nur die Aussicht spektakulärer, sondern man entflieht auch dem Trubel der Stadt. Wie in einer anderen Welt fühlt man sich, sobald man vom Gipfel des Tibidabo aus den Bergrücken – auf steinig-technischen Trails – hinabfährt. Einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt findet man hier Ruhe, Natur und Weite.

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Na gut, fast zumindest – unsere Motoren der E-Mountainbikes surrten, als wir ein weiteres Mal hinauffuhren, um einen anderen Trail zu nehmen. Wenn man (so wie wir) die Locals fragt oder im Explorer-Modus von Strava die Trails sucht, stellt man fest, dass hier ein wahres Trailparadies ist.

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Genauso vielfältig und gegensätzlich wie der Gipfel des Tibidabo ist auch Barcelona selbst. Während sich auf der Rambla tagsüber Künstler und Touristen das typisch-spanische Leben in Barcelona vorgaukeln, die Einheimischen diesen Ort aber tunlichst meiden, sieht man bei Nacht Prostitution, Partymeute und Polizei. Trotz der „schmutzigen“ Seiten der Weltmetropole, in der keine Handtasche sicher ist, versprühen das internationale Publikum und das bunte Treiben inmitten der beeindruckenden Architektur ihren Charme.

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Und genau in diesen tauchten wir ein, als wir die Trails Richtung Barcelona City nahmen. Der sandige Untergrund, kombiniert mit fiesen Steinfeldern, fordert so manches Reifen-Tribut, wenn man nicht aufpasst. Und das kann hier schnell passieren. Unzählige Jogging-Schönheiten mischen sich ab dem unteren Drittel des Trails mit der spektakulären, baumfreien Aussicht auf die Stadt und das Meer.

Als uns der Trail in der Nähe der Avenida del Tibidabo wieder ausspuckte, folgten wir unserem Hunger und der Straße bergab, passierten kurz darauf das berühmte Viertel Grácia, fuhren zum Plaza Catalunya und bogen kurz vor der Rambla in eine Seitengasse ab. Denn das beste Essen im Zentrum gibt es definitiv nicht auf der Touristenmeile, sondern in den Restaurants der Seitengassen.

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Burger oder Menú del Día?

Spanien ist bekannt für das Menú del Día. Für 8 bis 12 € erhält man in den meisten Restaurants ein fürstliches Mittagessen mit zwei Gängen, Postre (Nachtisch) und Kaffee – wobei man am besten einen „Cortado“ (kurzer Milchkaffee) bestellt. In der Bar „Lobo“ speist man vortrefflich!

Im Anschluss ging es für uns an den Strand. Während in Deutschland Schnee lag, mussten wir ja zumindest ein fieses Selfie an die Freunde zu Hause schicken …

Auf dem Weg zurück ließen wir das gotische Viertel links liegen und fuhren ins Nachbarviertel „El Born“, um bei Philips Refresca Tea-Laden einen frischgemachten Eistee abzustauben. El Born ist das angesagteste Viertel der Stadt ist. Die Künstler- und Kreativszene floriert und kleine, aber feine Restaurants inmitten der historischen Architektur bieten internationale Küche: die beste Pizza von Sizilianern, feinste südasiatische Küche, moderne Interpretationen von Tapas, Craft-Beer Bars mit bis zu 20 Beers on tab … kurz: alles, was das Schlemmer-Herz begehrt. Doch, wie überall, wo es cool ist, florieren nicht nur die Subkulturen, sondern mittlerweile auch die Mietpreise – die Gentrifizierung ist in vollem Gange.

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Anreise

Barcelona ist ein Traum. Doch wie jede Geschichte hat auch sie einen Haken!
Im Flieger darf man kein E-Bike mitnehmen. Entweder mit dem Auto nach Barcelona oder den Akku per Post an die Hoteladdresse schicken. Aber Achtung: Immer in der Tiefgarage oder auf dem gesicherten Hotelparkplatz parken, nichts im Auto lassen! Je nach Viertel ist die Scheibe andernfalls sehr schnell eingeschlagen. Wenn man mit dem Bike in der Innenstadt einen Café-Stopp einlegt, unbedingt immer (!) das Bike und den Rucksack im Auge behalten. Nicht nur Handtaschen sind in Barcelona unsicher.
Darüber hinaus können wir leider keine „offiziellen Tourvorschläge“ bieten. Denn offizielle Strecken gibt es in Barcelona leider nicht, Mountainbiker sind aber durchweg geduldet.

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Mehr E-MTB Reiseberichte gibts unter ebike-mtb.com/trails-reisen!


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Words: Robin Schmitt Photos: Christoph Bayer

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.