In einem stickigen Shuttlebus neben verschwitzten Typen sitzen und auf kurvigen Bergstraßen den Mageninhalt noch einmal durchgeschüttelt bekommen, darauf hatten wir keinen Bock! Wir wollten eine Region erkunden, massig Trails shredden und die Schönheit der Natur ganz ungefiltert genießen. Deshalb sind wir mit unseren E-Mountainbikes im Gepäck für ein Wochenende ins Trail-Mekka Latsch gereist.

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Eins war uns bei diesem Kurztrip von Anfang an klar: Die Akku-Kapazität unserer Räder würde bei dem, was wir vorhatten, bei Weitem nicht reichen. Doch auf schweißtreibende Uphills ohne Motor-Support hatte keiner von uns Lust. Wir wollten an diesem Wochenende einfach nur Tiefenmeter sammeln – und zwar massig! Wie so oft war auch dieser Trip eine super spontane Idee, und wie so oft war es auch diesmal eine sehr gute!

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Am Donnerstagabend waren wir alle noch daheim und es vibrierte häufig auf der Couch. Es ging rund in unserer WhatsApp-Gruppe. „Mieses Wetter in ganz Deutschland, lasst in den Süden fahren!“, schrieb Max um 21.35 Uhr. Keine 20 min später stand unser Plan: Wir fahren nach Latsch. Das Bike-Eldorado im oberen Etschtal haben wir schon öfter mit unseren unmotorisierten Bikes erkundet – nie aber mit E-MTBs. Das Ziel war wie immer das gleiche: feinste Trails heizen und leckeres Essen sowie guten Wein genießen. Zu viert machten wir uns auf den Weg. Vier Kollegen, vier Kumpels, vier überzeugte E-Mountainbiker: Max, Flo, Noah und ich. Erst ging es rasant über die deutsche Autobahn, dann kurvenreich über den Fernpass in Tirol und letztlich entspannt durch das malerische Südtirol.

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Als wir am nächsten Tag um 9.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein zu einem Café rollten, knisterten unsere Bremsscheiben, die Reifen waren von einer hellen Staubschicht bedeckt und die Arme brannten. Wir hatte bereits die ersten 1.000 Tiefenmeter des Tages hinter uns – und das ohne einen einzigen Balken Akku verbraucht zu haben. Die Gondel hinauf zum kleinen Bergdorf St. Martin macht’s möglich! Sie transportiert Biker von 7.00–8.30 Uhr und 15.00–18.00 Uhr auf eine Höhe von 1.740 m. Oben ausgestiegen empfing uns noch ein kühler Wind, von ihm war jedoch bereits nach wenigen Kurven nichts mehr zu spüren. Die Sonne war stärker und sorgte schon früh am Morgen für angenehme Wärme – dafür ist das Vinschgau auch ziemlich bekannt. Nach einigen relaxten Abschnitten wurde der Trail zusehends technischer. Spaßige Kurven, gefolgt von kleineren Sprüngen und Steinstufen, wir hatten den Tag direkt mit einem der anspruchsvollsten Wege der Region gestartet und haben es nicht bereut! Nach gut zwei Dritteln der Abfahrt spuckte uns der schmale Singletrail auf den Annaberger Böden aus. Hier bot sich uns ein grandioses Panorama und damit die optimale Gelegenheit, alle Kumpels, die an diesem Wochenende im verregneten Deutschland geblieben waren, so richtig neidisch zu machen. Die Handys gezückt, Selfies geschossen und dann nichts wie runter zum Frühstück. Der Tag hätte weiß Gott schlechter starten können.

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Nach dem liftunterstützten Warm-up und einem starken Espresso nahmen wir die eigentliche Tour des Tages in Angriff, ein Highlight, das nur wenig von den lokalen Shuttle-Unternehmen angefahren wird. Nun waren Akku-Kapazität und Vernunft gefragt, um nicht zu schnell zu viel Energie zu verblasen. Geschlossen pedalierten wir in der niedrigsten Unterstützungsstufe gegen den Strom der Etsch auf dem gut ausgebauten Radweg talaufwärts in den kleinen Ort Morter. Kaum erkennbar zwischen einigen Häusern zweigte dort plötzlich eine kleine Straße nach rechts den Berg hinauf. Und dann kam erst einmal ein über 1.000 Höhenmeter langer Anstieg mit konstanter Steigung. Wir fuhren durch einen lichtdurchfluteten Wald, dann weiter auf einer Bergstraße, an der links steile Wiesenflanken gen Tal zogen. Ebenso gut versteckt wie der Beginn des Uphills war auch der Einstieg des Trails, den wir mit zwei verbliebenen Akku-Balken erreichten. Endlich war es Zeit für Mountainbiken in seiner besten Form! Erst ging es auf einem schmalen Pfad im Zick-Zack eine Wiese hinab, ehe der Trail und damit auch wir unter dem dichten Dach des Waldes abtauchten, um technische Schlüsselstellen zu knacken und auf flowigen Abschnitten Vollgas zu geben.

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Ein Urlaub in Südtirol wäre nichts ohne das grandiose Essen – und das bekommt man hier an jeder Ecke bzw. auf jedem Dorfplatz. Nach einem Aperitif stärkten wir uns mit Kaspressknödeln, Schlutzkrapfen und Salat, ehe wir uns wieder auf die Räder schwangen, um die restlichen zwei Akku-Balken in Fahrspaß zu verwandeln. Mit einem letzten Rest Energie erreichten wir einen der mehreren Einstiege des Propain-Trails. Was folgte, war ein Kurven-Gemetzel erster Güte, garniert mit Staub, Staub und noch mehr Staub.

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Mit leeren Akkus (nicht nur in unseren E-Bikes) rollten wir zurück zu unserem Hotel. Zeit, frische Energie zu tanken, denn das Programm für den nächsten Tag stand von vornherein fest – so viel Biken, wie nur geht. Denn in der Region gab es noch so viel zu entdecken und die Nordseite des Tals hatten wir mit unseren E-MTBs noch gar nicht ausgecheckt. Wir sollten es nicht bereuen!

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Anreise

Latsch erreicht man mit dem Auto aus zwei Richtungen: über den Reschenpass oder von Meran aus. Die Anreise dauert von München ca. 4 h.

Die besten Trails

In Latsch finden Bike-Enthusiasten sowohl natürliche als auch gebaute Trails. Freunden flowiger Abfahrten seien der Holy Hansen und der Propain-Trail ans Herz gelegt. Ein echtes Highlight ist die Tour vom Stilfser Joch über den Goldsee-Trail. Hier muss das Rad jedoch für rund 80 Hm geschoben werden. Ganzjährig staubige Trails findet man auf der Sonnenseite des Tals. Besonders beliebt ist dort der Sunny Benny-Trail.

Gutes Essen

In Latsch selbst gibt es einige gute Restaurants. Wer auf Gegrilltes steht, wird im Bierkeller glücklich. Gute Pizza zum fairen Preis wird in der Pizzeria Aqua Forum direkt am Schwimmbad serviert. Doch es gibt noch unzählige weitere gute Adressen wie z. B. das Gasthaus Sonneck in Laas, die Pizzeria St. Sisinius in Laas, das Gasthaus Zur goldenen Rose in Schlanders oder die Pizzastube Sonne in Tschars.

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Übernachtung

Touristisch top erschlossen gibt es in Latsch und Umgebung eine enorme Vielzahl an Hotels, Ferienwohnungen, Pensionen und Campingplätzen. Die besten Bike-Angebote findet ihr auf der Bikehotels Website.


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