Dieses Jahr feiert das Mountainbike sein 40-jähriges Jubiläum. Doch das ist nicht das Einzige: Haibike, das mittelständische Unternehmen aus Schweinfurt, das den E-Mountainbike-Trend gesetzt und damit die größte Innovation seit Erfindung des Mountainbikes geschaffen hat, wird dieses Jahr 20. Wir haben einen Blick ins Geschichtsbuch der Firma geworfen und waren dabei vor allem von einer Person beeindruckt: Susanne Puello, CEO von Haibike und die Person, welche von Anfang an gemeinsam mit ihrem Mann Felix für den Mut und Erfolg der Schweinfurter stand.

Susanne Puello ist eine Frau, die weiß, was sie will. Und die charismatische Fränkin mit dem strahlenden Lächeln weiß auch, wie der Weg zum Ziel auszusehen hat. Sie ist eine der wenigen Frauen in der Bikeindustrie in einer hohen führenden Position und vermutlich die einzige, die in den letzten Jahren eine solche Erfolgsgeschichte hingelegt hat. An die EUROBIKE 2010 wird sich Susanne wohl noch in 50 Jahren erinnern. Kurz, nachdem am ersten Messetag in Friedrichshafen die Türen geöffnet wurden, herrschte reges Treiben am Stand von Haibike. Der Grund: Die Unterfranken präsentierten zwei E-Mountainbikes und ein E-Trekkingbike an ihrem Stand. Heute keine Besonderheit, damals eine echte Revolution.

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„Geht nicht“ gibt’s nicht

Es gibt in Franken eine bekannte Redewendung: „Des kannst net machn, weil des geht einfach net.“ Ein Wortlaut, der bei Haibike nicht existiert. Statt in konventionellen Kategorien zu denken, hinterfragen die Unterfranken den Status quo und grübeln über „the next big thing“. Treibende Kraft: Susanne Puello. Sie war es auch, die von Anfang an hinter dem Konzept E-Mountainbike – pardon, „ePerformance“, wie Haibike es nennt – stand. Und sie war es auch, die sich dafür einsetzte, im Jahr 2010 das schwarz-weiße eQ XDURO-Fully gemeinsam mit dem E-Hardtail und dem E-Trekkingrad an Stahlseilen über dem Messestand schweben zu lassen. „Die Meinung der Journalisten und Fachbesucher war mir gar nicht so wichtig“, sagt sie. „Die hielten uns eh für verrückt. Aber die Konsumenten hingen am Publikumstag wie eine Traube an diesem Bike – und sie haben es sofort verstanden.“

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Die Branche auf den Kopf gestellt

Die Basis für den Erfolg von Haibike lieferte, rückblickend betrachtet, eine ziemlich simple Idee. Den eigentlich für die Anwendung an der Rahmen-Unterseite entwickelten Bosch-Antrieb drehten die Unterfranken und stellten so nicht nur den Motor, sondern gleich die gesamte Bike-Branche auf den Kopf. Statt exponiert unter dem Bike befand sich das Kraftpaket jetzt sicher integriert und vor Steinschlägen geschützt im Inneren des Rahmens. Mit dem damit verbundenen Erfolg hatte Haibike selbst nicht gerechnet. Nach anfangs 2.000 vorgeorderten Bikes wurde innerhalb kürzester Zeit die gleiche Menge nachbestellt und war im Nu ausverkauft.

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Die Faszination Fahrrad in der DNA

Fahrradliebe wird in Susannes Familie mit der DNA mitgeliefert: EngelbertWiener, Susannes Urgroßvater, war der Mann, der die Bike-Leidenschaft in der Familie etablierte. Er gründete im frühen 20. Jahrhundert in Schweinfurt eine kleine Fahrradmanufaktur, die später zur Winora Group heranwuchs. Da Susanne mit ihrem Abi leider nicht den erforderlichen Numerus clausus für das Studium der Agrarwissenschaften erfüllte, begann sie mehr oder weniger freiwillig eine Ausbildung im Familienunternehmen. Dabei durchlief sie sämtliche Abteilungen und erlernte das Handwerkszeug für ihre heutige Tätigkeit. Ihr Steckenpferd: der Vertrieb. Eine Stärke, von der Haibike noch heute enorm profitiert. Schließlich sind es die Händler, die am Ende die Räder verkaufen und gerade bei der Präsentation der ersten E-Mountainbikes war einiges an Vertrauen gefragt.

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Der weibliche Steve Jobs

Es ist eines der bekanntesten Zitate des Apple-Gründers: „Bleibt hungrig, bleibt unvernünftig.“ Doch es könnte auch genauso gut von Susanne Puello stammen. Seit 1993 ist sie mittlerweile Geschäftsführerin der Winora Group, hat die Firma durch manch stürmische Zeit manövriert und hat zwei Firmenverkäufe, erst an Derby Cycle, dann an die Accell Group, begleitet. Bereits drei Jahre nach ihrem Aufstieg in die Geschäftsführung gründete sie mit ihrem Mann Felix die Marke Haibike und wollte sie von Anfang an im Premium-Segment positionieren – wie dieser etwas in die Jahre gekommene Katalogtext von 1997 belegt:

„Hai Fans,
Schuppen von den Augen – hier kommt der Hai! Wer jetzt noch ohne auftaucht, geht baden: Hai-Bike – die abgefahren schrillen Thrill-machines. Gnadenlos gut, kompromisslos Hai-End! […] Raus kommt am Ende Hai-End – was sonst? Von den unübertrefflichen eXTRas aus dem Land des Lächelns und der Kugelfische bis zur ultimative Hai-Tech-Suspension aus Bayern (das Maß aller Dinge!) haben wir alles an Land gezogen, was was taugt! Warnung: Hai kostet! Aber wer erstmal Hai gekostet hat, ist high. Und wer Hai hat, happy!“

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„Es macht keinen Sinn, smarte Mitarbeiter einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir holen smarte Mitarbeiter, damit sie uns sagen, was wir machen sollten.“

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Mittlerweile ist der Bindestrich im Namen ebenso verschwunden wie der Hai am Oberrohr der Bikes. Was jedoch geblieben ist, sind die familiäre Atmosphäre im 350-Mitarbeiter-Unternehmen und der Pioniergeist der Anfangsjahre. Genau wie der fruchtige amerikanische Elektronikkonzern überrascht auch Haibike jedes Jahr mit neuen Innovationen:
Das erste 29er-E-MTB, das erste E-Roadbike, das erste E-MTB mit elektronischem Fahrwerk, das erst Carbon-E-MTB-Fully, das erste E-Fatbike, das erste E-Downhillbike und mit eConnect das erste System als Baustein smarter e-Performance-Bikes – die Liste ist lang. Dieser Innovationsdrang kommt nicht von ungefähr und einen großen Anteil hat hier sicher der vertrauensvolle Führungsstil, der Susanne auszeichnet. Frei nach Steve Jobs gilt auch bei ihr: „Es macht keinen Sinn, smarte Mitarbeiter einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir holen smarte Mitarbeiter, damit sie uns sagen, was wir machen sollten.“

In diesem Sinne sind wir mehr als gespannt, mit welcher Neuheit Haibike uns als nächstes überraschen wird. Glückwunsch zum Firmenjubiläum und auf die nächsten 20 Jahre Pioniergeist! Cheers!

Für mehr Informationen über Haikbike schaut auf haibike.com

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Words: Photos: Christoph Bayer, Haibike